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STANDPUNKT/053: Klima-Allianz fordert mehr Klimaschutz durch nachhaltige Landwirtschaft (Klima-Allianz)


Die Klima-Allianz - 26. Januar 2011

Klima-Allianz fordert mehr Klimaschutz durch nachhaltige Landwirtschaft

Bundesregierung darf eine bessere EU-Agrarpolitik nicht länger behindern
Direktzahlungen nur noch bei Bindung an Umweltschutz


Berlin, 26.01.2011. Die Klima-Allianz fordert die Bundesregierung auf, die Potentiale einer klimaverträglichen Landwirtschaft und Ernährung in Deutschland zu nutzen und in konkrete Politikmaßnahmen umzusetzen. Die Bundesregierung hat sich das Ziel gesetzt, die deutschen Treibhausgas-Emissionen bis 2050 um 80 bis 95 Prozent zu senken. Die Landwirtschaft verantwortet 11 bis 16 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen in Deutschland (je nach Berechnungsgrundlage). Das sind die Kernaussagen eines jetzt verabschiedeten Positionspapiers zu Landwirtschaft und Klimaschutz. Zentrale Forderung an die Bundesregierung ist die Verankerung des Ökologischen Landbaus als Leitbild einer ressourcen- und klimaschonenden Landnutzungsform.

Thomas Dosch (Bioland) macht die Vorteile deutlich: "Die Produktionsweisen des ökologischen Landbaus bringen verstärkten Humausaufbau in Böden und damit Kohlenstoffrückbindung mit sich. Die Bio-Tierhaltung basiert nicht auf Importfuttermitteln wie Soja, deren Produktion insbesondere in Entwicklungsländern klimaschädliche Effekte mit sich bringt. Durch längere Lebensleistung in der Tierhaltung und emissionsärmere Festmistsysteme ergeben sich weitere positive CO2-Effekte. Die Bundesregierung muss die Potentiale des ökologischen Landbaus als Beitrag zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen bei der Ausgestaltung ihrer Politikmaßnahmen verstärkt nutzen", so Thomas Dosch. "Eine gezielte Förderpolitik würde auch dem Ziel der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie dienen, den ökologischen Landbau auf 20 Prozent der Agrarfläche auszudehnen."

Jürgen Maier (Forum Umwelt und Entwicklung) weist auf die Bedeutung der Reform der europäischen Agrarpolitik für den Klimaschutz hin: "Die Zeit für die große Reform ist gekommen. Die Landwirtschaft steht vor gewaltigen Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt: der Klimawandel, der massive Verlust der Artenvielfalt, die ungelöste Wasserproblematik, die immer größere Kluft zwischen gesellschaftlichen Anforderungen und marktorientierter Landwirtschaft, die in einigen ländlichen Gebieten zunehmende Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit sowie zunehmende globale Agrarkrisen."

Die Klima-Allianz fordert die Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner deshalb auf, nicht länger die Pläne für eine bessere Agrarpolitik durch die EU-Agrarreform nach 2013 zu behindern. "Wir begrüßen die Vorschläge von Agrarkommissar Dacian Ciolos für eine Bindung der Direktzahlungen an den Umweltschutz", so Jürgen Maier.

Bernd Bornhorst (Misereor) mahnt: "Die derzeitige europäische Agrarpolitik ist nicht nur problematisch für Konsumenten und bäuerliche Landwirtschaft im Norden sondern auch Gift für die Entwicklung der Bauern in Afrika und mitverantwortlich für Not und Elend bei den Ärmsten der Armen. Billigexporte zerstören dort heimische Märkte. Der Anbau für unsere Futtermittel im Süden konkurriert mit der Ernährungssicherheit der Menschen vor Ort und die Klimafolgen treffen die Armen zu erst. Auch aus entwicklungspolitischer Perspektive ist es daher an der Zeit, sich deutlich für einen Systemwechsel in der europäischen Agrarpolitik auszusprechen."

Eine Forderung der Klima-Allianz ist daher auch, die Agrar- und Ernährungspolitik als Teil der Klimapolitik auszurichten - mit konkreten Reduktionszielen und der Ausarbeitung eines verbindlichen Aktionsprogramms.

Die Klima-Allianz ist das breite gesellschaftliche Bündnis für Klimaschutz aus insgesamt über 110 Umwelt- und Entwicklungsorganisationen, Gewerkschaften und Kirchen. Alle Informationen sowie das Positionspapier zu Landwirtschaft und Klimaschutz finden Sie unter www.klima-allianz.de


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Quelle:
Die Klima-Allianz
Pressemitteilung, 26.01.2011
Marienstr. 19-20, 10117 Berlin
Tel.: 030/678 1775-90, Fax: 030/2363 2889
E-Mail: presse@klima-allianz.de
Internet: www.die-klima-allianz.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Januar 2011