Schattenblick → INFOPOOL → UNTERHALTUNG → PERRY-RHODAN


ERSTAUFLAGE/910: Inhaltliche Zusammenfassung von Nr. 2916 (SB)


Kai Hirdt

Gestohlenes Leben

Perry-Rhodan-Heft Nr. 2916


August 1551 NGZ - Sternhaufen M13, Giromsystem

Die Botschaft des Gemen Bhal Kharnaim, daß alle Bewohner der Kristallbaronien sich an Bord des Sprosses KYLLDIN einer Zelldusche unterziehen können, die ihr Leben um 62 Jahre verlängert, löst einen Ansturm auf das Giromsystem aus. Doch man weiß auch, daß der Spross YETO, der im Solsystem entstanden ist, 200.000 gutgläubige Bürger der Liga entführt hat.

Erbbaron Yergeo da Gnotor will nicht nur testen, was von den Versprechungen der Gemini zu halten ist, sondern ihn reizt auch die Lebensverlängerung. Deshalb geht er das Risiko ein, das Angebot der Gemini anzunehmen. Daß sich dabei vermutlich auch sein Extrasinn heilen läßt, spielt weniger eine Rolle.

Yergeo da Gnotors Extrasinn ist schon vor Jahren aufgrund einer seltenen Krankheit verstummt. Diese Krankheit hat den Schläfenlappen verkümmern lassen, der die Geschehnisse um den Baron einst als unabhängige Kontrollinstanz bewertet und ihn mit Ratschlägen unterstützt hatte. Eigentlich vermißt da Gnotor seinen Extrasinn gar nicht, denn inzwischen hat er mit seinen 160 Jahren genug Lebenserfahrung, um nicht auf ihn angewiesen zu sein. Im Gegenteil, er ist bei der Bevölkerung sehr beliebt, weil sein Regierungsstil weniger kalt und berechnend ist, als derjenige anderer Barone. Wenn er auf ein berechnendes Verhalten angewiesen ist, bedient er sich seines Roboters Ovasa.

Weil er sich die Zelldusche so sehr wünscht, daß seine Urteilskraft dadurch beeinträchtigt werden könnte, übergibt er seine Amtsgeschäfte an den Wahlbaron Segos Isirea und verfügt, daß der Spross KYLLDIN auch ohne Rücksicht auf sein Leben angegriffen wird, wenn dies nötig sein sollte.

Bhal Kharnaim heißt da Gnotor, die greise Mehandor Quendressa und deren hirngeschädigte Enkelin Kylldin - die Hüterin des Sprosses - im Spross KYLLDIN freundlich willkommen und erklärt da Gnotor auf dessen Wunsch die Verjüngungsprozedur, denn um eine solche handelt es sich. Die Physiodrone des Sprosses sind nämlich andere Zellduschen, als man sie von ES her kennt. Sie stoppen nicht nur den Alterungsprozeß für 62 Menschenjahre, sondern führen die Körper derjenigen, die sich der Verjüngung unterziehen wollen, in ihre Jugendform zurück. Davon hält die Mehandor Quendressa überhaupt nichts. Sie will aber auch nicht zulassen, daß ihre Enkelin sich diesem Gerät anvertraut, ohne zu wissen, was darin passiert. Also unterzieht sie sich doch der Prozedur, die in mehreren Zyklen abläuft. Um das jugendliche Alter wieder zu erreichen, wird sich da Gnotor zwei Zyklen unterziehen, während Quendressa aufgrund ihres höheren Alters drei Zyklen durchmachen muß.

Nach einer da Gnotor endlos erscheinenden Zeit, in der sein Bewußtsein zwischen Sein und Schmerz wechselte, endete die Qual der Verjüngung und entläßt ihn in eine gnädige Ohnmacht. Als er daraus wieder erwacht ist sein Körper um 130 Jahre verjüngt, aber er fühlt sich nicht mehr vertraut an. Seine Muskeln sind viel kräftiger, aber was das schlimmste ist - er hat wieder einen Extrasinn, und zwar einen ausgesprochen aggressiven, der ihn nicht nur ständig mit "du Narr" anspricht, was er vor da Gnotors Erkrankung nicht getan hat, sondern ihn immerzu auffordert, den Spross oder wenigstens die Physiotrone zu erobern.

Was da Gnotor auch sofort auffällt, ist, daß seine Erinnerungen an sein früheres Leben seltsam emotionslos sind, so als wären sie seinem Gehirn in einer Hyperschulung aufgeprägt worden. Nur die Erinnerungen an Geschehnisse, die vor seinem 31. Lebensjahr - also dem Alter, das sein Körper nun hat - stattfanden, werden von Emotionen begleitet.

Der Gemen bestätigt, daß da Gnotors Erinnerungen vor Beginn der Prozedur gespeichert und dem verjüngten Körper danach neu aufgeprägt worden sind. Sein junger Körper empfindet nur noch bei den Erinnerungen an die Dinge, die bis zu seinem 31. Lebensjahr geschehen sind, etwas. Alle Erlebnisse danach sind nur noch gepeicherte Fakten. Da Gnotor befürchtet, daß die Gemeni seine Erinnerungen auch manipuliert haben könnten. Dann wäre es unverantwortlich, sein Regierungsamt weiter auszuüben.

Das Kind Kylldin ist vollkommen geheilt. Da Gnotor wird bewußt, daß die Fähigkeit der Physiotrone, alle Krankheiten zu heilen, diese Geräte unbeschreiblich wertvoll macht. Wenn die Kristallbaronie Girmomar die Kontrolle über diese Maschinen erringen könnte, könnten die Verhandlungen über eine Allianz aller Baronien unter ganz anderen Voraussetzungen weitergeführt werden.

Kylldins Großmutter ist nach der Verjüngung eine wunderschöne Frau, deren Anblick in da Gnotor Lustgefühle weckt. Erst Quendressas barsche Worte bringen ihn wieder zu Verstand. Sie ist über die Veränderung ihrer Erinnerungen nicht so entsetzt. "Es schmerzt nicht mehr so wie zuvor", stellt sie nur fest. Sie empfindet das als Erleichterung. Da Gnotor ist jedoch der Ansicht, daß wesentliche Teile seines Lebens gestohlen und durch eine fadenscheinige Version ersetzt worden sind. Er will den Ort, an dem ihm das angetan worden ist, verlassen und hofft, in seinem vertrauten Palast das wiederzufinden, was ihm genommen worden ist.

Doch die Gemeni wollen ihn unter Beobachtung halten, um zu überprüfen, wie sein neuer Körper die Verjüngung geistig annimmt. Sie wollen reagieren können, falls etwas Unvorhergesehenes geschehen sollte. Diese Behauptung versetzt da Gnotor erst recht in Rage. Quendressa will ihn beruhigen und zur Vernunft bringen. Doch da Gnotor wird immer aggressiver, es gelingt ihm nicht, seine Gereiztheit unter Kontrolle zu bekommen - ein Umstand, der ihm völlig unvertraut ist. Das lange Warten, die nervtötende Quengelei des Extrasinns und das nagende Gefühl, daß etwas mit seinen Erinnerungen nicht stimmt, setzen ihm schwer zu. Der Logiksektor versucht, die Kontrolle über da Gnotors Körper zu erringen. Der Baron kann ihn zwar noch abwehren, aber er weiß, daß er unbedingt Hilfe braucht.

Die Gemeni bieten ihm an, den Prozeß zu wiederholen, um den Fehler zu eliminieren. Zuvor müssen sie ihn jedoch noch einige Tage beobachten, um den Fehler kennenzulernen und die Verjüngung besser an seinen persönlichen Bedarf anzupassen. Da Gnotor möchte allerdings zuvor zu seinem Volk sprechen.

In der Zwischenzeit sorgen die Heimatflotte der Kristallbaronie und die Kristallarmada dafür, daß das Einflugverbot ins Giromsystem eingehalten wird. Die meisten Offiziere der Kristallarmada, einer Söldnerarmee, gelten als Anhänger des Imperators. Ihr Oberkommandierender Has'athor Vartkon da Orbonodh legt ein recht aggressives Verhalten an den Tag und muß von Zaroia da Bargk, der Kommandantin des GWALON-Raumers KATOR GIRMOMAR, die im Auftrag der Barone handelt, zurückgepfiffen werden. Da Orbonodh hatte ohne Absprache mit den Baronen ein Sperrfeuer gelegt, als ein Raumgleiter das Einflugverbot mißachtet hat. Später jedoch ist Zaroia da Bargk selbst gezwungen, die Raumjacht eines uneinsichtigen ehemaligen Flottenangehörigen zu vernichten, dem es durch herausragendes Können gelungen ist, die Absperrungen zu umfliegen. Sie hat keine andere Wahl, will sie verhindern, daß andere nachfolgen. Solange man nicht weiß, was von den Gemini zu halten ist, muß sie davon ausgehen, daß auch der Spross KYLLDIN, wie es im Fall des Sprosses YETO im Solsystem geschehen ist, möglicherweise diejenigen entführt, die sich an Bord begeben.

Weitere Aufregung verursacht die Nachricht, dass die GOS'TUSSAN II geortet wurde, Bostichs Flaggschiff. Der Doppelkhasurnraumer befindet sich im Paros-Modus und hat den Ortungsschutz nur kurz gesenkt, um die Heimatflotte der Kristallbaronie Girmomar auf sich aufmerksam zu machen. Zaroia da Bargk, die von Baron Isirea den Auftrag bekommt, dafür zu sorgen, daß das Flaggschiff des ehemaligen Imperators nicht zur Gefahr für die Baronie wird, nimmt über gestreute Sonden versteckt Kontakt zur GOS'TUSSAN II auf, kann aber nicht mit Bostich persönlich sprechen.

An Bord von KYLLDIN erhält Yergeo da Gnotor die Gelegenheit, mit Wahlbaron Segos Isirea zu sprechen, dem er sich in seinem verjüngten Zustand zeigt. Isirea ist der Ansicht, daß da Gnotor das Gegenteil von dem, was er beabsichtigt, erreichen wird, wenn er in seiner jetzigen Gestalt zum Volk spricht. Deshalb läßt da Gnotor seine Ansprache, in der er das Volk um Geduld bittet, von den Positroniken mit alten Bildern von sich hinterlegen.

Als kurz darauf beim Anblick Quendressas abermals seine Hormone verrückt spielen, übernimmt der Extrasinn kurzerhand die Kontrolle über seinen Körper und befiehlt Ovasa, ein Physiotron für die Kristallbaronie zu sichern. Danach bricht da Gnotor zusammen, bleibt aber bei Bewußtsein. Hilflos muß er es über sich ergehen lassen, daß Ovasa ihn auf dem Weg zu einem Physiotron durch die Gänge schleppt. Kylldin stellt sich zum Entsetzen Quendressas dem Kampfroboter in den Weg und singt auf eine Art und Weise, wie es da Gnotor noch nie gehört hat. Die Tonfolgen sind fremd, ätherisch und zugleich wunderschön und scheinen eine Wirkung auf da Gnotors Extrasinn zu haben. Der Logiksektor tobt und verlangt, Kylldin zu töten. Doch allmählich verliert er die Kontrolle über da Gnotor und den Roboter. Ovasa setzt da Gnotor ab, der unglaublich erleichtert ist und Kylldin vor Dankbarkeit umarmt.

Nun kann die Verjüngungsprozedur wiederholt werden. Eine weitere Verjüngung findet dabei nicht mehr statt, aber der Extrasinn verhält sich danach normal.

Bei einem weiteren Gespräch gibt Isirea seinem Amtskollegen da Gnotor durch Andeutungen zu verstehen, daß Bostich mit der GOS'TUSSAN II aufgetaucht ist. Für da Gnotor steht nun fest: Das kann nur Krieg bedeuten. Bhal Kharnaim gestattet ihm, den Spross zu verlassen, um seine Amtsgeschäfte wieder aufzunehmen. Kylldin und Quendressa kommen zu seinem Bedauern nicht mit, sie wollen im Spross bleiben.

Als er sich in der Öffentlichkeit in seinem verjüngten Zustand zeigt, können nun alle sehen, daß die Gemeni nicht gelogen haben.

Von all dem weiß Kommandantin da Bargk noch nichts, als sie die Erlaubnis erhält, an Bord der GOS'TUSSAN II zu kommen, die von innen aufgrund fremdartiger Technik gar nicht mehr wie ein arkonidisches Schiff aussieht. Zu Bostich wird sie nur vorgelassen, wenn sie auf ihren Trupp Soldaten, der sie begleitet hat, verzichtet. Selbst der Zweifler, ein kaum handgroßer, grünhäutiger Kolonialterraner, der ihr immer mit seinem Rat zur Seite steht, muß zurückbleiben.

Bostich scheut das Licht. Zaroia da Bargk muß sich durch eine fast undurchdringliche Schwärze vortasten, bis sie einen Raum betritt, in dem sich Bostich in Begleitung eines Haluters namens Sawru Maudh aufhält. Der ehemalige Imperator ist kaum mehr als Arkonide zu erkennen. Seine Haut ist vollkommen schwarz und haarlos. Die Augen glühen rot wie die eines Haluters. Sein ganzer Leib ist abnorm muskulös, besonders der rechte Arm ist dicker als da Bargks Oberschenkel. Bostich, dessen Stimme nicht mehr als ein langsames, heiseres Flüstern ist, verkündet, er sei in der Stunde der Not zurückgekommen, um die Arkoniden vor ihrem schlimmsten Fehler zu bewahren. Er betrachtet sich noch immer als Imperator und verhöhnt Zaroia da Bargk, die sich als Befehlshaberin der Heimatflotte von Girmomar bezeichnet. Da Bargk ist klar, daß die GOS'TUSSAN II ihrer Flotte weit überlegen ist.

Bostich glaubt, daß die Gemeni eine Gefahr für die gesamte Galaxis darstellen. Er will den Spross erobern oder, wenn es sein muß, auch vernichten. Dafür ist er auch bereit, ganz Girmomar zu opfern. "Was kümmert mich ein Planet, wenn es um den Bestand des Imperiums geht?", hält er da Bargk entgegen, als sie Einwände äußert. Sie soll ihrem Baron seine Befehle übermitteln, denn ab nun übernähme er den Befehl über alle kampffähigen Einheiten im Giromsystem.

27. Juli 2017


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang