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BILDUNG/038: Freilandlabor Kaniswall - grüner Lernort am Rande Berlins (DER RABE RALF)


DER RABE RALF
Nr. 155 - April/Mai 2010
Die Berliner Umweltzeitung

Freilandlabor Kaniswall
Über 75.000 Besucher - grüner Lernort am Rande Berlins mit beachtenswerter Entwicklung

Von Dr. Peter Vollmann


Im Süden von Berlin-Köpenick erstrecken sich die Gosener Wiesen, nach 1989 ökologisch sinnvoll bewirtschaftet. Die Kühe kennen keinen Stall, ihre Kälber bekommen die frische Muttermilch frei Euter. Gemäht wird, wenn die Natur es zulässt; so wurden aus einem (gehörten) Wachtelkönig im Laufe der Jahre gute zwei Dutzend. Rebhuhn und Fasan kann man hier ebenso beobachten wie Mäusebussard, Elster oder Kolkrabe.

Apropos Kolkrabe: Er ist das Wahrzeichen des Freilandlabors Kaniswall, des außerschulischen Grünen Lernortes inmitten der Gosener Wiesen, einem Naturschutzgebiet, das sich durch ungeheure Artenvielfalt auszeichnet; ein Aufsteller der Gemeinde Gosen - Neu Zittau und des Freilandlabors berichtet im Juni 2005 von 89 Brutvogelarten, 21 Fischarten (darunter die vom Aussterben bedrohten Schlammpeitzger und die neunstachligen Stichlinge), 431 Schmetterlingsarten, 358 Käferarten und enormen 619 Farn- und Blütenpflanzen.

Den Blick und das Handeln der überwiegend jungen Gäste auf die nachhaltige Gestaltung der Natur und Erhaltung ihrer Artenvielfalt zu richten, das ist die Hauptaufgabe, die dem wechselnden Personal des Grünen Lernortes auf seine Fahnen geschrieben wurde und die es in den vergangenen achtzehn Jahren bravourös löste. Denn ein Aufenthalt auf dem Kaniswall ist gefragt bei Vorschülern, Schülern und auch Erwachsenen, insbesondere bei Kindern der Grundschulen Treptow-Köpenicks; zunehmend verbringen auch Schüler/-innen aus Marzahn und Hellersdorf Unterrichts-, Ferien- oder Wandertage im Freilandlabor Kaniswall.

Langfristige Planung und entsprechend frühe Anmeldung sind erforderlich, denn schon heute ist die Kapazität am Grünen Lernort fürs gesamte Jahr so gut wie ausgelastet. Und im März wurde bereits der 75.000. Besucher seit Gründung des Freilandlabors gezählt, das 1991 in das ehemalige Objekt des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR einzuziehen begann. Ein zum 18. Geburtstag uraufgeführter und sehr ansehenswerter Videofilm "Lernwelt im Grünen" zeigt auch Originalaufnahmen aus der Anfangszeit, als der ehemalige Leiter, Dr. Reiner Hertelt, und seine Mitarbeiter mit Ruinen und Schrott, verschlammten und toten Gewässern und zahlreichen hinterlassenen Chemikalien zu kämpfen hatten. Genutzte Überbleibsel sind die "Fledermausbunker", die in diesem strengen Winter für drei Fledermausarten mit 13 Exemplaren Quartier bieten.

Das in vielen Arbeitsstunden gerettete jetzige Hauptgebäude beherbergt einen großen Labor- und Aufenthaltsraum, einen Medienraum, die Ausstellung "Gen-Welten Ernährung" des Museums für Ernährung in Vevey (Schweiz), einen Bastelraum für Kreative, einen Geo(logie)-Raum, einen tollen Heuraum zum Entspannen und Geschichten vorlesen, Büros, eine kleine Küche und sanitäre Einrichtungen. Am Rande des Freilandlabors befindet sich eine Wetterstation des Deutschen Wetterdienstes. Neben einheimischen Ulmen, Kiefern, Buchen und Eichen gibt es einen Urpflanzenhain mit Mammut- und Ginkgobaum, seltenen Farnen und anderen fossilen Bäumen. Alles Voraussetzungen, um am außerschulischen Lernort erfolgreich und hautnah Natur zu erleben und zu untersuchen, thematisch den jahreszeitlichen Gegebenheiten angepasst - ob auf dem Schülerlehrpfad oder beim Mikroskopieren, ob beim Sammeln von Bodentieren oder dem Sezieren von heimischen Süßwasserfischen. Anfang des Jahres wurden natürlich Tierspuren im Schnee gesucht, Futterglöckchen für Vögel und Schneemänner aus Naturmaterialien gebastelt, und das unterschiedliche Verhalten der Tiere in der kalten Jahreszeit wurde erörtert.

Anfang 2006 übernahm die Bezirksbürgermeisterin von Treptow-Köpenick, Frau Gabriele Schöttler (SPD), auch als Anerkennung des Geleisteten die Schirmherrschaft über den Grünen Lernort, der seit über zehn Jahren sowohl ideelle als auch materielle Unterstützung vom Förderverein der Freunde des Kaniswall erhält. Die neue Leiterin, Gundula Orzechowski, ist für jede tatkräftige Hilfe dankbar, kommt sie doch dem wertvollsten unserer Güter - unseren Kindern - zugute.

Kontakt:
freilandlabor-kaniswall@web.de
Tel.: 03362/ 821376

Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:
Kinder freuen sich über mehr als 75.000 Besucher in Kaniswall (Foto: Anja Pürst)


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Quelle:
DER RABE RALF - 21. Jahrgang, Nr. 155, April/Mai 2010, S. 17
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Berlin e.V. - Netzwerk ökologischer Bewegungen
Prenzlauer Allee 230, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
Redaktion DER RABE RALF:
Tel.: 030/44 33 91-47, Fax: 030/44 33 91-33
E-mail: raberalf@grueneliga.de
Internet: www.raberalf.grueneliga-berlin.de

Erscheinen: zu Beginn gerader Monate
Abonnement: 10 Euro/halbes Jahr


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Mai 2010