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MELDUNG/001: Auenrevitalisierung - Naturnaher Hochwasserrückhalt rechnet sich (BBU WASSER-RUNDBRIEF)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 953 vom 10. September 2010 - 29. Jahrgang

regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

Naturnaher Hochwasserrückhalt rechnet sich!


Auenrevitalisierungen werden bislang gegenüber dem technischen Hochwasserschutz systematisch schlecht gerechnet. Berechnet wird bei den traditionellen Kosten-Nutzen-Analysen in der Regel nur der höhere Flächenbedarf im Vergleich zu gesteuerten Poldern und die Hochwasser senkende Wirkung.

Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) hat 2010 eine Methodik erarbeiten lassen, die auch die Wirkung der Auen als Lebensraum für Pflanzen und Tiere, als Erholungsraum für die Menschen und als Filter für Schadstoffe monetarisiert. Damit wird zusätzlich zum Hochwasserrückhalteeffekt der ökonomische Nutzen der verschiedenen Ökosystemfunktionen einer revitalisierten Aue quantitativ erfasst. Bei den BfN-Berechnungen ergab sich für die Auenrevitalisierung entlang der Elbe ein Nutzen-Kosten-Verhältnis von 3:1. Das bedeutet, dass der monetäre Wert des ökologischen und ökonomischen Nutzens einer Auen-Revitalisierung dreimal so hoch ist wie ihre Kosten. Kalkuliert wurde die Neuanlage von rund 35.000 Hektar Überflutungsflächen an der Elbe. Entsprechende Deichrückverlegungen würden durchschnittliche jährliche Kosten von 18 Millionen Euro verursachen. Der hohe Nutzen ergibt sich daraus, dass Hochwasserschäden von im Durchschnitt 6 Millionen Euro pro Jahr vermieden werden können. Zu Gunsten der Deichrückverlegung schlägt aber auch zu Buche, dass durch eine Verkürzung der zu unterhaltenden Deichlinie 5 Millionen Euro pro Jahr eingespart werden können. Hinzu kommen die Einsparungen für ansonsten an anderer Stelle erforderliche Maßnahmen zur Minderung der Nährstofffracht der Elbe (z. B. durch Nutzungseinschränkungen in der Landwirtschaft oder Steigerung der Reinigungsleistung von Kläranlagen), die zur Erreichung der festgelegten Ziele der Wasserrahmenrichtlinie erforderlich sind. Dies ergibt einen weiteren Nutzen in Höhe von 16 Millionen Euro pro Jahr. Ferner wurde in der BfN-Studie die Wertschätzung der Bevölkerung für den Erhalt von natürlichen Auenlandschaften in Geldwerten berechnet. Hierzu wurde die Zahlungsbereitschaft der Bevölkerung mit einem jährlichen Wert von 30 Millionen Euro veranschlagt.

Für das BfN ergibt sich folgendes Fazit aus dieser Kosten-Nutzen-Analyse: Betrachtet man nur die Hochwasserschutzwirkung würden naturverträgliche Deichrückverlegungen ein negatives Nutzen-Kosten-Verhältnis aufweisen. Berücksichtigen Entscheidungsträger auch den zusätzlichen Nutzen, der sich aus der Naturschutz- und Gewässerschutzwirkung von Deichrückverlegungen ergibt, ist mit einem positiven Nutzen-Kosten-Verhältnis zu rechnen. Damit sind Deichrückverlegungen nicht nur naturschutzfachlich, sondern auch volkswirtschaftlich sinnvoll. Das BfN geht davon aus, dass eine begrenzte Zahl technischer Schutzmaßnahmen mit starker Hochwasserschutzwirkung an ausgewählten Stellen kombiniert mit großflächigen Auenreaktivierungen mit ihren vielfältigen ökologischen Vorteilen zu einem besonders wirkungsvollen und ökonomisch effizienten Schutzprogramm führen.

Die Studie ist erschienen im Landwirtschaftsverlag Münster in der BfN Schriftenreihe unter dem Titel "Ökonomische Bewertung naturverträglicher Hochwasservorsorge an der Elbe". Naturschutz und Biologische Vielfalt Heft 89, ISBN 978-3-7843-3989-4.


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Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF - Nr. 953/2010
Herausgeber:
regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser
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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. November 2010