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EUROPA/179: Bauern, Verbraucher-, Umweltschützer fordern Systemwechsel der EU-Agrarpolitik (BUND BW)


BUND Landesverband Baden-Württemberg e.V. - 4. Dezember 2009

Zumeldung zur MLR-Pressemitteilung Nr. 287/2009:
Agrarpolitische Tagung in Hohenheim Bäuerliche Landwirtschaft statt industrieller Produktion

Bündnis aus Bauern, Verbraucher- und Umweltschützern fordert Systemwechsel der EU-Agrarpolitik


Stuttgart. "Wie viel und welche Landwirtschaft brauchen wir?", fragen heute das Ministerium für Ländlichen Raum und die Universität Hohenheim auf ihrer Tagung zur künftigen Agrarpolitik in Europa. Das Bündnis aus der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), dem Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM), Bioland, dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und dem FoodFirst Informations- und Aktions-Netzwerk (FIAN) ist überzeugt: Die EU-Agrarpolitik ist mitverantwortlich für eine Milliarde von Hungernden in der Welt. Die Bauern, Verbraucher- und Umweltschützer forderten Landwirtschaftsminister Peter Hauk und den Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Gerd Lindemann deshalb zu einer raschen Kehrtwende auf: Weg von der industriellen hin zur bäuerlichen, gentechnikfreien Landwirtschaft. Schon der wissenschaftliche Weltagrarbericht war 2008 zu diesem Schluss gekommen. Doch die deutschen Vertreter aus Wissenschaftler, Politik und der Bauernverband ignorieren diese Erkenntnis, kritisiert das Bündnis. Bundes- und Landesregierung halten an ihren Subventionen einer industriellen Landwirtschaft fest und verpassen so die Chance, die Reform der EU-Agrarpolitik ab 2014 für einen Systemwechsel zu nutzen.

"Obwohl wir die Bäuerinnen, Bauern, und VerbraucherInnen und UmweltschützerInnen in Europa sind, lassen uns die Veranstalter der Tagung in Hohenheim kaum zu Wort kommen", bemängelt die AbL-Bundesvorsitzende Maria Heubuch. "Wir repräsentieren aber auch die 700 Millionen Bäuerinnen und Bauern weltweit, deren Situation durch die EU-Agrarpolitik ständig verschlechtert wird. Wenn Minister Hauk die Exportsubvention ernsthaft abschaffen will, muss er sich jetzt auf der EU-Ebene dafür stark machen."

"Wir brauchen für alle landwirtschaftlichen Produkte faire Preise, die speziell bei der Milcherzeugung eine flexible Mengensteuerung - und das ist keine Planwirtschaft, wie Hauk behauptet - in Bauernhand voraussetzen", ist sich der baden-württembergische BDM-Landesvorsitzende Georg Wallner sicher: "Eine systematische Überproduktion hat immer Preise zu verantworten, die uns Bauern in ganz Europa die Existenzgrundlage entziehen und zu Exportdumping führen. Dies muss ein Ende haben."

Wer die Ergebnisse des Weltagrarberichts ernst nimmt, muss in der EU-Agrarpolitik jetzt neue Wege beschreiten. "Die Exportsubvention für Lebensmittel muss endlich ein Ende haben, die hoch subventionierte EU-Landwirtschaft ist mitverantwortlich dafür, dass in den Ländern des Südens eine Milliarde Menschen hungern. Subventioniertes Milchpulver aus der EU ruiniert die Bauern in Westafrika und trägt dort zur Verelendung bei", erklärt der FIAN-Vorstand Rainer Kubach. "Bisher ist die EU-Agrarpolitik nur Augenwischerei und Besitzstandwahrung", kritisiert er. "Wenn die Landesregierung jetzt weiter die Subventionen von neuen Stallbauten, Flurbereinigungen und Exporten fordert, ist sie sich ihrer

Verantwortung nicht bewusst", bewertet BUND-Landesgeschäftsführer Berthold Frieß: "Das Prinzip darf nicht lauten 'Wachsen oder Weichen'. Es muss heißen: 'Für Klimaschutz, Biodiversität und Arbeitsplatzsicherung'. Mit Steuergeldern dürfen wir nur Ziele gefördert werden, die allen dienen - öffentliche Gelder für öffentliche Güter."

"Durch den Anbau von Hülsenfrüchtlern (Leguminosen) statt dem Einsatz von energieaufwändigen mineralischen Stickstoffdüngern ist der Biolandbau eine energie- und nährstoffeffiziente Landbewirtschaftung, die dem Klimaschutz dient", sagt der Bioland-Geschäftsführer Baden-Württemberg, Matthias Strobl. Dies ist Weg in eine zukunftsfähige Landwirtschaft, die weit mehr sein muss als nur Rohstoffproduzent für die Nahrungsmittelindustrie.


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Quelle:
Presseinformation, 4. Dezember 2009
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Dezember 2009