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ATOM/361: Hoher Wasserverbrauch der Trekkopje-Uranmine in Namibia (SB)


Energiekonzern Areva hat Meerwasserentsalzungsanlage gebaut, da die Grundwasserspeicher Namibias überstrapaziert sind


Am 16. April 2010 hat der örtliche Ableger des französischen Nuklearkonzern Areva die erste Meerwasserentsalzungsanlage Namibias in Betrieb genommen. [1] 30 Kilometer nördlich von Swakopmund an der Atlantikküste gelegen soll die Anlage pro Jahr 20 Millionen Kubikmeter Trinkwasser produzieren. [2] Das erlaube es Areva, die Trekkopje-Uranmine zu betreiben, ohne Wasser aus dem Boden heraufzupumpen, wird in einer Presseerklärung des Unternehmens behauptet. Das überschüssige Wasser, das von Areva nicht gebraucht wird, werde den örtlichen Gemeinden und industriellen Aktivitäten dienen. Wörtlich heißt es: "Als solches ist die Entsalzungsanlage ein konkretes Beispiel der Verpflichtung der Unternehmensgruppe zu sozialer und umweltmäßiger Verantwortung." [1]

Eine überaus beschönigende Erklärung, denn der Uranabbau, ob in Namibia oder anderswo, zählt zu den ökologisch zerstörerischsten Minenaktivitäten überhaupt. Da bildet die Trekkopje-Mine keine Ausnahme, auch wenn sich Areva und sein örtlicher Partner, die United Africa Group, große Mühe geben, einen anderen Eindruck zu erzeugen, und beim Abbau des Urans hier und da die etwas weniger destruktive Methode einsetzen oder einen Teil der Mine wieder mit dem Abraum zuschütten.

Der Urangehalt des unter einer dünnen Bodenschicht liegenden Gesteins der Trekkopje-Mine ist nicht einmal halb so hoch wie der von der 35 Kilometer entfernten Rössing-Mine; um so voluminöser sind die Mengen an Material, die bewegt werden müssen, um aus ihnen das Uranoxid zu gewinnen. Das Gestein wird zunächst mechanisch aus dem Untergrund herausgebrochen und mit Lastwagen zu weiteren Verarbeitungskette, die dann über Transportbänder erfolgt, befördert. Schließlich wird das zermahlene Gestein aufgehäuft und mit hochgiftigen Chemikalien angereichertem Wasser berieselt. Dadurch löst sich das gewünschte Uranoxid weiter vom Gestein, die uranhaltige Flüssigkeit sickert nach unten und wird schließlich aufgefangen, um aus ihr mittels weiterer chemischer Verfahren das Uran herauszulösen und das Yellow Cake-Pulver herzustellen.

Das Unternehmen gibt einen Wasserbedarf von 20 Millionen Kubikmetern pro Jahr an. Es läßt sich vorstellen, daß ein beträchtlicher Teil dieser Wassermenge, auch wenn mehrfach genutzt, chemisch kontaminiert sein wird. Was mit dem Giftmüll geschieht, war kein Thema der Presseerklärung.

In Hinsicht Wasserverbrauch könnte sich die neue Mine, welche die größte der ganzen Welt sein wird, als besonders umweltschädigend erweisen, da ihr Bedarf sehr viel höher ist als der anderer Uranminen in der gleichen Region. Den 20 Mio. Kubikmetern Wasser pro Jahr der Trekkopje-Mine stehen rund 12 Mio. Kubikmeter Wasserbedarf pro Jahr für die gesamte Erongo-Region gegenüber. Davon verbrauchten im Jahr 2007 die Rössing-Uranmine 3,3 Mio. sowie die Städte Walvis Bay 4,3 Mio. und Swakopmund 3 Mio. Kubikmeter Wasser jährlich.

Nach zehn bis fünfzehn Jahren wird das Uranvorkommen der Trekkopje-Mine, die sich über zwei nahe beieinander liegende Uranlagerstätten erstreckt, erschöpft sein. Zurück bleibt dann eine 56 Hektar große Grube sowie eine Fläche von 5.690 Hektar mit Abraum und anderen, teils hochgiftigen Rückständen, wie aus einem Umweltgutachten des Southern African Institute for Environmental Assessment hervorgeht. [4]

Daß Areva in Namibia kein Grundwasser verbraucht, sondern Meerwasser entsalzt, hat ursächlich nichts mit seinem sozialem Engagement oder dem Wunsch nach Umweltschutz zu tun, sondern einfach damit, daß es ohne die Anlage kaum einen weiteren Uranabbau in Namibia gäbe. Laut Willem Venter vom staatlichen Wasserversorger NamWater wird der Wasserbedarf für die bestehenden und für die potentiell neuen Minenprojekte von derzeit 7 Mio. Kubikmeter/Jahr auf 79 Mio. Kubikmeter/Jahr im Jahr 2015 zulegen. Entsalzung sei die einzige machbare Option, um diesen Bedarf zu decken, erklärte er laut der Zeitung "The Namibian". [6]

In der Erongo-Region, in der sich die Trekkopje-Mine befindet, existiert faktisch keinerlei Oberflächenwasser. Und der Wasserversorger NamWater hat klargestellt, daß die Grundwasserspeicher des Landes bis an die Grenze ihrer Belastbarkeit ausgereizt sind. Ein so großer Wasserbedarf, wie die neue Mine ihn erfordert, kann nicht bedient werden. [7] Areva hat sich also nach anderen Wasserquellen umgeschaut und ist auf die Meerwasserentsalzung als geeignetste Lösung gekommen. Als Standort wurde der touristisch erschlossene Ort Wlotzkabaken an der Atlantikküste ausgesucht.

Entsalzungsanlagen produzieren aber nicht nur Trink-, sondern auch Abwasser, also Wasser mit einer hohen Salzkonzentration. Diese Salzlauge soll über eine 600 Meter lange, mit 27 auf der Strecke verteilten Diffusoren ausgestattete Rohrleitung ins Meer geleitet werden. Kürzlich hat sich nördlich der Entsalzungsanlage ein knapp drei Kilometer langer Teppich aus toten Muscheln und Meeresschnecken gebildet. Wie es dazu kam, ist zur Zeit unklar. Einwohner von Wlotzkabaken, die dort seit 50 Jahren leben, haben so etwas noch nie zuvor gesehen. Es wird geprüft, ob die ins Meer geleitete Salzlauge Arevas etwas damit zu tun hat. Eine andere mögliche Ursache könnten rote Algen sein. [8]

Wem das aufbereitete Wasser, das die Betreiber der Trekkopje-Mine nicht selbst verbrauchen, zugute kommt, ist klar. NamWater soll das Wasser abkaufen, damit der staatliche Wasserversorger weitere Minenaktivitäten unterstützen kann, nachdem die fossilen Grundwasserspeicher Namibias bereits durch die Industrie sehr stark beansprucht wurden und weiterhin werden. "Erst nimmt AREVAs Uranmine Namibias Wasser, dann bietet es ihnen zum Kauf an", bringt es Christina MacPherson auf der Website nuclear-news.net [7] auf einen kurzen Nenner, wobei ihr Kommentar so zu verstehen ist, daß AREVA hier für die Uranminenbetreiber Namibias insgesamt steht, die bislang vom Grund- und Oberflächenwasser profitiert haben.

Was die Bilanzierung des Wasserverbrauchs der Trekkopje-Mine betrifft, so wäre nicht nur der direkte Verbrauch, sondern auch der indirekte zu berücksichtigen. Dem Umweltgutachten [4] zufolge haben die Minenbetreiber beim staatlichen Energiekonzern NamPower um die Zuleitung von 15 MVA (Megavoltampere) gebeten. Bei der Erzeugung von elektrischem Strom wird ebenfalls Wasser verbraucht, nicht zuletzt durch den enormen Kühlungsbedarf der Kraftwerke. NamPower gewinnt seine elektrische Energie durch Wasserkraft-, Kohle- und Dieselkraftwerke; ein guter Teil der Versorgung wird bis zum Auslaufen der Verträge Ende 2011 von Eskom in Südafrika bezogen, wo die Weltbank vor kurzem die Finanzierung eines riesigen Kohlekraftwerks übernommen hat. Folglich verbraucht auch die Entsalzungsanlage in Wlotzkabaken, in der das relativ energieaufwendige Verfahren der Umkehr-Osmose verwendet wird, indirekt Trinkwasser. NamPower will seinen Kraftwerkspark erweitern und sogar eigens für die Trekkopje-Mine ein Dieselkraftwerk in Walvis Bay bauen. [5] Da kann von Umweltfreundlichkeit keine Rede sein.

NamWater hat ebenfalls den Bau einer Meerwasserentsalzungsanlage geplant, aber selbst deren Kapazität werde den Bedarf nicht decken, erklärt Venter, der versicherte, daß nur die Bergbauunternehmen höhere Tarife bezahlen müßten, um die Kosten der Entsalzung zu decken. Die Tarife für die Einwohner seien lediglich der normalen jährlichen Steigerung unterworfen, auch wenn das Wasser von sehr viel besserer Qualität sei. [6] Ebenfalls mit dem Verbrauch von Wasser geht der geplante Bau und Betrieb von zwei riesigen Chemiefabriken zur Belieferung der Uranminen in der Erongo-Region mit den für die Auslaugung des Urandioxid notwendigen Chemikalien einher, wie die "Allgemeine Zeitung" vor kurzem meldete. [9]

Zusammenfassend bleibt festzustellen: Wenn Areva in Namibia eine Meerwasserentsalzungsanlage baut, dann geht das Vorhaben nicht auf den Wunsch zurück, die Wasserversorgung des größtenteils ariden Landes zu verbessern, sondern schlicht und ergreifend um die Produktion von Yellow Cake. Die Rechnung, daß die Trekkopje-Mine kein Grundwasser benötigt und sogar noch Wasser verkaufen kann, stimmt dann nicht, wenn man die Produktion von elektrischen Strom berücksichtigt, der sowohl von der Uranmine als auch der Meerwasserentsalzungsanlage, den Chemiefabriken als auch von den Pumpen auf der 48,3 Kilometer langen Strecke vom Meer ins Landesinnere verbraucht wird.


*


Anmerkungen:

[1] "Namibia: AREVA inaugurates first seawater desalination plant in Southern Africa", Press release, 16. April 2010
http://www.areva.com/EN/news-8350/namibia-areva-inaugurates-first-seawater-desalination-plant-in-southern-africa.html

[2] An anderer Stelle (siehe [4]) ist von 45 Mio. Kubikmeter/Jahr die Rede, so daß 25 Mio. Kubikmeter/Jahr übrig wären. Bloomberg hingegen gibt den Überschuß mit 6 Mio. Kubikmeter/Jahr an (siehe [7]). Die höhere Zahl kommt daher, daß bei älteren Berechnungen eine zweite Entsalzungsanlage, die NamWater in Eigenregie bauen will, einbezogen wurde.

[3] "Residents can live with 'ugly' desalination plant", The Namibian, 30. August 2007
http://www.namibian.com.na/index.php?id=28&tx_ttnews[tt_news]=32284&no_cache=1

[4] "Trekkopje Uranium Project Environmental and Social Impact Assessment", Daniel Limpitlaw und Marie Hoadley, Turgis Consulting Client: AREVA Resources Namibia Ltd. (ehemals UraMin Namibia Ltd.), Southern African Institute for Environmental Assessment
http://www.google.de/url?sa=t&source=web&ct=res&cd=1&ved=0CAYQFjAA&url=http%3A%2F%2Fwww.saiea.com%2Fcase_studies09%2F10%2520Trekkopje%2520ESIA.pdf&ei=AMrNS6SHPIjY-Qanr_E1&usg=AFQjCNG0YKY6G05efcmxvSYdf2IwZel5uA

[5] "Barloworld Namibia to build R250m Walvis Bay power station", Engineering News, 5. November 2009
http://www.engineeringnews.co.za/article/barloworld-namibia-to-build-r250m-walvis-bay-power-station-2009-11-05

[6] "Namibia: NamWater Unveils Plans for a Desalination Plant", The Namibian (Windhoek), 11. Februar 2009
http://allafrica.com/stories/200902110608.html

[7] "AREVA´s uranium mining first takes Namibia´s water, then offers to sell them water", Geposted von Christina MacPherson, 20. April 2010
http://nuclear-news.net/2010/04/20/arevas-uranium-minin-first-takes-namibias-water-then-offers-to-sell-them-water/

[8] "Namibia: Mysterious Black Mussel Carnage At Wlotzkasbaken", The Namibian (Windhoek), 13. April 2010
http://allafrica.com/stories/201004130728.html

[9] "Riesige Chemiewerke geplant", Allgemeine Zeitung", 15. April 2010
http://www.az.com.na/wirtschaft/riesige-chemiewerke-geplant.105246.php

20. April 2010