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GENTECHNIK/655: Neue Studie - Pestizide statt Gentechnikwunder (BUNDmagazin)


BUNDmagazin - 1/2009
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland - BUND
Friends of the Earth Germany

Neue Studie
Pestizide statt Gentechnikwunder

Heike Moldenhauer


Die Heilsversprechen der Gentech-Konzerne sind unrealistisch - und sollen vor allem eines kaschieren: dass es die agrochemische Industrie ist, die am meisten Interesse an der Verbreitung gentechnisch veränderter Pflanzen hat.

Pflanzen, die durch ihren hohen Ertrag den Welthunger bekämpfen, die Energieversorgung sichern und dem Klimawandel trotzen - mit Hilfe der Gentechnik alles kein Problem. Das behaupten zumindest die Vertreter von Monsanto, BASF, Syngenta, Bayer, Dow oder DuPont-Pioneer. Und suggerieren zugleich, diese Pflanzen seien bereits Realität oder ihre Marktreife stünde unmittelbar bevor. Doch ein Blick in die Forschungsabteilungen der Unternehmen, in Investorenberichte und Freisetzungsexperimente zeigt: Es sind nicht die Wunderpflanzen, an denen hauptsächlich geforscht wird. Vielmehr werden die altbekannten Ziele Herbizid- und Insektenresistenz mit Hochdruck weiterverfolgt.

Zwar arbeiten alle Unternehmen auch an Pflanzen, die Trockenheit ertragen können und einen höheren Ertrag aufweisen sollen - doch keineswegs prioritär und schon gar nicht in einem Stadium, in dem sich ihre Markteinführung verlässlich voraussagen ließe. Das heißt: Während die Konzerne im Vordergrund eine gewaltige PR-Blase aus Heilsversprechen aufbauen, entwickeln sie im Hintergrund Pflanzen, die ihr Kerngeschäft absichern: den Absatz von Agrochemikalien. Denn alle sechs Gentech-Giganten sind ihrer Herkunft nach Chemieunternehmen, alle erwirtschaften den Löwenanteil ihres Umsatzes mit chemischen Spritzmitteln.

Folgerichtig sind die meisten Gentech-Pflanzen, die in den nächsten Jahren auf den Markt kommen, mit einer Herbizidresistenz ausgestattet und werden gemeinsam mit dem passenden Pflanzengift verkauft. So erhält die seit 1996 genutzte Roundup-Ready-Sojabohne von Monsanto - als einzige kommerziell genutzte Gensoja-Sorte bisher (buchstäblich) allein auf weiter Flur - eine Reihe von Schwestern: die LibertyLink-Soja (Bayer), die Dicamba-Soja (Syngenta) und die Imidazolinon-Soja (BASF). Und vermutlich gesellt sich bald die "Super-Sojabohne" dazu, die gegen alle marktgängigen Herbizide auf einmal resistent ist. Damit droht eine weitere chemische Aufrüstung der Landwirtschaft. Fazit: Mit ihrer Weltrettungsattitüde betreiben die Gentech-Konzerne eine massive Täuschung der Öffentlichkeit. Das Ziel ist altbekannt. Es geht darum, Akzeptanz für eine hochriskante Technologie zu schaffen, der eine Mehrheit der Bevölkerung aus guten Gründen ablehnend gegenübersteht.

Die vom BUND beauftragte Studie "Die Heilsversprechen der Gentechnikindustrie - ein Realitäts-Check" der Sozialwissenschaftlerin Ute Sprenger gibt es als pdf-Datei unter www.bund.net/publikationen oder als Ausdruck beim Infoservice, Tel. 030/2 7586-4 69, info@bund.net.


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Quelle:
BUNDmagazin 1/2009
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Friends of the Earth Germany
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Mai 2009