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ERSTAUFLAGE/805: Inhaltliche Zusammenfassung von Nr. 2809 (SB)


Oliver Fröhlich

Heimsuchung

Perry-Rhodan-Heft Nr. 2809


29. März 1518 NGZ

An Bord der GALBRAITH DEIGHTON V geschehen merkwürdige Dinge. Pino Gunnyveda glaubt, seine Küche raune ihm eine Warnung zu, die er aber nicht verstehen kann. In den Kabinen versagt die Temperaturregelung, Türen gehen nicht mehr auf, Kleidungsstücke verschwinden, ein Besatzungsmitglied wird von seiner Gel-Matratze malträtiert ...

Topper Chimes und Sitor Tapanuli gehören zur Besatzung der GAL-LK 19, einem Kreuzer der GALBRAITH DEIGHTON V. Sie sind enge Freunde, obwohl beide in die Halbakonin Myala Làs-Therin verliebt sind, die an der Funkstation tätig ist. Die drei verbringen ihre Freizeit meist zusammen und gehen gern im Biotop des Kreuzers spazieren. Dort fangen plötzlich die Holokraniche, die über den imaginären Himmel ziehen, an zu flackern und erstarren.

Es bleibt jedoch nicht bei eher harmlosen Fehlfunktionen des Logik-Positronik-Verbunds, kurz LPV. Topper Chimes, der sich noch nicht von dem mentalen Schock erholt hat, den die Zerstörung der Ordischen Stele ausgelöst hat, und unter schlimmen Alpträumen leidet, hat sich von seinem Medoroboter ein Mittel zur Lösung seiner inneren Anspannung verabreichen lassen und leidet seitdem unter Halluzinationen. Schlimmer erwischt es seinen Freund Sitor Tapanuli, der von seiner Dusche mit kochendheißem Wasser verbrüht wird und weder die Duschkabine verlassen, noch das Wasser abstellen kann. Er trägt schwere Verbrennungen davon. Auf dem ganzen Schiff häufen sich die Krankmeldungen. Erst allmählich erfährt die Kommandantin Anna Patoman davon. Der LPV hat die Meldungen nämlich nicht an sie weitergeleitet, was seine Pflicht gewesen wäre.

Die arkonidische Positronikspezialistin Heydaran Albragin hat als erste den Verdacht, daß die Vorfälle einen Angriff auf die GALBRAITH DEIGHTON V darstellen, der von innen geführt wird. Sie hat stundenlang die Aufnahmen der Schlacht gegen die Tiuphoren studiert und beobachtet, wie ein Tiuphorenraumer nur einen Schuß auf die GALBRAITH DEIGHTON V abgab und danach sofort abdrehte. Sie vermutet, daß mit diesem Schuß ein Virus an Bord gelangt ist, der nun den LPV manipuliert. Die gesamte Kommunikation mit der Außenwelt bricht zusammen und die Ortung fällt aus. Nun wird klar, daß das Schiff von den Tiuphoren auf diese Weise einfach übernommen werden kann. Die Besatzung wird systematisch demoralisiert und ihrer technischen Grundlagen beraubt. Heydaran Albragin macht sich Vorwürfe, daß sie sich bislang keine Gedanken darüber gemacht hat, wie die Übernahme der bereits von Tiuphoren eroberten Schiffe überhaupt erfolgt sein konnte.

Albragins Gesellschafter Dirikdak, ein ehemaliger KATSUGO-Kampfroboter, trägt etliche Miniroboter in sich, die mit Miniaturpräzisionsdesintegratoren und diversen mikrotechnischen Instrumenten ausgerüstet sind. Sie können sich unbemerkt in Maschinen bohren, deren positronische Elemente analysieren und durch andere ersetzen. Die Existenz dieser Miniroboter hat Albragin der Kommandantin bisher verheimlicht, ebenso, daß die Waffensysteme des Roboters immer noch scharf sind. Doch Anna Patoman nimmt ihr das nicht übel, denn Dirikdak ist der einzige, der das Führungsteam der Tiuphorenwacht nun noch schützen kann. Da der Roboter nicht mit dem LPV verbunden ist, ist er noch nicht infiziert.

Dirikdak ist einer arkonidischen Sagengestalt nachgebildet. Er hat ein umfangreiches Repertoir an Liedern, in denen die "Marschberichte des Vogels Dirikdak" besungen werden. Die Geschichten, in denen er einem unverschuldet in Not geratenen Volk hilft, haben alle denselben Aufbau. Die Bedrängten bitten den Vogel, der "an jenem Tag, der sich von allen Tagen unterscheidet", zu ihnen kommt, für sie dorthin zu fliegen, von wo die Gefahr ausgeht. Daraufhin sagt er immer traurig, "Ich kann nicht fliegen, aber ich kann für euch - und darin unterscheiden sich die Geschichten - singen, flöten, weinen ..." In dieser Tätigkeit geht er so vollständig auf, daß alle Menschen und Tiere herbeikommen und mit ihm singen, flöten, weinen ... Die Folge ist, daß die Not ein Ende findet. "Und die Welt ist eine andere seitdem."

Heydaran Albragin hat auf den Holos, die der LPV überall auf dem Schiff zeigt, gesehen, daß betäubte Besatzungsmitglieder weggeschleppt werden. Die Toten bleiben liegen. Also wird die Mannschaft noch für irgendetwas gebraucht. Sie entdeckt auf den Aufnahmen aber auch Besatzungsmitglieder, die sich erfolgreich vor den überall patrouillierenden Kampfrobotern verstecken können. Daraus zieht sie den Schluß, daß die Tiuphoren nicht alles sehen können, was auf dem Schiff passiert. Offensichtlich werden die Aufnahmen der Optiken nicht an sie weitergeleitet. Sie vermutet, daß die Tiuphoren ihre Informationen über die Multikom-Armbänder bekommen, die die meisten Menschen an Bord tragen. Folglich entledigen Albragin, Patoman und Gunnyveda sich ihrer Armbänder und hoffen, daß das viele andere auch tun werden. Dann legen sie drei SERUNs an, denen Dirikdak die infizierten Positroniken entnommen und Steuerteile aus seinem Fundus eingebaut hat. Die SERUNs können nun über Albragins Kommando-Haube koordiniert werden, mit der sie normalerweise über ihre EPPRIK-Raumer gebietet und mit Dirikdak und den Minirobotern in Kontakt steht.

Als Anna Patoman angesichts der zunehmenden Fehlleistungen des LPVs die Alarmstufe von Gelb über Orange bis Rot erhöht, löst sie ein noch rigideres Vorgehen des Positronik-Verbunds gegen die Besatzung aus. Sich auf positronische Systeme zu verlassen, ist nun lebensgefährlich. Leider sind die Besatzungsmitglieder auf einem Schiff so daran gewöhnt, sich den Positroniken bedingungslos anzuvertrauen, daß es zu vielen Unfällen kommt. Antigravschächte fallen aus und die Menschen stürzen in die Tiefe. Medoroboter schädigen die Menschen anstatt ihnen zu helfen. Türen schließen sich in dem Moment, wenn man gerade dazwischen steht.

Da Rotalarm bedeutet, daß alle Besatzungsmitglieder auf ihre Posten zurückkehren müssen, versuchen Topper Chimes und Sitor Tapanuli auf die GAL-LK 19 zu gelangen. Topper Chimes hatte Sitor Tapanuli mit den schweren Verbrühungen in die Medostation des Mutterschiffes gebracht und sich selbst dort wegen der Halluzinationen untersuchen lassen. Tatsächlich hatte der Medoroboter ihm tags zuvor eine Droge verabreicht. Topper Chimes kostete es viel Mühe, dem Mediker klar zu machen, daß er und Sitor Tapanuli sich keinem positronischen Gerät mehr anvertrauen wollen. Zwar wurde Tapanulis Gesicht bereits mit nachgezüchteter Haut rekonstruiert, doch er müßte eigentlich noch ruhen. Die beiden wollen aber unbedingt zur GAL-LK 19 und sich davon überzeugen, daß es Myala Làs-Therin gut geht. Unterwegs müssen sie Kampfrobotern ausweichen, die Besatzungsmitglieder, die sich wehren, einfach erschießen.

In der Zwischenzeit sind ein Kampfroboter, zwei Wartungszylinder und eine Reinigungseinheit in die Zentrale der GAL-LK 19 eingedrungen und haben die Besatzung überwältigt. Dem Kommandanten, der versuchen wollte, mit dem Kreuzer aus dem Hangar auszubrechen, wurde kurzerhand das Genick gebrochen. Die Positronik hat ein anderes Besatzungsmitglied zum Kommandanten erklärt und befiehlt ihm, alle Anweisungen zu befolgen.

Als Topper Chimes und Sitor Tapanuli endlich den Hangar erreichen, zielt gerade einer der dort stehenden Kreuzer auf das Hangarschott, um es zu verschweißen. Die Hitzeentwicklung ist so mörderisch, daß Tapanulis noch nicht verheilte Wunden höllisch schmerzen. Es bleibt den beiden nichts anderes übrig, als SERUNs anzulegen und zu hoffen, daß deren Systeme noch nicht verseucht sind. Es gelingt ihnen, in die GAL-LK 19 einzudringen. Keine Sekunde zu früh, denn im selben Moment bricht im Hangar die Hölle los. Vier Kreuzer eröffnen plötzlich das Feuer aufeinander. Sitor Tapanuli verliert vor Schmerzen das Bewußtsein. Topper Chimes muß ihn zurücklassen und hofft, daß der SERUN ihm nicht schaden wird. Als er die Zentrale erreicht, findet er nur noch die Leiche des Kommandanten. Holos zeigen, daß die Besatzung in der Messe zusammengetrieben wurde. Dem ersten Impuls, zu versuchen sie zu befreien, widersteht Topper Chimes. Daß überhaupt Holos gezeigt werden, hat den Sinn, etwaige Nachzügler genau dorthin zu lotsen.

Der LPV kappt sämtliche Kommunikationsmittel, so daß kein koordiniertes Vorgehen der Besatzung mehr möglich und jeder auf sich allein gestellt ist. Topper Chimes plant,mit einem Gleiter aus dem Schiff zu fliehen, um die anderen Schiffe der Tiuphorenwacht zu alarmieren. Er stürzt jedoch noch im Hangar ab.

Anna Patoman, Pino Gunnyveda und Heydaran Albragin haben sich im Biotop getroffen, um - während Dirikdak lautstark seine Lieder von sich gibt - ungestört ihr weiteres Vorgehen zu besprechen. Plötzlich wird es stockdunkel und sehr kalt. Während sich die Vier zum Ausgang durchtasten, erinnert sich Anna Patoman an das Lied, in dem Dirikdak sagt, "ich kann nicht fliegen, aber ich kann für euch sterben". Sie hat einen Plan.

Die Miniroboter setzen das Nottransitionstriebwerk und vier Hawk-Konverter in Betrieb und führen eine Transition herbei. Als die GALBRAITH DEIGHTON V wieder materialisiert, ist sie allein. Die anderen Schiffe der Tiuphorenwacht sind zurückgeblieben. Anna Patoman kann dem LPV nun glaubhaft weis machen, daß sie die Kapitulation einreicht. Sie fordert ihn auf, die Kommunikationskanäle zu öffnen, damit sie zu der Besatzung sprechen kann. Um weitere Todesopfer zu vermeiden, will sie alle Besatzungsmitglieder in der Zentrale versammeln und appelliert an sie, keine Heldentaten zu versuchen. Der LPV geht darauf ein. Patoman hofft, daß wirklich alle überlebenden Besatzungsmitglieder in die Zentrale kommen. Die GALBRAITH DEIGHTON V ist nämlich ein Schiff, das in Modulbauweise gefertigt wurde. Das heißt,sämtliche Teile sind austauschbar. Man kann sogar aus mehreren beschädigten ein intaktes zusammensetzen. Die Zentrale kann herausgesprengt werden und ist dann als Kleinraumschiff autark. Allerdings wird man den LPV sicher nicht dazu bringen, die Zentrale herauszusprengen.

Während Patoman sich mit den anderen Besatzungsmitgliedern in die Zentrale quetscht, eilen Albragin, Gunnyveda und Dirikdak in den Hangar und können in jeweils einen Kreuzer gelangen. Als Albragins Miniroboter die Positronik der Zentrale anbohren, eröffnen die drei Kreuzer im Hangar das Feuer auf das Schiffsinnere. Sie treffen die Hawk-Kompensationskonverter, die von den Minirobotern manipuliert worden sind. Eine gewaltige Explosion, die sich in einer Kettenreaktion fortsetzt, erschüttert das Schiff. Die von Gunnyveda, Dirikdak und Albragin gesteuerten Kreuzer - Albragin hat den bewußtlosen Topper Chimes aus dem abgestürzten Gleiter geborgen - fliegen ins Freie. Aus dem Inferno der explodierten GALBRAITH DEIGHTON V taucht die Zentrale-Kugel auf wie Phönix aus der Asche.

Soldaten der zu Hilfe gerufenen Schiffe der Tiuphorenwacht dringen in die Zentrale-Kugel ein und evakuieren die darin eingeschlossenen 7049 Menschen. 51 haben den Kampf gegen den fremdgesteuerten LPV nicht überlebt. Und Patoman hofft inständig, daß niemand bei den Toten ist, der es nicht mehr rechtzeitig in die Zentrale geschafft hat. Sie wird es nie erfahren und das belastet sie sehr. Eine halbe Stunde nachdem das letzte Besatzungsmitglied die Zentrale-Kugel verlassen hat, explodiert sie, denn die Indoktrinatoren der Tiuphoren haben erkannt, daß ihr Plan gescheitert ist, und die Selbstzerstörung eingeleitet.

27. Juni 2015


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