Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → LANDWIRTSCHAFT


INITIATIVE/247: Konsequenter Herdenschutz statt Forderung nach Wolfs-Abschuss (NABU NI)


NABU Landesverband Niedersachsen - 8. November 2018

Konsequenter Herdenschutz statt Forderung nach Abschuss

Bremen, 7.11.2018: NABU-Projekt unterstützt Weidetierhalter im Herdenschutz


Das Projekt 'Herdenschutz Niedersachsen' des NABU Niedersachsen trägt dazu bei, Akzeptanz für die Anwesenheit von Wölfen zu schaffen. Konkret bedeutet die Anwesenheit von Wölfen für Weidetierhalter höhere Kosten, z.B. für wolfsabweisende Zäunungen oder Herdenschutzhunde. Dazu werden oft Umstellungen im Betrieb sowie ein Mehraufwand an Arbeitsleistung erforderlich. Neben den finanziellen Fördermöglichkeiten durch das Land Niedersachsen unterstützt das NABU-Projekt 'Herdenschutz Niedersachsen' Weidetierhalter mit einem professionellen Beratungs- und Informationsangebot, helfenden Händen geschulter Ehrenamtlicher im Gelände, z.B. beim Zaunbau und wertvoller Netzwerkarbeit. Dadurch wird die Beweidung von Grünland sowie die Natur- und Landschaftspflege bei Wolfsanwesenheit gesichert.

Projektleiter Peter Schütte erklärt das Ziel des Projektes 'Herdenschutz Niedersachsen': "Durch die Anwesenheit von Beutegreifern sind Weidetierhalter zum Wohl ihrer Tiere auf der Weide verpflichtet, Herdenschutzmaßnahmen durchzuführen. Dies ist mit einem hohen Maß an Investitionen und Mehrarbeit verbunden. Da können wir mit unserem Netzwerk, aber auch mit praktischer Unterstützung durch unser Projektpersonal und Ehrenamtliche helfen und die anfallenden Kosten für betroffene Tierhalter minimieren".

Dabei kooperiert das Projekt 'Herdenschutz Niedersachsen' mit Tierhaltern, Experten, Verbänden, Behörden, Unternehmen sowie wissenschaftlichen Einrichtungen, um unterschiedliche Herdenschutzmaßnahmen in der Fläche umzusetzen und darüber aufzuklären.

Zur Halbzeit des Projekts im Herbst 2018 zieht Schütte Bilanz: "Wir haben bisher gut 50 Vorortberatungen bei Weidetierhaltungen vom Harz über die Lüneburger Heide bis Cuxhaven und Ostfriesland vorgenommen und über 75 Arbeitseinsätze beim Zaunbau (Mobil- und Festzaun) oder im Rahmen von Nachtwachen durchgeführt. Über 75 Personen sind von uns als Multiplikatoren oder aktive Herdenschutzhelfer geschult worden und wir haben an über 30 Veranstaltungen mitgewirkt oder sie selbst ausgerichtet."

Das Projekt 'Herdenschutz Niedersachsen' beteiligt sich an Konzeption und Umsetzung weiterer Praxisprojekte und wissenschaftlicher Arbeiten, die zum Erkenntnisgewinn und Lösungen im Herdenschutz beitragen. Dies alles geschieht für eine Förderung der Akzeptanz von Wölfen in Deutschland, schließlich "ist der beste Schutz des Wolfes der Schutz von Weidetieren", so Schütte.

Dem kann Annette Siegert, verantwortlich für das Thema Wolf beim NABU Bremen, nur zustimmen. "Vom richtigen Schutz der Weidetiere im niedersächsischen Umland profitieren auch die Tierhalter im Bremer Landesgebiet. Wenn ein Wolf schlechte, weil schmerzhafte, Erfahrungen mit Stromzäunen gemacht hat, meidet er diese in der Regel. Umgekehrt gilt aber auch: Hat ein Wolf mehrfach relativ einfache Beute gemacht, weil Herden unzureichend oder gar nicht geschützt waren, kann er ein erhöhtes Interesse an Nutztieren entwickeln."

In Bremen können sich Schafhalter bei der Umweltbehörde oder den WolfsberaterInnen zu Präventionsmaßnahmen informieren. Eine Regelung zur Unterstützung solcher Maßnahmen gibt es in Bremen allerdings noch nicht.

Den immer wieder auftauchenden Rufen nach Bejagung entgegnet der NABU, dass "Bejagung keine Herdenschutzmaßnahme ist, sondern erst richtige Probleme schaffen kann, da die soziale Struktur von Wolfsrudeln zerstört wird. Als warnendes Beispiel sei das Cuxhavener Rudel genannt, deren Jungtiere nach illegaler Tötung der Elterntiere offenbar noch nicht gelernt hatten, Wildtiere zu erbeuten und deshalb bevorzugt Kälber und junge Rinder jagten. Aus anderen Ländern wissen wir, dass Jagd ein denkbar ungeeignetes Mittel ist, um Probleme mit dem Wolf zu vermeiden, weswegen der Wolf auch nicht ins Jagdrecht gehört."

Der NABU lädt vor allem die Tierhalterverbände ein, sich proaktiv und lösungsorientiert im Interesse ihrer Mitglieder am erfolgreichen Instrument des Herdenschutzes zu beteiligen. Basierend auf den Erfahrungen des NABU-Projekts "Herdenschutz Niedersachsen" kann gemeinsam der Schutz von Weidetieren flächendeckend und präventiv umgesetzt werden.

Der NABU ist mit rund 98.000 Mitgliedern der größte Umweltverband in Niedersachsen und verfügt über ein großes Netzwerk ehrenamtlicher Mitarbeiter in diesem Flächenland.

Das NABU-Projekt 'Herdenschutz Niedersachsen' wird durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) und von der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung für drei Jahre gefördert.



Weitere Informationen:
Herdenschutz Niedersachsen:
www.herdenschutz-niedersachsen.de
Fragen und Antworten zum Herdenschutz:
www.NABU-niedersachsen.de/herdenschutz-faq

*

Quelle:
Pressemitteilung, 08.11.2018
Naturschutz aktuell - NABU Pressedienst
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland (NABU)
Landesverband Niedersachsen e.V.
Alleestr. 36, 30167 Hannover
Tel.: 0511/911 05-27, Fax: 0511/911 05-40
E-Mail: Info@NABU-Niedersachsen.de
Internet: www.NABU-Niedersachsen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. November 2018

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang