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INITIATIVE/365: Samtpfote auf der Spur - neues Wildkatzenprojekt im Mittleren Saaletal (NABU TH)


NABU Landesverband Thüringen - 29. September 2016

Samtpfote auf der Spur

NABU startet neues Wildkatzenprojekt im Mittleren Saaletal mit Schwerpunkt Saale-Holzland-Jena


Jena - Aufgrund ihrer scheuen und sehr heimlichen Lebensweise bekommt man die Wildkatze kaum zu sehen. "Häufig sind es Totfunde in Form von Verkehrsopfern, die die Anwesenheit von Wildkatzen in einer Region belegen", sagt Silvester Tamás, der das neue Wildkatzennachweisprojekt des NABU im mittleren Saaletal mit Schwerpunkt des Naturraumes Saale-Holzland-Jena koordiniert.


Der Koordinator des Wildkatzentprojekts kniet auf dem Waldboden und präpariert einen Lockstock - Foto: © Friedhelm Berger

Silvester Tamás
Foto: © Friedhelm Berger

Unter dem Motto "Nur was bekannt ist, kann man auch schützen" möchte der NABU in enger Zusammenarbeit mit den Umweltbehörden, Forstämtern, Waldbesitzern und Jägern die Vorkommen von Wildkatzen in der Region Saale-Holzland-Jena dokumentieren und vor allem Landnutzer aber auch interessierte Bürgerinnen und Bürger für die Belange der Wildkatze sensibilisieren. "Immer wieder kommt es vor, dass beispielsweise bei forstwirtschaftlichen Arbeiten zu wenig Rücksicht auf gefährdete und streng geschützte Arten genommen wird. Wir müssen wissen, wo die Tiere leben, dann können wir die zuständigen Forstämter informieren und hinreichend für die artenschutzrechtliche Problematik sensibilisieren", so Tamás. "Vor allem deckungsreiche Waldstrukturen mit entsprechender Baumarten- und Altersklassenvielfalt gilt es hierbei vor Eingriffen zu bewahren, um die hochsensiblen Wildkatzen, insbesondere in der Zeit ihrer Jungenaufzucht, nicht zu stören oder gar zu vergrämen."


Drei Wildkatzenjunge - Foto: © Karl-Heinz Kuhn

Wildkatzenwelpen
Foto: © Karl-Heinz Kuhn

Historische Quellen liefern über das Vorkommen der Wildkatze im Projektgebiet leider nur wenige Hinweise. Einzelne Beobachtungen reichen bis ins 19. Jahrhundert. "Dennoch konnten wir 2014 und 2015 einen kleineren Wildkatzenbestand und erstmalig auch deren Reproduktion in den strukturreichen Waldgebieten um Jena sicher belegen. Das sind jedoch insgesamt noch zu wenige Daten, um konkrete Aussagen über Wildkatzenvorkommen in der Region machen zu können", erklärt der Wildkatzenexperte.

Im Rahmen des neuen Projektes werden ab Herbst 2016 insgesamt mehr als 40 der sogenannten Wildkatzen-Lockstöcke auf einer Untersuchungsfläche mit mehr als 300 Quadratkilometern aufgestellt, präpariert und regelmäßig kontrolliert. "Fleißige Helfer werden uns bei dieser Arbeit unterstützen. Wir werden dabei sicher Fellhaare verschiedener Wildtiere, aber auch von Haus- und Wildkatzen von den Lockstöcken absammeln", erklärt Silvester Tamás. Mittels aufwendiger DNA-Analysen soll es dann schließlich gelingen, die Anzahl der einzelnen Wildkatzen-Individuen im Untersuchungsgebiet zu bestimmen.

"Unser Wildkatzenprojekt und die wichtige Aufklärungsarbeit können wir aber nur leisten, weil viele liebe Menschen aus dem gesamten Bundesgebiet einem Aufruf des NABU gefolgt sind und uns finanziell mit Spenden unterstützen", freut sich Silvester Tamás.


Hintergrund

Das mittlere Saaletal spielt eine zentrale Rolle bei der Vernetzung zwischen den bekannten Wildkatzenvorkommensgebieten, dem Harz im Norden und den Mittelgebirgslagen im Süden. Die in der mittleren Saaleregion befindlichen ostdeutschen Wildkatzenbestände fungieren gleichfalls als zentrales Bindeglied zu den isolierten Wildkatzenvorkommen Osteuropas. Es ist daher von außerordentlicher Bedeutung, insbesondere die hier beheimateten Wildkatzenvorkommen zu erfassen und zu schützen. Besonderes Augenmerk widmet das Nachweisprojekt dem Gebiet um den ehemaligen Streckenabschnitt der Bundesautobahn 4 durch das Leutratal bei Jena, einer der meistfrequentierten Verkehrstraßen Europas. Die durch ständige Staumeldungen bekannte Verkehrsader trennte noch bis 2015 die zwei für ihren Orchideenreichtum bekannten Naturschutzgebiete "Leutratal und Cospoth" und "Spitzenberg - Schießplatz Rothenstein - Borntal". Der alte Straßenabschnitt wurde nunmehr auf einer Länge von gut 3 Kilometern zurückgebaut und ist damit in einzigartiger Weise für Kleinst- und Großlebewesen wieder durchlässig gemacht worden.

Weitere Informationen:
www.NABU-Thueringen.de

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Quelle:
Pressemitteilung, 29.09.2016
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Thüringen
Leutra 15, 07751 Jena
Tel. 0 36 41/60 57 04, Fax 0 36 41/21 54 11
E-Mail: LGS@NABU-Thueringen.de
Internet: www.NABU-Thueringen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Oktober 2016

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