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EUROPA/307: Keine Milch nach Übersee (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzverbände e.V.
EU-Koordination

EU-News - Dienstag, 09. Februar 2016 / Landwirtschaft & Gentechnik

Keine Milch nach Übersee


2014 hat die Europäische Union - nach Neuseeland - weltweit am meisten Milcherzeugnisse exportiert. Doch obwohl europäische Milchbäuer*innen nicht von ihren Produkten leben können, setzt die EU weiter auf die Ausfuhr.

"Statt die Überschussproduktion von Billigware zu beenden, zieht die Exportkaravane weiter", kritisiert der Agrarsprecher der Grünen/EFA im Europäischen Parlament und Mitglied im Umweltausschuss Martin Häusling. Anlass ist eine Handelsreise von EU-Agrarkommissar Phil Hogan nach Kolumbien und Mexiko in dieser Woche. Das sei der falsche Weg, so Häusling weiter. Stattdessen sei eine Neuausrichtung der Erzeugung notwendig, die auf den europäischen Markt ziele und auf Qualitätsproduktion und Tiergerechtigkeit setze.

Einen grundlegenden ökonomischen und ökologischen Strategiewandel fordern auch NGOs und Bäuer*innen. Im Hintergrundpapier "Billiges Milchpulver für die Welt" von Germanwatch in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, Brot für die Welt und Misereor aus dem Jahr 2015 heißt es: "Standardisierte Massenprodukte wie Milchpulver und Molkepulver machen über 60 Prozent der Exporte aus. Hier findet der Wettbewerb vor allem über den Preis statt." Exporte wie mit Pflanzenfett angereichertes Milchpulver stellen demnach eine direkte Konkurrenz für kleinbäuerliche Erzeuger*nnen in Afrika dar, denen der Zugang zu ihren regionalen Märkten erschwert werde. Die Autor*innen kommen zu dem Schluss, dass von der aktuellen Exportstrategie bäuerliche Betriebe und ländliche Räume in der EU ebenso negativ betroffen seien wie viele Milchbäuer*innen in Entwicklungsländern.

Laut Häusling hat sich der Export von Milcherzeugnissen, vor allem der von Magermilchpulver, gegenüber 2006 verdoppelt. Die wichtigsten regionalen Absatzmärkte für europäisches Milchpulver seien der Nahe Osten und Nordafrika, gefolgt von Ostasien und Afrika südlich der Sahara. Es stelle sich die Frage: Wie sollen diese Milchbauern mit der europäischen Produktion konkurrieren? Zumal auch die Milchproduzenten in der EU in den letzten Jahren der Exportsteigerungen nichts davon gehabt hätten. [mbu]


Martin Häusling zu Milchexporten
http://martin-haeusling.eu/presse-medien/pressemitteilungen/1205-hogans-kuhhandel-milch-im-schlussverkauf-nach-kolumbien-und-mexiko.html

Hintergrundpapier "Billiges Milchpulver für die Welt"
https://germanwatch.org/de/download/13255.pdf

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Quelle:
EU-News, 09.02.2016
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Februar 2016

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