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STELLUNGNAHME/181: Start der Erörterungsverhandlung der S 21-Filderplanung (BUND BW)


BUND Landesverband Baden-Württemberg - 22. September 2014

Der BUND zum Start der Erörterungsverhandlung der S 21-Filderplanung

Pläne der Bahn für den Filderbereich sind nicht genehmigungsfähig



Am heutigen Montag (22.09.) beginnt der mehrwöchige Verhandlungsmarathon für die "Stuttgart 21"-Planung auf den Fildern. Zu Beginn der Erörterung fasst der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg seine Einwände zusammen und macht deutlich, dass die vorliegenden Pläne nicht genehmigungsfähig sind. So verursacht der Mischverkehr zwischen S-Bahn, Regional- und Fernzügen unüberwindbare Probleme, und auch die Konflikte mit dem Naturschutz könnten nicht gelöst werden. Der BUND fordert eine grundsätzliche Umplanung mit einer Beibehaltung der heutigen Gäubahnstrecke zum Hauptbahnhof und umfangreichen Nachbesserungen im Naturschutz.

Leinfelden-Echterdingen/Stuttgart. "Die Pläne der Bahn für die ,Stuttgart 21'-Planung auf den Fildern sind in ihrer jetzigen Form nicht genehmigungsfähig", betonte BUND-Landesgeschäftsführerin Sylvia-Pilarsky-Grosch in einer Grundsatzaussprache zu Beginn der Erörterung. Allein die ungelösten Konflikte mit der S-Bahn stünden einer Planfeststellung entgegen.

Mittlerweile sei auch gutachterlich belegt, dass der vorgesehene Mischverkehr von Fernzügen, Regionalzügen und S-Bahnen auf nur zwei Gleisen zwischen Flughafen und Stuttgart-Rohr erhebliche negative Auswirkungen auf den dortigen S-Bahn-Verkehr und damit auf das gesamte S-Bahn-System in der Region Stuttgart haben wird. "Stuttgart 21 entwickelt sich durch die vorliegende Filderplanung zum Verspätungsgaranten für die S-Bahn. Es wird faktisch ein Rückbau der Schieneninfrastruktur mit vielen Engstellen und fehlendem Notfallkonzept geplant. Aufgrund eines zunehmend unzuverlässigeren S-Bahn-Verkehrs werden Tausende von Pendlern buchstäblich im Regen stehen gelassen werden", erklärte Pilarsky-Grosch. Damit stehe die Zukunftsfähigkeit der Region auf dem Spiel.

In ihrer Ansprache appellierte die BUND-Landesgeschäftsführerin an die Beteiligten, das Verfahren nicht zur Farce werden zu lassen. "Es ist das Risiko des Bauherren, wenn er versucht, vollendete Tatsachen zu schaffen", so Pilarsky-Grosch.

Weitere Kritikpunkte des BUND sind der mangelhafte Bodenschutz sowie schwere Beeinträchtigungen im Bereich des Naturschutzes. So sollen über 100.000 Kubikmeter Mutterboden abgetragen werden. "Damit erreichen die Eingriffe Dimensionen wie beim Bau der Landesmesse vor zehn Jahren. Damals versprachen die Planer, die wertvollen Filderböden, die weltweit zu den fruchtbarsten landwirtschaftlichen Flächen zählen, zukünftig zu schonen. Diese Versprechungen erweisen sich heute als Makulatur", kritisierte die BUND-Landesgeschäftsführerin.

Auch die Eingriffe für die Rohrer Kurve seien naturschutzfachlich erheblich. Das betroffene Waldgebiet hat eine enorme Bedeutung für die Naherholung im hoch verdichteten südlichen Stadtrand von Stuttgart. "Wir sind fassungslos, dass am unmittelbaren Siedlungsrand einer Großstadt ein so großes Waldgebiet abgeholzt und für ,Stuttgart 21' zerschnitten werden soll", sagte Pilarsky-Grosch.

"Diese Eingriffe können durch die Pläne nicht einmal ansatzweise ausgeglichen werden", so Pilarsky-Grosch, "in der Gesamtabwägung ist das von der Bahn beantragte Vorhaben nicht genehmigungsfähig, da es bessere Alternativen gibt, die mit wesentlich geringeren Eingriffen verbunden sind und ohne Beeinträchtigungen des S-Bahn-Verkehrs umgesetzt werden können."

Kernpunkte der alternativen Planungsansätze des BUND sind eine Beibehaltung der Gäubahn sowie der Ausbau des Bahnhofs Stuttgart-Vaihingen zu einem Regionalbahnhalt. Zur Anbindung des Flughafens an die Neubaustrecke nach Ulm reicht ein Fern- und Regionalbahnhalt an der Autobahn beim Bosch-Parkhaus und ein Shuttle von dort zum Flughafen, beispielsweise durch eine Verlängerung der U 6.

Sollte die Antragsplanung dennoch weiterverfolgt werden, fordert der BUND zur Minderung der Eingriffe in Boden und Landschaft eine bergmännische Bauweise der Flughafenkurve im Bereich Langwieser See und eine generelle Tunnellösung im Bereich der Rohrer Kurve. Zum Ausgleich der drastischen Zerschneidung durch Autobahn und Neubaustrecke seien die auch von der Stadt Stuttgart geforderten Grünbrücken über die A 8 zu realisieren.

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Quelle:
Presseinformation, 22.09.2014
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. September 2014