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MELDUNG/112: Die Uhr tickt - Wie viel Zeit bleibt noch für das 1,5°C- und 2°C-Ziel? (DGVN)


DGVN Webseite - Den Klimawandel bekämpfen

Energiefragen & Treibhausgase 30.03.2017

Die Uhr tickt: Wie viel Zeit bleibt noch für das 1,5°C- und 2°C-Ziel?


Bei einem mittleren Szenario bleiben bis zum Erreichen des 1,5°C-Marke bei der globalen Erwärmung laut der CO2-Budget-Uhr des MCC im März 2017 nichtmals mehr anderthalb Jahre Zeit.

Auf der Klimakonferenz von Paris haben sich die Staaten darauf verständigt, die globale Erderwärmung auf deutlich unter 2°C und möglichst 1,5°C im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Die Zeit, um diese ambitionierten Ziele zu erreichen wird knapp. Eine CO2-Uhr des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change [1] veranschaulicht, wie wenig Zeit nur noch bleibt. Nach einigen Modellen ist die Zeit für das Einhalten des 1,5°-Ziels bereits abgelaufen, selbst in optimistischen Szenarien bleiben nur noch wenige Jahre.

Die Wissenschaftler Alexander Radebach [2] und Tom Schulze vom Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change [1] (MCC) haben eine interaktive Uhr entwickelt, mit der sich nachvollziehen lässt, wie viel Zeit noch bleibt, um die in Paris beschlossenen Ziele zur Begrenzung des globalen Temperaturanstieges zu erreichen. Dabei werden die Ziele zur Begrenzung des Temperaturanstiegs in ein CO2-Budget übersetzt, das immer kleiner wird. Dieses Budget gibt an, wie viel CO2 nach verschiedenen Modellen zwischen 2017 und 2100 noch in die Atmosphäre gelangen darf, damit die Ziele zur Begrenzung der Erderwärmung noch mit einer hohen wissenschaftlichen Wahrscheinlichkeit erreicht werden können. Auf der interaktiven Uhr kann zwischen dem 2°C- und dem 1,5°C-Ziel sowie optimistischen, mittleren und pessimistischen Szenarien hin- und hergeschaltet werden.

Bei einem Ausstoß von jährlich 40 Gigatonnen CO2 bleiben nur noch zwischen 9 und 23 Jahre, um das 2°C-Ziel zu erreichen

Den Berechnungen zur Folge werden weltweit pro Jahr weiterhin im Schnitt etwa 40 Gigatonnen CO2 ausgestoßen. Das entspricht 1268 Tonnen pro Sekunde. In einem optimistischen Szenario ("upper estimate") bleiben aber nur noch maximal 940 Gigatonnen CO2, die bis zum Jahr 2100 in die Atmosphäre gelangen dürfen, um das 2°C-Ziel zu erreichen. Das heißt, sogar nach optimistischen Berechnungen bleiben nur etwa 23 Jahre, um diese Zielmarke einzuhalten, wenn der globale CO2-Ausstoß sich nicht verändert. Während bei einer mittleren Annahme ("medium estimate": es verbleiben noch ca. 760 Gigatonnen) noch etwas über 18,5 Jahre bleiben, sind es in einem pessimistischen Szenario ("lower estimate": es verbleiben noch ca. 390 Gigatonnen) nicht einmal mehr neuneinhalb Jahre. Diese Zeitspanne bezieht sich wohlgemerkt auf eine Erwärmung von 2°C, die laut dem Klimaabkommen von Paris deutlich untertroffen werden soll.

Im besten Fall nur noch 4 Jahre bis zum 1,5°C - im schlechtesten, sind wir schon ein Jahr überfällig

Doch eigentlich hat sich die Staatengemeinschaft sogar zum Ziel gesetzt, die Erwärmung auf möglichst 1,5°C zu begrenzen. Dieser Wert gilt als die Schwelle, ab der viele Folgen des Klimawandels unumkehrbar werden. Insbesondere niedrig gelegene Insel- und Küstenstaaten befürchten, dass sie bei einem Anstieg von mehr als 1,5°C massiv durch den vom Klimawandel ausgelösten Meeresspiegelanstieg bedroht sind. Selbst in einem optimistischen Szenario bleiben hier nur noch etwa 4 Jahre bei gleichbleibendem CO2-Ausstoß. Bei einer mittleren Annahme sind es nur noch anderthalb Jahre. Legt man ein pessimistisches Szenario zu Grunde, ist der Zeitpunkt, an dem man das 1,5°C-Ziel zuletzt mit einer hohen wissenschaftlichen Wahrscheinlichkeit erreichen konnte bereits über ein Jahr überschritten.

Die MCC-C02-Uhr basiert auf der Annahme, dass die jährlichen Emissionen auf dem Niveau von 2014 verharren, während von 2000 bis 2010 ein jährliches Wachstum des Treibhausgasausstoßes von 2,2% beobachtet wurde. In jedem Fall, bleiben den politischen Entscheidern nur noch wenige Jahre, um eine rigorose Minimierung des weltweiten CO2-Ausstoßes zu realisieren und sich somit mehr Zeit im Kampf gegen den Klimawandel zu verpassen. Weitere Informationen zu der Uhr gibt es auf der MCC-Website [1].


[1] http://www.mcc-berlin.net/forschung/co2-budget.html
[2] http://www.mcc-berlin.net/ueber-uns/team/radebach-alexander.html

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Quelle:
DGVN Webseite - Den Klimawandel bekämpfen
Energiefragen & Treibhausgase 30.03.2017
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. April 2017

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