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GENTECHNIK/1001: Zulassung von Gentechniksoja wird angefochten (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisationen e.V.
EU-Koordination

EU-News - Donnerstag, 12. Mai 2016 / Landwirtschaft & Gentechnik

Zulassung von Gentechniksoja wird angefochten


Der Europäische Gerichtshof (EuGH) verhandelt heute eine Klage gegen die Genehmigung einer gentechnisch veränderten Sojabohne der US-Firma Monsanto (T-177/13). Die Sorte ist unter dem Kürzel MON87701 x MON89788 und dem Markennamen Intacta in der EU für den Import und die Verwendung in Lebens- und Futtermitteln zugelassen.

Die Genpflanzen produzieren ein Insektengift, ein sogenanntes Bt-Toxin, und sind gleichzeitig unempfindlich gegenüber dem Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat. Über dessen Wiederzulassung wollen die EU-Mitgliedstaaten voraussichtlich in der kommenden Woche entscheiden. Die EU-Kommission verkürzte inzwischen die von ihr vorgeschlagene Dauer der Lizenzverlängerung von 15 auf 9 Jahre.

Die Gensoja, um die es heute vor dem EuGH geht, wurde nach Ansicht der Kläger*innen von der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA nicht ausreichend auf Risiken für Verbraucher*innen untersucht. So fehle etwa die Prüfung der Wechselwirkungen zwischen Glyphosat und dem Insektizid, das die Pflanze enthält. Zudem bestehe der Verdacht, dass von der Soja ein Risiko der Erkrankung mit Immunkrankheiten ausgeht. Die EU-Kommission hätte die Sojabohnen deswegen nicht zulassen dürfen.

Testbiotech und das Europäische Netzwerk kritischer Wissenschaftler*innen (European Network of Scientists for Social and Environmental Responsibility, ENSSER) sowie der Verein Sambucus hatten 2013 die Klage gegen die EU-Kommission eingereicht. Es ist das erste Mal, dass der EuGH eine Klage von Nichtregierungsorganisationen gegen eine Importzulassung von Gentechnikpflanzen verhandelt.

Neben der Klage gibt es derzeit Auseinandersetzungen über weitere EU-Zulassungen von genmodifizierten Sojabohnen der Firmen Bayer und Monsanto, die mit mehreren Pestiziden gleichzeitig gespritzt werden können. Bisher verweigerte die EU-Kommission die Zulassung. Testbiotech fordert, diese Zulassung zu stoppen, weil auch hier gesundheitliche Risiken der Pestizidrückstände nicht geprüft wurden. [mbu]


EU-Kommission zu Prüfung von Rückständen in Import-Futtermitteln
http://www.testbiotech.org/sites/default/files/EU%20Commission_glyphosate_mandate_animal_health_2016.pdf

Wissenschaftliche Publikation über Wechselwirkung zwischen Glyphosat und Bt-Insektengiften
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0278691516300722

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Quelle:
EU-News, 12.05.2016
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Mai 2016

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