Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → WASSER

SCHADSTOFFE/040: Tag des Wassers - Strengere Auflagen für Chemie- & Pharmaunternehmen (BUND BW)


BUND Landesverband Baden-Württemberg e.V. - Stuttgart, 19. März 2010

Klein, aber oho: Mikrofeine Spurenstoffe in Flüssen schädigen Mensch und Tier

BUND fordert zum Tag des Wassers (22.3.2010) strengere Auflagen für Chemie- und Pharmaunternehmen


Stuttgart. Trotz aller Anstrengungen sind die Flüsse und Bäche in Baden-Württemberg immer noch nicht sauber. Industriechemikalien, Arzneimittel und Pflanzenschutzmittel können in den Kläranlagen nicht oder nur unzureichend abgebaut werden. Deshalb kommt es in abflussarmen Bächen und kleinen Flüssen mit einem hohen Anteil an geklärtem Abwasser zu bedenklich hohen Konzentrationen von mikrofeinen Pharmawirkstoffen, Chemikalien und Pseudohormonen mit östrogen-ähnlicher Wirkung. Davon betroffen sind auch zahlreiche kleine Flüsse im Großraum Stuttgart. Der BUND befürchtet, dass diese Mikroverunreinigungen künftig noch zunehmen werden. Denn in einer älter werdenden Gesellschaft wird der Konsum von Arzneimitteln überproportional steigen - und viele Wirkstoffe können in den Kläranlagen nur schwer abgebaut werden. Angesichts des Weltwassertags (22.03.2010) fordert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg, daher: "Die Landesregierung muss ihre Verantwortung beim Gewässer- und beim Fischartenschutz ernst nehmen", sagt der BUND-Landesgeschäftsführer Berthold Frieß: "Statt den Kormoran zu bejagen - der gegenüber den Mikroverunreinigung kaum eine Bedrohung für den Fischartenschutz darstellt -, muss sie die Lebensräume der Fische flächendeckend vor Belastungen schützen. Die Schadstoffe im Wasser wirken sich viel gravierender auf die Fische aus als es der Kormoran je tun kann." Der BUND fordert die Landesregierung auf, sich über den Bundesrat und die baden-württembergische Landesvertretung in Brüssel dafür einzusetzen, dass Kosmetik- und Pharmakonzerne über die deutsche und europäische Gewässerschutzgesetzgebung veranlasst werden, ihre Produkte endlich an den ökologischen Anforderungen ausrichten.

Die meisten Spurenstoffe sind gut wasserlöslich. Deshalb können sie auch in der Trinkwasseraufbereitung nur mit großem Aufwand aus dem Wasser herausgefiltert werden. Und obwohl die mikrofeinen Verunreinigungen nur in Konzentrationen von einem Millionstel Gramm und geringer (Mikrogramm, Nanogramm) vorliegen, schädigen sie die Fischfauna. Auch für den Menschen stellen diese Stoffe, die sich in unserem Trinkwasser befinden - zusätzlich zu den Stoffen, die wir durch die Luft und bei der Medikamenteneinnahme zu uns nehmen - eine nicht zu unterschätzende Gefährdung dar. Im Sinne des Verbraucherschutzes und der Gesundheitsvorsorge müssen diese Stoffe auch in unseren Gewässern und damit im Trinkwasser verringert werden.

Der BUND begrüßt, dass das Umweltministerium in Pilotversuchen einige Kläranlagen mit weiteren Reinigungsstufen ausstattet. Damit können diese Mikroverunreinigungen besser als bislang aus dem Abwasser entfernt werden. "Doch das reicht nicht aus, um die gefährlichen Stoffe dauerhaft aus allen unseren Flüssen fernzuhalten", betont Frieß. Der Verband fordert Umweltministerin Tanja Gönner deshalb auf, sich stärker als bislang für eine Chemikalien- und Pharmapolitik stark zu machen, die die Abgabe von gefährlichen Mikroverunreinigungen - wie Arzneimittel, synthetische Duftstoffe und Aufheller aus Körperpflegeprodukten - in das Abwasser und in die Flüsse dauerhaft verhindert. Damit das Motto zum diesjährigen Weltwassertag "Reines Wasser für eine gesunde Welt" auch in Baden-Württemberg zum Programm wird.


*


Quelle:
Presseinformation, 19. März 2010
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz e.V.
Landesverband Baden-Württemberg
70178 Stuttgart. Paulinenstraße 47
Tel.: 07 11/62 03 06-0, Fax: 07 11/62 03 06-77
E-Mail: presse.bawue@bund.net
Internet: www.bund.net/bawue


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. März 2010