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MELDUNG/090: Werra-Weser-Versalzung - Laugenversenkung außer Kontrolle? (WWA)


Werra-Weser-Anrainerkonferenz e.V. - Pressemitteilung - 20. April 2015

Werra-Weser-Versalzung

Laugenversenkung außer Kontrolle?
Das 3D-Grundwassermodell der K+S Kali GmbH versagt


Im Bereich der Stadt Heringen steht salzhaltiges Grundwasser so dicht unter der Erdoberfläche, dass es zu Schäden an der Kanalisation und der Kläranlage gekommen ist. Gutachter der Stadt vermuten einen Zusammenhang mit der Verpressung von Salzabwässern durch die K+S Kali GmbH. In den betroffenen Bereichen wird das salzhaltige Grundwasser abgepumpt, um den Grundwasserspiegel zu senken. Trotzdem kommt es nach Berichten des Bürgermeisters immer wieder zu Salzwasseraustritten, offenbar sind die Pumpen der K+S Kali GmbH nicht mehr ausreichend, um den Salzwasserspiegel unsichtbar unter der Erdoberfläche zu halten. Das Salzwasser dringt über Hausanschlüsse und undichte Muffen in die Kanalisation ein und führt dort zu Verkrustungen, die nicht beseitigt werden können, ohne die Leitungen zu beschädigen. Es bedroht zudem die Funktion der Kläranlage. Um einen Totalausfall zu vermeiden, hat sich der Bürgermeister schon gezwungen gesehen, das kommunale Abwasser ungeklärt in die Werra zu leiten. Nach Angaben des Bürgermeisters gelangen täglich bis zu 3000 Kubikmeter Salzlaugen in die Kanalisation der Stadt.

Nach Bürgermeister Ries sind den Behörden die Missstände seit vielen Jahren bekannt sind, sowohl die Durchtränkung des Bodens mit Salzlaugen als auch der Ausfall von Trinkwassergewinnungsanlagen wegen Versalzung. Der Bürgermeister fühlt sich von den hessischen Behörden in Stich gelassen, weil sie nicht die notwendigen Schritte unternommen haben, um die Interessen der Stadt zu schützen. Seinen Versuch, "die Sache diskreter zu lösen", sieht er offenbar als gescheitert an. Auch Verhandlungen mit dem Verursacher über Schadenersatz kommen wohl nicht voran. Das Wasserhaushaltsgesetz (WHG) schützt das Grundwasser vor schädlicher Beeinflussung, aber offenbar sind die hessischen Behörden nicht entschlossen, das WHG in diesem Falle anzuwenden. Der "Vierphasenplan" der Hessischen Umweltministerin Priska Hinz (B'90/Die Grünen) sieht vor, die Laugenverpressung weiter zu genehmigen, bis (nach 2021) eine zusätzliche Verklappungsstelle für K+S-Abwässer an der Oberweser eingerichtet worden ist. Die "diskrete Behandlung" der K+S Entsorgungsproblematik hat Priska Hinz den Vorwurf der Vertuschung von belastenden Hinweisen auf die Folgen der Laugenverpressung für das Grund- und Trinkwasser eingebracht. In einem Urteil vom 30.03.2015 hat das Verwaltungsgericht Kassel die Geheimhaltung dieser Unterlagen als rechtswidrig bezeichnet.

Vor diesem Hintergrund ist es besonders bedenklich, dass das Regierungspräsidium Kassel kürzlich einen Widerruf der Versenkgenehmigung abgelehnt hat. Das jetzt von K+S vorgestellte 3D-Grundwassermodell soll angeblich beweisen, dass eine Versalzung des Trinkwassers "akut nicht zu befürchten" ist. "Im Falle der Stadt Heringen muss eine Versalzung des Trinkwassers nicht mehr befürchtet werden, sie ist vielmehr bereits eingetreten. Wenn das K+S-Grundwassermodell noch nicht einmal geeignet ist, die Tatsachen zu erkennen, dann wird es auch keine Aussagen über die künftige Entwicklung ermöglichen. Das Hessische Landesamt für Umwelt und Geologie (HLUG) hat schon 2014 bemängelt, dass das K+S-Grundwassermodell wegen fehlender Kalibrierung unzureichend ist. Auch das jetzt vorgestellte Modell ist nicht kalibriert und damit wertlos", so Dr. Walter Hölzel, Vorsitzender der Werra-Weser-Anrainerkonferenz.

Informieren Sie sich auf
www.wasser-in-not.de
Das Informationsportal zur Kali- und Salz-Problematik

Die Werra-Weser-Anrainerkonferenz e.V. ist ein Zusammenschluss von Kommunen, Verbänden, Vereinen und Wirtschaftsunternehmen, die als Anrainer von Werra und Weser von der Versalzung der Flüsse durch die Abwässer der Kali-Industrie betroffen sind. Dr. Walter Hölzel ist Erster Stadtrat in Witzenhausen und Vertreter der Stadt in der WWA e.V.


Weitere Informationen:
http://www.heringen.de/die_behoerden_wussten_bestens_ueber_die_chloridpro.html
http://www.heringen.de/upload/File/nachrichten/Gutachten%20Kleinensee%202015-03-27%20%282%29.pdf
http://www.heringen.de/grundwassersituation_im_bereich_der_woelfershaeuse.html

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Quelle:
WWA, Werra-Weser-Anrainerkonferenz e.V.
Pressemitteilung, 20.04.2015
Tel. 05545/95 01 08
E-Mail: WWA.eV@web.de
www.wasser-in-not.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. April 2015

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