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MELDUNG/339: Wo lebt die Wildkatze in der Lüneburger Heide (BUND NI)


BUND Landesverband Niedersachsen e.V. - Hannover, 11. Dezember 2017

Wo lebt die Wildkatze in der Lüneburger Heide?

BUND und NLWKN stellen Ergebnisse der Erfassung mit Lockstöcken vor


Beobachtungen von Naturschützern gaben Hinweise darauf, dass die Europäische Wildkatze (Felis silvestris) wieder in der Lüneburger Heide zuhause ist. Der BUND Niedersachsen erfasste daher im Winter 2017 erstmals großflächig Vorkommen im östlichen Niedersachsen - gemeinsam mit dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) und unterstützt durch die Niedersächsischen Landesforsten und weitere Naturschutzverbände. Jetzt liegen die Ergebnisse der genetischen Untersuchung vor.

"Die Wildkatze breitet sich mit steigender Populationsgröße in Richtung Norden aus und hat sogar bereits die Lüneburger Heide erreicht", freut sich Andrea Krug, Wildkatzenexpertin beim BUND Niedersachsen. "Das nördlichste Vorkommen fanden wir an der Lopau beim Truppenübungsplatz Munster. Dies ist gleichzeitig der nördlichste Nachweis der Art in ganz Deutschland!" Das Untersuchungsgebiet umfasste den Landkreis Uelzen sowie Teile der Landkreise Heidekreis, Gifhorn und Nienburg. Die scheue Mäusejägerin wurde überwiegend in den Waldgebieten östlich der Weser bei Nienburg, nördlich des Steinhuder Meers sowie im Zentrum des Landkreises Gifhorn mit seinen zahlreichen Wäldern angetroffen.

"Viele Gebiete, die als potenzieller Wildkatzenlebensraum gelten, wurden jedoch noch nicht nachweislich besiedelt", gibt Dr. Andreas Jacob zu Bedenken, im NLWKN zuständig für die Wildkatze. Keine Funde gab es beispielsweise im Heidekreis oder im Landkreis Uelzen. "Dies könnte an den fehlenden Wanderkorridoren zwischen den einzelnen Teilbeständen liegen. Der BUND fordert daher, dass in Niedersachsen mehr Wildkatzenkorridore geschaffen werden", so Krug. "Zudem muss die Bestandserfassung auf weitere Landkreise ausgeweitet werden, damit wir sinnvolle Maßnahmen zum Schutz der Art in Niedersachsen auf den Weg bringen können."

An der Untersuchung von Januar bis April beteiligten sich über 65 Ehrenamtliche und Förster. Einmal wöchentlich suchten sie 330 Lockstöcke in den Wäldern auf Wildkatzenhaare ab. "Die Förster haben die Kartierung gern unterstützt, weil die Wildkatze als Waldart ein Qualitätsmerkmal unserer Wälder ist", erläutert Dr. Marc Overbeck von den Niedersächsischen Landesforsten.


HINTERGRUND:
Die Europäische Wildkatze (Felis silvestris)

Die einst in fast allen Wäldern Deutschlands heimische Mäusejägerin steht seit vielen Jahren auf der Roten Liste der bedrohten Arten. In weiten Teilen Deutschlands war sie bereits ausgestorben. Die letzten Wildkatzen lebten in meist isolierten Waldgebieten. Mittlerweile erholen sich die (Rest-)Populationen. Doch noch immer sind viele der Lebensräume zu klein, so dass die Wildkatzen dort nicht dauerhaft überleben können. Viele Katzen werden zudem Opfer des Straßenverkehrs.

Das BUND-Projekt

Der BUND erforscht bereits seit Jahren die Lebensweise und Verbreitung der seltenen Art in seinem "Rettungsnetz Wildkatze". Übergreifendes Ziel dieses länderübergreifenden Projekts ist ein Verbund aus Wäldern durch grüne Korridore aus Sträuchern und Bäumen. Diese Biotopvernetzung hilft nicht nur der Wildkatze, sondern auch vielen anderen Arten des Ökosystems Wald.

Zur Erfassungsmethode

Für die Erfassung der Wildkatzenvorkommen wurden 330 Lockstöcke im Gelände aufgestellt und einmal wöchentlich auf Wildkatzenhaare abgesucht. Die Stöcke wurden zuvor mit Baldrian besprüht. Dieser Duftstoff zieht umherstreifende Katzen an. Die Wildkatzen reiben sich an dem rauen Holz und hinterlassen daran ihre Haare. Die Haarproben wurden anschließend am Forschungsinstitut Senckenberg in Gelnhausen genetisch analysiert und die Daten in eine bundesweite Gendatenbank eingespeist.

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Quelle:
Presseinformation vom 11.12.2017
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Landesverband Niedersachsen
Goebenstr. 3a, 30161 Hannover
Tel.: 0511/965 69-0, Fax: 0511/662 536
E-Mail: presse.nds@bund.net
Internet: www.bund-niedersachsen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Dezember 2017

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