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MELDUNG/363: Wässerwiesen im Wiesenttal werden UN-Dekade-Projekt (UN-Dekade Biologische Vielfalt)


UN-Dekade Biologische Vielfalt - 10. April 2018

Forchheimer Wässerwiesen-Projekt von UN-Dekade ausgezeichnet

Traditionelle Bewässerung im Wiesenttal schützt Tier- und Pflanzenreichtum.

Dr. Marcel Huber, Bayerischer Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz, überreicht die Urkunde im Münchner Landtag an die Projektbeteiligten.


München, 10. April 2018 - Eine besondere Art der Bewässerung prägt das Grünland rund um den Fluss Wiesent im Landkreis Forchheim: Es ist sowohl von natürlichen Wasserläufen als auch von menschlich geschaffenen Bewässerungsgräben durchzogen. Die sogenannten Wässerwiesen mit ihren Grabensystemen bieten Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Seit 2017 setzt sich das Landratsamt Forchheim im Rahmen eines eigenen Projekts dafür ein, diesen Naturreichtum zu bewahren.

Der Erhalt des Ökosystemkomplexes Wiesentaue als historische Kulturlandschaft trägt nicht nur dazu bei, Biodiversitätsziele, insbesondere beim Schutz hochgradig gefährdeter Arten, umzusetzen, sondern wirkt sich zudem positiv auf Wasser, Boden, Luft und Klima aus. Nun würdigt die UN-Dekade Biologische Vielfalt das Projekt für sein Engagement: Es trage nicht nur zur Erhaltung der biologischen Vielfalt in einem ökologisch sehr wertvollen Gebiet bei, sondern beziehe darüber hinaus alle wichtigen Akteure von Schutz und Nutzung in vorbildlicher Weise ein.

Schon vor tausenden von Jahren siedelten Menschen an der Wiesent und betrieben Landwirtschaft. In Wassergenossenschaften begannen Bauern im 18. Jahrhundert die Bewässerung ihrer Felder besser zu organisieren, indem sie Gräben aushoben und Wehre errichteten. Auf diese Weise entstanden die sogenannten Wässerwiesen. Bis heute bilden sie für die Region ein wertvolles kulturelles Erbe und gehören laut Experten wie Prof. Christian Leibundgut europaweit zu den zwölf am besten erhaltenen Bewässerungssystemen.

Der große Tier- und Pflanzenreichtum im Wiesenttal ergibt sich aus dieser seit Jahrhunderten praktizierten nachhaltigen Wassernutzung. Denn Gräben und Wehre formen zusammen Lebensräume, Brutreviere und Nahrungshabitate für Pflanzen, Vögel und Insekten. Zum Beispiel für Wiesenbrüter wie den gefährdeten Wachtelkönig oder die Sumpfheuschrecke. Gleichzeitig ist das Tal ein beliebter Rastplatz für Zugvögel. Dieses natürliche und kulturelle Erbe möchte das Landratsamt Forchheim erhalten.

Seit 2017 unterstützt es Landwirte und Gewässergenossenschaften im Rahmen des Wässerwiesen-Projekts dabei, die Bewässerungssysteme auf der rund 2000 Hektar großen Fläche instand zu halten bzw. zu setzen, und berät sie zu deren umweltschonender Bewirtschaftung. So werden gleichzeitig die Lebensräume diverser heimischer Organismen bewahrt und der Schutz der biologischen Vielfalt vor Ort optimiert. Die Projektlaufzeit ist bis 2020 angesetzt.

Das Landratsamt Forchheim wird übrigens gleich zweimal ausgezeichnet. Neben den Wässerwiesen darf sich auch die "Kultur- und Naturlandschaft mit Kopfeichen am Hetzleser Berg" fortan "Projekt der UN-Dekade" nennen.

Über die UN-Dekade Biologische Vielfalt

Mit der UN-Dekade Biologische Vielfalt 2011-2020 ruft die Staatengemeinschaft die Weltöffentlichkeit auf, sich stärker für die biologische Vielfalt einzusetzen. Sie will die Bedeutung der Biodiversität für unser Leben und Wirtschaften bewusster machen und persönliches Handeln zum Schutz und Erhalt der Vielfalt der Arten, Lebensräume und Gene anstoßen. Hintergrund ist ein kontinuierlicher Rückgang an Biodiversität in fast allen Ländern der Erde.

In Deutschland werden im Rahmen der UN-Dekade Projekte und Beiträge ausgezeichnet, die sich in besonderer Weise für die Erhaltung, nachhaltige Nutzung und Vermittlung der biologischen Vielfalt einsetzen. Zusätzlich zum regulären Wettbewerb zeichnet die UN-Dekade seit 2017 im Rahmen des Sonderwettbewerbs "Soziale Natur - Natur für alle" auch vorbildliche Projekte aus, die das soziale Miteinander fördern und gleichzeitig einen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten.

Bewerben können sich Einzelpersonen oder -initiativen, institutionelle Projektträger wie Verbände, Stiftungen und Unternehmen sowie staatliche und nicht-staatliche Organisationen. Die Bewerbung erfolgt über die Webseite der UN-Dekade. Über die Auszeichnung entscheidet eine Fachjury.

Projektträger
Landratsamt Forchheim
Dienststelle Ebermannstadt
Oberes Tor 1
91301 Ebermannstadt

Ansprechpartner
Johannes Mohr
Tel.: 09191 864 300
waesserwiesen@lra-fo.de



Weitere Informationen

Projektvorstellung auf der UN-Dekade-Webseite:
https://www.undekade-biologischevielfalt.de/index.php?id=49&tx_lnv_pi1%5Bwettbewerb%5D=2107&tx_lnv_pi1%5Baction%5D=show&tx_lnv_pi1%5Bcontroller%5D=Wettbewerb&no_cache=1

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Quelle:
Presseinformation, 10.04.2018
UN-Dekade Biologische Vielfalt
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel: 0228 977 34 42
E-Mail: presse(at)undekade-biologischevielfalt.de
Internet: www.undekade-biologischevielfalt.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. April 2018

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