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MOOR/030: Moore schützen (BUNDmagazin)


BUNDmagazin - 2/2011
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland - BUND
Friends of the Earth Germany

BUND aktiv
Moore schützen

von Heidrun Heidecke und Christine Margraf


Der Schutz und die Renaturierung von Mooren spielen für viele BUND-Gruppen eine wichtige Rolle. Gerade in den moorreichen Bundesländern gibt es eine Fülle von Initiativen. Besonders aktiv sind die Moorschützer des BUND in Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen.


...in Niedersachsen

Der niedersächsische Moorschutz hat eine fast 40-jährige Geschichte. Ab Mitte der 70er Jahre wurden in der Diepholzer Moorniederung südlich von Bremen Pflegeeinsätze organisiert: BUND-Aktive stauten Wasser auf und entfernten Gehölze, um die Lebenswelt des Hochmoores zu sichern und vor allem der Verbuschung entgegenzuwirken. Mit Moorschnucken wurde die traditionelle Beweidung wiederbelebt.

1983 bündelte der BUND seine Aktivitäten in einem Projekt und professionalisierte damit die Landschaftspflege (www.bund-dhm.de). Über 6500 Hektar Hochmoor wurden seitdem renaturiert, die Torfschicht wächst wieder. Kraniche haben die Niederung nicht nur als Brutgebiet schätzen gelernt: Bis zu 80000 Vögel rasten hier gleichzeitig.

Auch in der "Hannoverschen Moorgeest" gehen die Aktivitäten für den Moorschutz inzwischen ins vierte Jahrzehnt. Hier kümmert sich der BUND vor allem um kleinere Hochmoore, die der bäuerliche Handtorfstich in Mitleidenschaft gezogen hat.Wieder gilt es aufwachsende Kiefern und Birken zurückzudrängen und Entwässerungsgräben zu verschließen, um den Wasserhaushalt zu stabilisieren. Seit 2006 entsteht (gefördert vom Bundesamt für Naturschutz, BfN) ein umfangreiches Konzept zur langfristigen Sicherung des Moorkomplexes. Seine Umsetzung steht jedoch in den Sternen.

Auf Druck des BUND bekannte sich das BfN trotz hoher Kosten zur Finanzierung. Seine Bedingung: Der umliegende agrarische Randbereich (in Privateigentum) müsste ins Konzept einbezogen werden, nur so sei ein weiterer Nährstoffeintrag in die Moorgeest zu verhindern.

Doch Umweltminister Sander schlägt die Förderung des BfN aus und hält wie immer zur Agrarlobby. Der BUND fordert das Land auf, "im Boot zu bleiben". Denn für Klimaschutz und biologische Vielfalt ist die baldige Renaturierung der 1900 Hektar Hochmoor unverzichtbar.

www.bund-niedersachsen.de/themen/moorschutz


...in Baden-Württemberg

Der BUND Baden-Württemberg betreut etwa 270 Hektar Moore. Ein wichtiges Projekt ist die Wiedervernässung von 100 Hektar im Schwenninger Moos, das mit Schafen beweidet wird. Zudem überwacht der BUND im Landkreis Konstanz das Fischerweihermoor (54 Hektar) sowie einige Dutzend weitere Moorflächen in den FFH-Gebieten Mindelsee und Bodanrück.

Wieder liegt der Schwerpunkt darin, die Moore offenzuhalten. Gezielte Eingriffe fördern gefährdete Tiere und Pflanzen, dazu kommen die Gebietskontrolle, Öffentlichkeitsarbeit und Begleitung wissenschaftlicher Untersuchungen. Der BUND Markdorf hat sechs Hektar einer Pfeifengras-Streuwiese auf Niedermoor wiederhergestellt, gemeinsam mit dem Bodenseekreis im Rahmen eines Interreg-Projekts der EU. Gleichzeitig betreut die BUND-Gruppe das gesamte Ried-Schutzgebiet, das über 100 Hektar umfasst.

Eine Reihe weiterer BUND-Gruppen pflegt zudem kleinere Flächen und ist an der Wiedervernässung von Mooren und Torfstichen beteiligt.


...in Bayern

In Bayern engagiert sich der BUND in mindestens 50 größeren Moorschutzprojekten. Schon der erste Ankauf des Bund Naturschutz (BN) im Jahr 1933 galt einer Moorfläche: Das heutige Naturschutzgebiet "Gfällach im Erdinger Moos" wird inzwischen wiedervernässt. Auch andere Ankäufe und Aktivitäten des BN in Mooren entwickelten sich zu Großprojekten. So besitzt der BN im 32 Quadratkilometer umfassenden Murnauer Moos über 70 Hektar. In den Kendlmühlfilzen bei Traunstein, auch dies eines der größten bayerischen Hochmoore, hat der BN bereits 1973 die Ausweisung eines Naturschutzgebietes beantragt.

Besonders im Alpenvorland mit seiner deutschlandweit einzigartigen Moorvielfalt ist der BN schon seit den 70er Jahren aktiv. Im Rahmen von etwa 23 größeren Schutzprojekten wurden bisher über 180 Hektar weitgehend eigene Moorflächen renaturiert, auf 120 Hektar wächst der Torf wieder. Um den Wasserstand im Moor anzuheben, mussten unzählige Dämme in die alten Entwässerungsgräben gezogen werden, teils in mühevoller Handarbeit, teils mit großen Baggern.


Moorpflege mit Mensch und Tier

Auf weiteren 200 Hektar führt der Bund Naturschutz Pflegemaßnahmen durch. Wo Bäume und Sträucher nach dem Anstau nicht von selbst absterben oder noch kein Anstau möglich ist, wird entbuscht. Im Umfeld der Moore mäht der BN wertvolle Streuwiesen. Als Belohnung wachsen schon bald die Torfmoose wieder, andere moortypische Pflanzen und Tiere kehren zurück. So ist ins Werdensteiner Moos, das der BN seit 30 Jahren betreut, das komplette moortypische Spektrum von Schmetterlingen und Libellen zurückgekehrt, darunter die vom Aussterben bedrohte Große Moosjungfer und die stark gefährdete Arktische Smaragdlibelle.

In den Allgäuer Mooren werben drei Gebietsbetreuer des BN für mehr Moorschutz, gefördert vom Naturschutzfonds und dem Europäischen Sozialfonds. Die Moorprojekte des Bund Naturschutz im Alpenraum waren der Internationalen Alpenschutzkommission 2008 eine Auszeichnung mit 20000 Euro Preisgeld wert.


Rettung für den Riedteufel

Ein zweiter Schwerpunkt der BUND-Aktivitäten liegt in den großen Niedermooren Südbayerns. Hier steht neben der Wiedervernässung die Sicherung extensiv genutzter Wiesen im Vordergrund. So grasen im Freisinger Moos Weiderinder, ein Projekt des BN mit einem Biolandwirt. Das qualitativ hochwertige und klima- und naturverträglich produzierte Fleisch erfreut sich steigender Nachfrage. Und in der Mertinger Höll bei Donauwörth ein einmalig kleinteilig strukturiertes Gebiet, das besonders für Wiesenbrüter wertvoll ist, besitzt der BN über 120 Hektar. Sie werden von 20 Landwirten extensiv genutzt. Gezielte Pflege und die Anlage feuchter Senken werten das letzte große Wiesengebiet im Donauried auf. Das Moorveilchen, der Riedteufel (ein stark bedrohter Augenfalter) und das Braunkehlchen werden seitdem wieder häufiger.

Seit 2008 ist der Moorschutz in Bayern zumindest finanziell und personell gestärkt: Die Landesregierung stellte im Rahmen eines Klimaschutzprogramms etwa acht Millionen Euro für die Moore bereit. Auch der Bund Naturschutz konnte dadurch neue Projekte starten, so im Dattenhauser Ried (Kreis Dillingen) oder im Deininger Moor bei München. Dieses Programm muss, da es dieses Jahr ausläuft, dringend fortgeführt werden.

Die Autorinnen: Heidrun Heidecke koordiniert den Naturschutz des BUND, Christine Margraf betreut den Artenschutz in Südbayern.

Mehr zu den bayerischen Aktivitäten www.bund-naturschutz.de/moore


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:
- Etwa 200 Moorschnucken halten im Schwenninger Moos die aufwachsenden Gehölze kurz.
- Rasenmäher mit Biosiegel, Weiderinder im Freisinger Moos.
- Arbeit in einem Hochmoor bei Weilheim, auch Kinder legen bei der Renaturierung Hand an.


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Quelle:
BUNDmagazin 2/2011, S. 18-19
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Friends of the Earth Germany
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. September 2011