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WASSER/189: Pazifikinselstaaten - Umgeben vom Meer, Wasserversorgung ist dennoch ein Problem (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 3. September 2014

Pazifikinselstaaten: Umgeben vom Meer - Doch Wasserversorgung ist ein Problem

von Catherine Wilson


Bild: © Catherine Wilson/IPS

Für etliche Pazifikinselstaaten ist es schwierig, ihre verstreut lebenden Einwohner mit Süßwasser zu versorgen
Bild: © Catherine Wilson/IPS

Lotofaga, Samoa, 3. September (IPS) - Die pazifischen Inselstaaten sind zwar vom größten Weltmeer umgeben, und doch ist nicht immer ausreichend Wasser vorhanden. Inadäquate Trinkwasserquellen, Infrastrukturdefizite und der Klimawandel sind nur einige Faktoren, die vor allem die Dörfer dürsten lassen.

Laisene Nafatali lebt in der 5.000-Seelen-Ortschaft Lotofaga an der Südküste von Upolu, der Hauptinsel Samoas, einem polynesischen Inselstaat nordöstlich von Fidschi in der zentralen Pazifikregion. Um ihren Haushalt führen zu können, ist sie wie der Rest der Dorfbevölkerung auf Regen- und Oberflächenwasser angewiesen. Doch da es an einer zusätzlichen Wasserbezugsquelle wie etwa einem nahe gelegenen Bach, einem Wasserfall oder Regentank fehlt, wird es für sie und die anderen schwierig, den Bedarf zu decken, um kochen, waschen und trinken zu können.

"Wir haben nur unsere Fünf-Liter-Eimer. Wenn es also eine ganze Woche über regnet, können wir nur eine geringe Menge der Niederschläge auffangen. Der Großteil versickert im Erdreich", berichtet Nafatali im Gespräch mit IPS.

Seit März ist die Regenzeit vorbei. Jetzt, in der Trockenzeit, gießt es höchstens zwei bis vier Mal im Monat. Das Wasser wird dann in erster Linie zum Trinken und zum Kochen verwendet. "Wenn eine Woche lang nichts passiert, müssen wir Wasser dazukaufen, das in Tankwagen angeliefert wird", erläutert sie. Die Kleidung waschen Nafatali und ihre sechsköpfige Familie am Strand, der eine halbe Stunde Fußweg entfernt ist.


Kein Geld für Wasserspeichertanks

Die meisten Menschen in Lotofaga sind Subsistenzbauern, die sich keinen Wassertank leisten können, um mehr Wasser zu speichern. Die Kosten sind mit 2.700 Tala, umgerechnet 1.258 US-Dollar, einfach zu hoch. "Anstatt Geld in unsere Kinder, ihre Bildung, Nahrung und Kleidung zu investieren, geht das meiste für Wasser drauf", berichtet sie.

Möglichst viel Wasser zu speichern, ist in ganz Samoa eine Lebensnotwendigkeit. Dort decken Oberflächen- einschließlich Regenwasser 65 Prozent und Grundwasser 35 Prozent des nationalen Wasserbedarfs.

Die Samoa-Wasserbehörde, die 85 Prozent der Bevölkerung versorgt, stellt den ländlichen Gemeinden, die Süßwasserressourcen besitzen, Kläranlagen bereit. Rund 18 Prozent der Landbevölkerung beziehungsweise mehr als 32.000 Menschen in 54 Dörfern können auf unabhängige Wasserversorgungsysteme zurückgreifen, die sich in lokalem Besitz befinden und somit auch lokal verwaltet werden.

Sulutumu Sasa Milo von der Unabhängigen Vereinigung der Wassersysteme, berichtet, dass die Wasserinfrastrukturen in dem Inselstaat 40 bis 50 Jahre alt sind und überholt werden müssten, um den ländlichen Gemeinden zu einer besseren Wasserversorgung zu verhelfen.

Im Rahmen der staatlichen Wasserversorgung werden höher liegende Quellen oder Flüsse angezapft und das Nass mit Hilfe der Schwerkraft durch Leitungen in Wassertanks transportiert. Die Dörfer sind selbst für die Verbindung zu ihren Haushalten zuständig.

Ein Sprecher der Wasserressourcenabteilung des Ministeriums für natürliche Ressourcen und Umwelt (MNRE) erklärte in der Hauptstadt Apia, dass das Land mit jährlichen Niederschlägen von rund 8.400 Kubikmillimeter über eine angemessen hohe Menge Wasser verfüge. Doch seien die kleinen und tiefliegenden Wassereinzugsgebiete, die begrenzten Speicherkapazitäten und der Druck auf die Wasserressourcen aufgrund von Entwicklung und den sich verändernden Regenzeiten in den letzten fünf Jahren große Herausforderungen.

Einst setzte die Regenzeit im Oktober ein und dauerte sechs Monate. Doch inzwischen beginnt sie früher und endet nach drei Monaten. "Somit konzentrieren sich die Niederschläge inzwischen auf einen deutlich kleineren Zeitraum", sagt der Beamte. "Dadurch wird es noch schwieriger, genügend Wasser zu speichern. 2011 gingen 80 Prozent unserer jährlichen Niederschläge innerhalb von drei Monaten nieder. Noch nie hatten wir viel Wasserverlust."

Auf der Insel Upolu leben 70 Prozent der 190.372 Samoaner. Die Nachfrage nach Wasser als Folge der zunehmenden Verstädterung, Wasserkraftwerke, Landwirtschaft und Tourismus ist enorm. Ein MNRE-Umweltbericht aus dem letzten Jahr warnte vor dem weiteren Verlust der Wälder in den Wassereinzugsgebieten, denen eine entscheidende Rolle zukommt, die Quantität und Qualität von Frischwasser zu bewahren.

Viele der Bäume seien gefällt worden, um die Landwirtschaft und die kommerzielle und Bauentwicklung auf der Insel voranzutreiben, hieß es. Die Folgen von Naturkatastrophen wie das samoanische Erdbeben und der Tsunami 2009 sowie der Zyklon 2012 haben die Wassereinzugsgebiete und Wasserinfrastrukturen weiter geschädigt. Bei den Dürren 2011 und 2012 standen die Dörfer an der Südküste Upolus sogar ganz ohne Wasser da, nachdem die Flüsse und Reservoire ausgetrocknet waren.

Die Wassersicherheit variiert in der Pazifikregion. Kiribati und Tuvalu im Zentralpazifik haben keine besonderen Frischwasserquellen, während Papua-Neuguinea im Südwesten über erneuerbare Wasserressourcen in Höhe von 801.000 Kubikmillimeter pro Jahr verfügt. In Samoa sind hingegen gerade einmal 1.328 Kubikmillimeter verfügbar.

Wasserverschmutzung, der Mangel an finanziellen, technischen und menschlichen Ressourcen, die für große Infrastrukturprojekte benötigt werden, und die Wasserversorgung der weit verstreuten Inselbewohner gehören zu den größten Herausforderungen in der Region.

Dem UN-Umweltprogramm UNEP zufolge hat Upolu bereits 85 Prozent seiner Vegetation verloren. Diese Entwicklung und das zunehmende Müllproblem setzten die Insel unter einen hohen ökologischen Stress.

Samoa ist zwar auf dem guten Weg, drei der sieben Millenniumsentwicklungsziele (MDGs) zu erreichen. Doch sind eine Erhöhung der Wasserspeicherkapazitäten und die Bewältigung der Umweltgefahren wichtig, um das MDG-Unterziel, mehr Samoanern den Zugang zu sauberem Trinkwasser zu ermöglichen, bis 2015 umzusetzen. Derzeit haben 40 Prozent Zugang zu sauberem Wasser.

Sechs der 14 pazifischen Inselstaaten - die Cook-Inseln, Fidschi, Niue, Palau, Tonga und Vanuatu - sind, was den Zugang zu sauberem Wasser und zu einer grundlegenden Sanitärversorgung angeht, auf Kurs. Beides sind Voraussetzungen für eine Verbesserung der Gesundheitssituation und nachhaltigen Entwicklung in der Region.

Wasser, Sanitärversorgung und Abfallwirtschaft sind Schlüsselthemen, die derzeit auf der Dritten Internationalen Konferenz der kleinen Inselentwicklungsstaaten (SIDS) in Samoa diskutiert werden. Das viertägige Treffen findet noch bis zum 4. September statt. (Ende/IPS/kb/2014)


Link:

http://www.ipsnews.net/2014/09/struggling-to-find-water-in-the-vast-pacific/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. September 2014