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MELDUNG/267: Drehkreuz Ost - Erst futtern, dann fliegen (DeWiSt)


Deutsche Wildtier Stiftung - 19. September 2016

Drehkreuz Ost: Erst futtern, dann fliegen

Deutsche Wildtier Stiftung: Weit über 100.000 Zugvögel nutzen den Galenbecker See als Versorgungsplattform und Raststätte vor dem Weiterflug


Drehkreuz Galenbecker See: Der Internationale Vogel-Flughafen ist derzeit stark frequentiert. Die Abflug-Gates an den Ufern sind überfüllt, Starts und Landungen finden quasi im Minutentakt statt. Denn der Galenbecker See in Mecklenburg-Vorpommern ist für gefiederte Vielflieger ein wichtiger Zielflughafen für den Zwischenstopp. Alle tanken hier am Vogel-Airport Energie in Form von Pflanzen und Insekten. Der See ist Nahrungs-Tankstelle und Ruhe-Lounge, um am Ende die Power für Miles & More auf dem kräftezehrenden Vogelflug zu haben.

Der Internationale Vogel-Flughafen in Mecklenburg-Vorpommer liegt knapp zehn Meter über dem Meeresspiegel und ist mit nur 75 Zentimetern Tiefe recht flach. Doch der Galenbecker See gehört mit seiner Größe von knapp sechs Quadratkilometern zu den attraktivsten Landeplatzen für Zugvögel überhaupt. Nahezu stündlich sind jetzt Mitte September die eleganten Kraniche aus dem Baltikum, aus Finnland und Lettland im Anflug. Sie genießen das First Class-Schlemmerangebot des Sees: fette Großinsekten an Mais.

Zum engagierten "Bodenpersonal" der Deutschen Wildtier Stiftung gehört Michael Tetzlaff. "Zur Zeit landen tausende Fluggäste pro Tag; häufig bleiben sie mehrere Nächte, um sich für ihren beschwerlichen Weiterflug auszuruhen", sagt er. Bis Mitte Oktober rechnet der Ornithologe der Deutschen Wildtier Stiftung mit über 100.000 Transitreisenden, die das Seegelände bevölkern. "Das ist ein Geschnatter und Gekreische bei der Suche nach dem geeigneten Landeplatz", sagt Tetzlaff. "Gute Wasser- und Nahrungsqualität ist den Passagieren besonders wichtig; eine ökologische Vielfalt ist der beste Nährboden für ausgewogenes Flugbenzin in Form von Amphibien und Insektenlarven!"

Mit gut gefülltem Magen geht es dann auf der Route Richtung Frankreich, Spanien und Portugal weiter. Auch andere Fluggäste sind geübte Langstrecken-Touristen. Etwa die nordischen Gänse aus Sibirien. Sie legen viele hundert Flugkilometer zurück: eine Strapaze! Wenn sie eintreffen, wird erst mal gechillt. "Die Vögel rasten mehrere Wochen, bevor sie spätestens im November Richtung Niederrhein abziehen", erklärt Tetzlaff.

Nach Einbruch der Dämmerung gilt - wie bei vielen internationalen Flughäfen - eine Art Nachtflugverbot. Es herrscht Ruhe. Die Zugvögel tanken schlafend Kraft, bevor es bereits im Morgengrauen zum Check-In geht. "Kraniche schlafen an drei verschiedenen Plätzen in den Buchten des Sees. Sie stehen dicht gedrängt beieinander. So sind sie vor Wind und Wetter geschützt", erläutert Michael Tetzlaff. Gänse ruhen dagegen in etwas tieferem Wasser auf dem flachen See. Dort fühlen sie sich vor dem wasserscheuen Fuchs sicher. Sie stecken ihre Köpfe ins Gefieder und nutzen die Federn als kuschelige Schlafmaske. Wenn Kraniche und Gänse Ende Oktober ausgecheckt haben, landen die Wintergäste auf dem Galenbecker See. Dazu gehören Zwerg- und Gänsesäger, Schellente, Sing- und Zwergschwan aus dem Hohen Norden. Sie nutzen den Galenbecker See zum Überwintern und fliegen erst im Frühjahr wieder zurück.

Übrigens: Der Vogel-Flughafen Galenbecker See ist an das wichtige Nahrungshabitat Friedländer Große Wiese angeschlossen. Wenn es nach der Gemeinde Lübs geht, soll in diesem wertvollen EU-Vogelschutzgebiet eine Windkraftanlage gebaut werden. Drehen sich auf 350 Hektar Fläche erst die Rotoren der Anlage mit einer Gesamthöhe von 199,5 Meter Höhe, kann der Vogel-Flughafen bald schließen ...

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Quelle:
Deutsche Wildtier Stiftung
Pressemitteilung, 19.09.2016
Christoph-Probst-Weg 4, 20251 Hamburg
Telefon: 040/9707869-0, Fax: 040/9707869-99
E-Mail: Info@DeWiSt.de
Internet: www.DeutscheWildtierStiftung.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. September 2016

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