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KATASTROPHEN/078: Hochwasservorsorge an Neiße, Elbe und Zuflüssen mangelhaft (BUND)


Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) - Pressemitteilung vom 9. August 2010

Hochwasserschutz an Neiße, Elbe, Oder und Zuflüssen mangelhaft


Berlin: Zu den Gründen für die katastrophalen Folgen des gegenwärtigen Hochwassers in Sachsen gehört für den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) unter anderem die zögerliche Umsetzung der nationalen und europäischen Hochwasserschutzgesetze seitens der Fluss-Anrainerstaaten. Trotz der Erfahrungen des Oder-Hochwassers von 1997 und der Jahrhundertflut an der Elbe 2002 würden noch immer viele Gebäude und Verkehrswege in potentielle Überflutungsgebiete hinein gebaut. Die Versiegelung der Böden, mangelnder Wald-, Wiesen und Moorschutz sowie die Einengung der Flüsse und Nebenflüsse durch Baumaßnahmen verhinderten die Zwischenspeicherung und Rückhaltung überschüssiger Wassermassen.

Zur Vorbeugung vor Überflutungen und für den ökologischen Hochwasserschutz werde nach wie vor zuwenig getan. Dies liege am mangelnden politischen Willen und am Druck der Bau- und Agrarlobby. Außerdem fehlten geeignete Strategien zur Anpassung an die wegen klimatischer Änderungen häufiger auftretenden extremen Hoch- oder Niedrigwasserstände der Flüsse. Grenzüberschreitende Strategien zur ökologischen Hochwasservorsorge seien ebenfalls die Ausnahme.

Winfried Lücking, BUND-Experte für Hochwasserschutz: "Den Flüssen mehr Raum geben, das war erklärte Absicht von Bundes- und Länderregierungen, als deren Spitzenpolitiker 1997 und 2002 in Gummistiefeln vor den gebrochenen Deichen standen. Die Deiche wurden erhöht, die Flüsse erhielten jedoch nur wenig zusätzlichen Raum, in den erneute Hochwasser ausweichen können. Inzwischen wurde den Flüssen vier Fünftel ihrer ursprünglichen Überschwemmungsfläche genommen. Zurückbekommen haben sie nicht einmal ein Hundertstel."

Ein generelles Bauverbot in Flussauen und stärkere Restriktionen bei der landwirtschaftlichen Nutzung potentieller Überschwemmungsflächen hätten in Deutschland vor allem die Bundesländer blockiert. Den flussnahen Grünlandumbruch habe man sogar erleichtert. Lücking: "Hochwasserschutz darf sich nicht darin erschöpfen Stauwehre und Ablaufrinnen zu bauen oder Deiche zu erhöhen. Damit wird den Anwohnern zwar mehr Sicherheit suggeriert. Zugleich erhöht sich aber die Gefahr stärkerer und höherer Flutwellen am Unterlauf der Flüsse." Eindrucksvoll belegt habe dies das Beispiel des am Wochenende auf polnischer Seite geborstenen Witka-Staudammes.


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Quelle:
BUND-Pressedienst, 09.08.2010
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Freunde der Erde Deutschland
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. August 2010