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ATOM/305: Iran stoppt Greenpeace-Schiff - keine US-Schützenhilfe (SB)


Umweltorganisation wirbt für nuklearfreien Mittleren Osten


Die Umweltschutzgruppe Greenpeace ist mit ihrem Versuch gescheitert, in iranisches Hoheitsgebiet einzudringen und dort Propaganda gegen ds Nuklearprogramm der Regierung zu betreiben.

Mitte Februar wollten Vertreter der internationalen Umweltschutzorganisation mit dem Schiff "Rainbow Warrier" in den Hafen von Bushehr einlaufen, wo Iran mit russischer Hilfe sein erstes Atomkraftwerk baut. Die Umweltorganisation Greenpeace, die bekanntermaßen gegen die Nutzung der Atomkraft eingestellt ist, hatte geplant, im Hafen von Bushehr festzumachen und eine Pressekonferenz an Bord abzuhalten. Dort hätte die iranische Öffentlichkeit darüber informiert werden sollen, daß das Atomprogramm Irans angeblich energiepolitisch unsinnig ist, Iran ohne weiteres auf die Atomtechnologie verzichten könne und daß sie mithelfen sollten, die gesamten Region "nuklearfrei" zu machen. In einer schriftlichen Stellungnahme erklärte Greenpeace:

Wir sind enttäuscht, daß wir unseren Fall nicht persönlich den Menschen in Iran vortragen konnten. In einer Zeit massiver Flottenbewegungen in dem Golf ist es eine wirkliche Schande, daß es offenbar keinen Platz für ein Friedensschiff gibt.
(AFP, 18.2.2007. Eigene Übersetzung aus dem Englischen)

Den Mitgliedern der Umweltschutzorganisation muß zugutegehalten werden, daß sie nicht nur in Iran für einen nuklearfreien Mittleren Osten werden wollten, sondern dies sogar erfolgreich außerhalb des israelischen Parlaments mit einer Protestaktion getan haben. Denn Israel befindet sich im Besitz von Atomwaffen, durch die sich Staaten wie Iran bedroht fühlen.

Dennoch hat sich Greenpeace mit seiner Aktion auf eine Linie mit der Propaganda aus Washington, Tel Aviv und Brüssel begeben, wonach der Iran sein international verbrieftes Recht auf eine zivile Nutzung der Atomenergie nicht in Anspruch nehmen dürfe.

Selbst wenn Teheran ein geheimes Nuklearprogramm betriebe und sich in den Besitz von Atombomben brächte, wie ihm vorgehalten wird, so hätte das Land nicht einmal mit Israel und den USA gleichgezogen. Beide zusammen besitzen ein atomares Vernichtungspotential, über das Iran niemals verfügen wird.

Nun lauten die gegen den iranischen Präsidenten Ahmadinedjad gerichteten Vorwürfe, er habe behauptet, daß er Israel auslöschen wolle. Dazu werde es nicht kommen, vorher werde man Irans Fähigkeiten zum Bau einer Atombombe zerstören.

Es macht einen wesentlichen Unterschied, ob jemand sagt, daß eine zionistische Regierung vernichtet werden wird (vergleichbar mit der These, daß der Kapitalismus durch immanente Kräfte zusammenbrechen wird) oder ob er behauptet, daß er den Vernichtungsbefehl erteilen werde. Aber selbst im letzteren Fall zöge Iran allenfalls prinzipiell mit Israel und den USA gleich. Israelische Politiker drohen in letzter Zeit fast täglich mit einem Angriff auf Iran, und die US- Regierung sollte sich schon gar nicht höchstrichterliche Gewalt anmaßen und über das Nuklearprogramm anderer Staaten urteilen, ist doch die US-Regierung die einzige, die jemals Atombomben auf ein anderes Land abwerfen ließ. Solange Menschen in Japan aufgrund der Verstrahlung sterben oder mißgebildete Kinder zur Welt kommen oder die Strahlung nicht restlos abgeklungen ist, besitzt Washington nicht die Legitimation, letztinstanzlich über internationale Nuklearangelegenheiten zu befinden.

Vor diesem Hintergrund ist das Greenpeace-Schiff genauso harmlos wie die Flugzeugträger, die von der US-Regierung in den Persischen Golf gesandt wurden, um für Frieden in der Region zu sorgen.

5. März 2007