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WASSER/142: Bayreuther Studierende engagieren sich für Wasserprojekte in Afrika (spektrum - Uni Bayreuth)


spektrum - Universität Bayreuth
8. Jahrgang. Ausgabe 1. November 2012

Ingenieure ohne Grenzen
Bayreuther Studierende engagieren sich für Wasserprojekte in Afrika

von Nora Marie Zaremba



In Kadjebi, einer kleinen Stadt in Ghana, fällt regelmäßig der Strom aus. Dann funktionieren natürlich auch die elektrischen Wasserpumpen auf dem Gelände der Kadjebi-Asato Secondary School nicht mehr. Früher bedeutete Stromausfall für viele der 1.500 Schüler: Wassereimer schleppen. Also raus aus den Klassenzimmern und hin zum Brunnen, wo das Wasser dann mit der Hand hochgepumpt wurde. Die Eimer mussten in die Küche getragen werden, 200 Meter weit.

Kraftraubendes Wasserpumpen und Eimer schleppen ist in der Schule in Kadjebi nun vorbei, dank einer solarbetriebenen Grundwasserpumpe. Solche Pumpen sind in vielen Regionen Afrikas sinnvoll, da Sonneneinstrahlung und Wasserbedarf zeitgleich auftreten. Die Pumpe in Kadjebi wurde einfach in einem Brunnen der Schule installiert. Seitdem gibt es Wasser zum Kochen ganz ohne Strom. Installiert wurde die Pumpe von Lehrern und Schülern aus Ghana mit Unterstützung von Kevin Glowienka und Michael Kolb, Umweltingenieure an der Universität Bayreuth, die sich für die Ingenieure ohne Grenzen engagieren. Sie erfuhren von einem Pfarrer aus Ghana, der in Eichstätt studiert hatte, von der defizitären Wasserversorgung der Schule in Kadjebi. Die beiden Studenten wollten sofort helfen.

Es dauerte allerdings fast zwei Jahre, bis Glowienka und Kolb dann tatsächlich zur Implementierung nach Ghana reisen konnten. Vorher mussten Anträge gestellt und Sponsoren gefunden werden. Ein Sponsor aus Berlin übernahm fast die gesamten Kosten. Sowohl die Pumpe als auch die Photovoltaikanlage wurden bei einem Händler in Ghana gekauft. Auf diese Weise konnte das Projekt aus Deutschland die lokale Wirtschaft ein wenig unterstützen. Und sollte es einmal Probleme mit der Pumpe geben, dient der Händler vor Ort als Ansprechpartner. Allzu viele Schwierigkeiten fürchteten die angehenden Ingenieure beim Aufbau der Pumpe nicht. Solartechnik kannten sie bereits aus ihren Unikursen. Und drei Wochen Aufenthalt auf dem Schulcampus schienen auch mehr als genug Zeit, um das Projekt solarbetriebene Pumpe mit Erfolg durchzuführen.

In Ghana angekommen, entwickelte sich der eigentlich sichere Auftrag für das Zweiergespann zu einem echten Abenteuer. Zunächst dauerte die Reise durch Urwald und Steppe wegen diverser Autopannen viel länger als geplant. Und dann hatte der Vertreiber der Pumpe qualitativ minderwertige Ware geliefert. "Erst nach zwei weiteren Anläufen hatten wir schließlich die entsprechende Technik bekommen. Einen Tag vor dem Abflug haben wir die Pumpe dann zum Laufen gebracht", berichtet Glowienka. Am Ende konnten die beiden Studenten beruhigt ins Flugzeug Richtung Deutschland steigen: Projekt erfolgreich beendet.

Bei den Bayreuther Ingenieuren ohne Grenzen steht bereits der nächste Auftrag zum Thema Wasserversorgung in Afrika an. In Karatu, Tansania, soll die Wasserversorgung eines Krankenhauses verbessert werden. Eray Ulcay hat mit den Beteiligten des Krankenhauses mehrere Lösungen diskutiert. Jede dieser Möglichkeiten bietet Vor- und Nachteile. So besitzt das Krankenhaus eine eigene Wasserquelle, von der Wasser zum Krankenhaus gefördert werden könnte. Diese ist jedoch verunreinigt, so dass eine aufwändige Aufbereitung von Nöten wird. Sauberes Grundwasser könnte zum Beispiel durch Tiefenbohrungen gewonnen werden. Da der Grundwasserspiegel in den letzten Jahren jedoch stark gesunken ist und mittlerweile laut Angabe eines lokalen Bohrunternehmers bis zu 200 Meter tief gebohrt wird, ist die Suche nach einer geeigneten Stelle für die Bohrung sehr schwierig und kostenaufwändig. Die dritte Möglichkeit ist die Nutzung von Regenwasser, wobei das Wasser in der Regenzeit über die Dachflächen aufgefangen und in Zisternen gespeichert wird.


INFO

Ingenieure ohne Grenzen
Der Verein Ingenieure ohne Grenzen wurde 2003 in Marburg gegründet und befasst sich mit der Lösung ingenieurtechnischer Aufgaben in Entwicklungsländern. In mittlerweile 28 Regionalgruppen und fünf Kompetenzgruppen engagieren sich über 1.300 Berufstätige, Studenten und Rentner verschiedener Fachrichtungen. Neben der Lösung der ingenieuretechnischen Problemstellungen im Projekt spielt auch Fundraising sowie Öffentlichkeitsarbeit eine zentrale Rolle, sodass der Verein nicht nur Ingenieuren offen steht. Jeder, der sich in der Entwicklungszusammenarbeit engagieren möchte, ist willkommen.


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

- Krankenhausgelände des Lutheran Hospitals in Karatu: Kinder entnehmen Wasser für den Eigengebrauch.

Abb. 1: Abschiedsfoto am Krankenhaus Haupteingang, (v.l.n.r.): Mr. Panga (Hospital Technician), Kevin Glowienka, John Kulle (Secretary of Administration), Eray Ulcay. Kevin Glowienka studiert Umwelt- und Bioingenieurwesen (Dipl.-Ing.) mit Schwerpunkt Energietechnik an der Universität Bayreuth. Eray Ulcay studiert Energietechnik im Masterstudiengang in Bayreuth, davor Maschinenbau (Bachelor) an der Hochschule Regensburg.

Abb. 2: Bestandsaufnahme aller technisch relevanten Objekte auf dem Krankenhausgelände des Lutheran Hospitals in Karatu, Tansania. Hier: Polytanks zur Wasserspeicherung.

Abb. 3: Begutachtung einer in Beton gefassten Wasserquelle.

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Quelle:
spektrum, Ausgabe 1, November 2012, S. 42 - 44
Herausgeber: Universität Bayreuth
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veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Juli 2013