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ERSTAUFLAGE/710: Inhaltliche Zusammenfassung von Nr. 2714 (SB)


Uwe Anton

Das Ultimatum der Onryonen

Perry-Rhodan-Heft Nr. 2714



28. Juli 1514 NGZ, galaktische Eastside - Der von den Tefrodern eroberte und nach einem dabei ums Leben gekommenen Agenten in WOCAUD umbenannte Polyporthof ITHAFOR-5 zeigt immer größere Ausfallerscheinungen. Famather Myhd, ein tefrodischer Hyperenergieexperte, der von Tamrat Vetris den Auftrag bekommen hat, das Polyportsystem für das Neue Tamanium nutzbar zu machen, fühlt sich überfordert. Die Tefroder können das Polyportnetz zwar bedienen, die wahre Macht darüber haben jedoch die Schattenmaahks, die über hochwertige Controller verfügen und im Verborgenen agieren. Famather Myhds Controller der Klasse A kann gegen die erloschenen Kamine nichts ausrichten. Doch plötzlich tut sich etwas Unerklärliches in den Kaminen. Das normale Leuchten, das einen eintreffenden Transport normalerweise ankündigt, verändert sich in ein rötliches Glühen, das von Rissen durchzogen wird. Myhd hat den Eindruck, als befände sich hinter diesen Rissen ein riesiges Wesen, etwas, das sich jeder Begrifflichkeit entzieht und das sich gleich auf ihn stürzen wird. Ihm ist, als nähere sich ein gigantischer Schatten. Doch dann verschwindet das Ding so schnell wie es erschienen ist und Myhd erfährt eine mentale Berührung, die ihn zutiefst verängstigt. Als er die nun wieder toten Kamine danach untersucht, findet er ein kleines längliches Ding, das wie zwei Glieder eines versteinerten Fingers aussieht, von dem die Kuppe abgeschnitten ist.

Die von Famather Myhd mehrfach wiederholten Altersbestimmungen des versteinerten Fingers erbringen das wahnwitzige Ergebnis von 19,442 Milliarden Jahren. Das hieße, daß das Fundstück älter als das Universum ist. Wie kann das sein? Strangeness-Untersuchungen bestätigen, daß das Ding dennoch Teil des Standarduniversums ist und nicht aus einem anderen stammt. Eine nicht minder wahnwitzige Erklärung könnte sein, daß das Teil nicht aus der Vergangenheit, sondern aus der Zukunft stammt, wo es in 19,442 Milliarden Jahren seine Reise in die Gegenwart angetreten hat.

Ronald Tekener, langjähriger Freund Perry Rhodans und Admiral der USO, landet auf Quinto Center, dem Sitz der United Star Organisation. Der 62 Kilometer durchmessende Asteroid, dem man sein geheimnisvolles Innenleben von Außen nicht ansieht und der eine Viertelmillion Wesen der unterschiedlichsten Völker beherbergt, befindet sich im Lagunen-Nebel. Tekener kommt direkt von einer Privataudienz mit dem arkonidischen Imperator Bostich, Herrscher über das Kristallimperium und Vorsitzender des Galaktikums. Dieses Treffen hat an einem so geheimen Ort stattgefunden, daß sogar sein Vorgesetzter, Lordadmiral Monkey, den Ort nicht kennt. Doch diese Konferenz war, wie Tekener Monkey berichtet, mehr oder weniger ergebnislos verlaufen, denn auch Bostich weiß nicht, was es mit dem Atopischen Tribunal auf sich hat. Er ist wie Perry Rhodan in den Untergrund abgetaucht und hat den Vorsitz des Galaktikums an einen Cheborparner abgegeben. Doch vom Galaktikum ist in Sachen Onryonen nicht viel zu erwarten. Da Blues und Tefroder beide im Galaktikum vertreten sind, gibt es wegen des Konflikts, den beide um den Polyporthof ITHAFOR-5 austragen, gewisse Spannungen, die ein gemeinsames Vorgehen gegen die Onryonen unmöglich machen.

Da die USO eine neutrale, überparteiliche Sonderorganisation des Galaktikums ist, stellt sie einen freien Bündnispartner dar, der nur der Völkerversammlung Rechenschaft schuldig ist und lediglich der Verpflichtung untersteht, die Belange des Galaktikums zu wahren. Die USO ist selbständig, autonom und weitgehend selbsttragend und fungiert nicht nur als galaktischer Geheimdienst, sondern auch als galaktische Feuerwehr. Zwar darf sie sich in die internen Angelegenheiten der autarken Planeten nicht einmischen, doch haben alle Völker das Recht, sie und ihre Spezialisten um Unterstützung zu ersuchen. Ihre Aktivitäten beschränken sich auf außenpolitische und milchstraßengefährdende Entwicklungen, um was es sich beim Auftauchen der Onryonen handelt. Ronald Tekener hat allerdings den Verdacht, daß der tefrodische Tamrat Vetris gemeinsame Sache mit dem Atopischen Tribunal macht. Wäre das tatsächlich der Fall, hieße das, daß die USO nun gegen ein eigenes Mitglied ermitteln muß.

Im Ghatamyz-System kämpfen Tefroder immer noch gegen die Blues, die zwar zahlenmäßig, aber nicht waffentechnisch überlegen sind. Ihr Versuch, ITHAFOR-5 zurückzuerobern, ist zum Scheitern verurteilt. Um die Schlacht endgültig für sich zu entscheiden, planen die Tefroder, ihre Raumlandeverbände auf Ghatam, der dichtbevölkerten Hauptwelt der Blues, landen zu lassen und das dortige Verteidigungsministerium und die Flottenzentrale, von der aus die Angriffe der Blues koordiniert werden, zu vernichten. Dieser Vorstoß ist auch für die Tefroder eine heikle Angelegenheit, weil sich das Galaktikum danach wahrscheinlich mit der Schlagkraft der aus posbischen Fragmentraumern bestehenden Galaktischen Flotte gegen das Tamanium wenden wird.

Oberst Anna Patoman, die terranische Kommandantin eines Beobachtungsraumers, verzweifelt schier daran, daß sie nicht in den Landeanflug der etlichen hundert, 2000 Meter durchmessenden tefrodischen Truppentransporter eingreifen darf, die auf die Blueswelt Ghatam zuhalten. Da erscheinen plötzlich onryonische Raumväter, eine Flotte von 450 Einheiten unterschiedlichster Größe. Ihr Kommandant Ghonvar Toccepur untersagt sämtliche Kampfhandlungen im Ghatamyz-Sektor. Wer dagegen verstoße, würde vom Atopischen Tribunal zur Rechenschaft gezogen werden. Diese Ankündigung hat immerhin den Effekt, daß die Raumlandeverbände sich sofort ein Stück weit zurückziehen. Doch dann taucht Tamaron Vetris mit seiner Flotte aus 700 Einheiten auf und fordert die Onryonen im Namen des Neuen Tamaniums auf, sich unverzüglich zurückzuziehen, was diese natürlich nicht tun. Vetris geht zum Angriff über, doch der Eintritt seiner Schiffe in den Linearraum zieht für einige die Vernichtung nach sich, da die Onryonen mit ihren Linearraumtorpedos im Linearraum überlegen sind. Davon läßt sich Vetris jedoch nicht beeindrucken und ändert seine Taktik. Seine Schiffe führen in perfekter Koordination kurze Transitionen bis in die Nähe feindlicher Einheiten durch und nehmen diese sofort unter Punktbeschuß. Damit haben sie erstaunlicherweise Erfolg und etliche Onryonenraumer werden vernichtet, woraufhin die Onryonen im Linearraum verschwinden.

Als wäre nichts geschehen, kehrt nach drei Stunden Ghonvar Toccepur unbehelligt mit einem einzigen Raumvater zurück und stellt ein Ultimatum an die Tefroder. Wenn sie nicht sofort alle Kampfhandlungen unterlassen und mit ihrer Flotte innerhalb von 6 Tagen das Ghatamyz-System verlassen haben, wird der Atopische Gerichtshof auf Luna vom Solsystem in den Orbit von Tefor verlegt. Das hieße, daß der gesamte Erdmond in das Machtzentrum der Tefroder versetzt würde. Als weitere Strafmaßnahme haben die Richter des Atopischen Tribunals entschieden, das Polyport-System unzugänglich zu schalten. Diese Ankündigung betrifft alle Milchstraßenvölker. Die Deaktivierung des Polyport-System ist ein Machtbeweis, den niemand ignorieren kann. Jetzt geht es um das Schicksal der Milchstraße im Ganzen, was die Auseinandersetzung im Ghatamyz-System zur Nebensächlichkeit werden läßt. Doch die Tefroder stehen nun, da sie die Onryonen einmal in ihre Schranken verwiesen haben, als Helden da. Der Tamaron Vetris hat den Kampf gegen die außergalaktischen Invasoren aufgenommen, dem die LFT, das Kristallimperium und das gesamte Galaktikum ausgewichen sind. Wenn Vetris unter den Milchstraßenvölkern auf diese Weise Propaganda betreibt, kann er die Tür zu seiner Expansionspolitik weit aufstoßen und die Blues werden in der öffentlichen Meinung ins Hintertreffen geraten.

Die ganze Sache riecht für Ronald Tekener sehr nach einem abgekartetem Spiel. So, als würden die Tefroder und Onryonen an einem Strang ziehen, um Vetris in der öffentlichen Meinung aufzubauen. Die Onryonen hätten die Tefroder mit Leichtigkeit abwehren können, haben aber darauf verzichtet, damit Vetris sich in der Galaxis besser positionieren kann. Auch das angebliche Ultimatum scheint fingiert zu sein. Tekener glaubt nicht daran, daß die Onryonen tatsächlich den Erdmond ins Tefrodersystem versetzen wollen. Warum sollten sie einen solchen Aufwand betreiben, nur um ein kleines Krisengebiet zu befrieden? Warum sollten sie ihren Stützpunkt im Solsystem aufgeben von dem aus sie einen direkten Zugriff auf Terra haben? Viel wahrscheinlicher kommt ihm vor, daß sich Vetris schließlich doch den Onryonen beugen und daraus Profit schlagen wird. Was will er auch mit einem Polyporthof, der sowieso nicht mehr funktioniert und auf längere Sicht sogar abgeschaltet werden wird, wenn man der Drohung der Onryonen Glauben schenkt. Wenn er sich aber fügt, stünde der Aggressor von gerade eben plötzlich als friedliebend da.

Eine Versetzung Lunas würde Tekener weitaus weniger Sorgen bereiten. Im Gegenteil, denn damit würde das Atopische Tribunal aus dem Solsystem geschaffen. Wenn die Onryonen das Herz ihrer Macht freiwillig wegtransportieren und Vetris an den Hals hängen, hat die Erde ein großes Problem weniger. Um die Onryonen dazu zu bewegen, Luna tatsächlich aus dem Solsystem zu verlagern, entschließen sich Tekener und Monkey, ein wenig nachzuhelfen und einen Gegenschlag der Tefroder zu inszenieren, der klar machen soll, daß das Neue Tamanium auf gar keinen Fall den Onryonen nachgeben wird. Dazu müssen Angriffe der Tefroder auf die Onryonen veranlaßt oder zumindest vorgetäuscht werden. Um das zu bewerkstelligen, ist ein Einsatz vonnöten, der gut überlegt und geplant sein und innerhalb der nächsten sechs Tage erfolgen muß. Der Plan sieht vor, daß Tekener mit einem Einsatzteam aus drei Agenten über den Handelsstern JERGALL nach ITHAFOR-5 vordringt. Dort wird dann ein Virus in die Positroniken des Polyporthofs eingeschleust, das die tefrodischen Kampfschiffe veranlaßt, weitere Angriffe im Ghatamyz-System zu fliegen, so daß sich die Onryonen gemäß ihrem Ultimatum gezwungen sehen, Luna ins Zentrum des Tamaniums zu verlegen. Nach ihrem Einsatz werden Tekener und sein Team dann über einen Transferkamin nach JERGALL zurückkehren. Doch gerade in den Zeiten, in denen das Polyportnetz nicht mehr zuverlässig arbeitet, ist das ein riskanter Einsatz, der zudem ohne Vorbereitungszeit sofort in Angriff genommen werden muß.

Tekeners Team besteht aus einem terranischen Fremdtechnologiefachmann, einer tefrodischen Agentin, die schon mehrere Einsätze im Neuen Tamanium geleistet hat, und einem Blue, der den Auftrag hat, den bluesschen Zentralrechner von ITHAFOR-5 zu manipulieren. Tekener fürchtet zwar, daß ein Blue in ITHAFOR-5 auffällt wie ein bunter Hund, da der Polyporthof von Blues gesäubert worden ist, aber ein anderer Fachmann ist in der Kürze der Zeit nicht verfügbar.

Beim Polyporthof JERGALL angekommen, stellt Tekener verwundert fest, daß die Verbindung zu ITHAFOR-5 problemlos zu schalten ist. Daß ausgerechnet dann, wenn er das System benutzen will, es plötzlich einwandfrei funktioniert, macht den Smiler zutiefst mißtrauisch. Ihm bleibt aber gar keine Wahl, als es zu nutzen.

Die Reise durch den Transferkamin, die durch ein Medium erfolgt, das sich irgendwo oberhalb des Hyperraums ansiedelt, erfolgt ohne Entzerrungsschmerz. Man kann sogar die Galaxien und Cluster sehen, die an einem vorbeitreiben. Im Normalfall dauert dieser Transfer etwa 11 Minuten. Doch als Tekener auf seinen Zeitmesser schaut, scheint dieser nicht mehr zu funktionieren, denn die Zeitangabe ist eingefroren. Als er seine Kollegen anschaut, stehen die scheinbar reglos da, wie festgefroren. Doch was noch schlimmer ist, um ihn herum tauchen keine neuen Galaxien mehr auf und die, die noch existieren, zerfallen immer schneller. Ihre Sonnen vergehen nicht wie in einer Supernova, sondern zerbröseln einfach. Schwarze Löcher saugen alles, was noch an Material da ist, in sich hinein. Gleichzeitig wird der Transport für Tekener so kräftezehrend, als müsse er ihn auf dem Bauch kriechend selbst bewältigen. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit nähert er sich dem Ankunfts-Transferkamin. Doch das normale Leuchten des Kamins ist von Rissen durchsetzt und in diesen Rissen ist etwas Konturloses, das nach ihm greift. Als Tekener endlich angekommen zu sein scheint, bricht er zusammen. Sein Serun diagnostiziert den Ausfall jeglicher Körperfunktionen. Sein Herz sei irreparabel beschädigt und zu einem winzigen funktionslosen Gewebeklumpen geschrumpft. Es schlägt nicht mehr.

24. August 2013