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GENTECHNIK/663: Forschung an virusresistenter Weinrebe (idw)


Fraunhofer-Gesellschaft - 01.07.2009

Virusresistente Weinrebe


Viren können den Weinbauern um seine Ernte bringen: Befallen sie die Weinreben, helfen oft sogar Pestizide nichts mehr. Zudem sind diese Chemikalien umweltschädlich. Forscher züchten nun Pflanzen, die Antikörper gegen die Viren produzieren und somit resistent sind.

Ein guter Wein muss reifen. Doch der Weg zum Fass ist lang. Schon vor der Lese haben die Weinreben Hindernisse aller Art zu überwinden: Zu heiße oder zu regenreiche Perioden können ganze Ernten vernichten. Dazu kommen allerlei Schädlinge: Neben Ungeziefer wie der Reblaus oder Kräuselmilbe machen dem Wein auch Pilze wie der Mehltau oder Viren wie das "Grapevine fanleave virus", kurz GFLV, zu schaffen. Dieses Virus infiziert die Weinrebe und löst die Reisigkrankheit aus. Deformierte und stark vergilbte Blätter, kleinere Trauben und Ernteverluste sind die Folgen.

Gegen GFLV soll bald ein Kraut gewachsen sein: Forscher des Fraunhofer-Instituts für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie IME in Aachen arbeiten daran, bestimmte Rebsorten gegen GFLV resistent zu machen. Dabei nutzen die Wissenschaftler gentechnische Verfahren. "Die von uns veränderten Pflanzen produzieren Antikörper", erklärt Dr. Stefan Schillberg, Abteilungsleiter am IME. "Diese Antikörper 'erkennen' die Viren und verhindern, dass sie sich in der Pflanze vermehren und Schaden anrichten können." Damit das Gewächs die Antikörper produziert, müssen die Forscher die Erbsubstanz der Rebe verändern und die genetische Information für die Antikörper in die Pflanze einschleusen. Diese Aufgabe erledigen winzige Helfer, die Gentechniker schon seit über zwanzig Jahren nutzen: Agrobakterien. Das sind Bodenbakterien, die von Natur aus Teile ihres eigenen Genoms auf das der Pflanze übertragen. Die Forscher führen das Antikörper-Gen in die Bakterien ein, die es dann quasi wie ein Transportvehikel auf die Pflanze übertragen.

Noch laufen die Versuche der Wissenschaftler bei einer Modellpflanze. Erste Tests haben bereits gezeigt, dass die veränderten Pflanzen bis zu hundert Prozent resistent gegenüber dem Virus sind. "Die Produktion des Antikörpers in der Pflanze funktioniert sehr effektiv", sagt Schillberg. "Als nächstes stehen die Versuche mit Weinreben auf dem Plan und später die Feldversuche." Langfristig haben die Forscher das Ziel, den Einsatz von Pestiziden zu drosseln. "Um GFLV beizukommen, sind bestimmte Chemikalien notwendig", erklärt Schillberg. Doch die Wirkung hält sich oft in Grenzen. Zudem sind die Pestizide umweltschädlich und daher in vielen Ländern verboten. Vor allem Länder wie Chile, die stark auf den Weinanbau angewiesen sind, könnten von den pathogenresistenten Weinreben profitieren und ihre Ernteerträge verbessern.


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.fraunhofer.de/presse/presseinformationen/2009/juli/virusresistente-
weinrebe.jsp

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter der WWW-Adresse:
http://idw-online.de/pages/de/image94977
Modellpflanzen: Die linke Pflanze ist unverändert und damit anfällig für Virusinfektionen. Die mittlere und rechte
Pflanze wurden verändert - die mittlere ist zu 59 Prozent resistent gegen das Virus, die rechte zu 100 Prozent.

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/pages/de/news323644

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution96


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Fraunhofer-Gesellschaft, Stefanie Heyduck, 01.07.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Juli 2009