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WASSER/011: Peru - Süßwasserreserven schwinden, Anbau wasserintensiver Exportkulturen nimmt zu (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 9. Februar 2011

Peru: Süßwasserreserven schwinden - Anbau wasserintensiver Exportkulturen nimmt zu

Von Milagros Salazar


Lima, 9. Februar (IPS) - In den dichtbevölkerten Küstenregionen Perus gehen die Süßwasserreserven zur Neige. Dennoch entstehen in dem südamerikanischen Land immer mehr Agrarflächen, die große Mengen an Wasser benötigen. Doch Experten warnen eindringlich vor den Folgen der exportorientierten Landwirtschaft für Mensch und Umwelt.

Zwischen Januar und November vergangenen Jahres erreichten die peruanischen Agrarexporte einen Umfang von mehr als drei Milliarden US-Dollar. Das bedeutete einen Zuwachs von 30,2 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2009.

Die Entwicklung wirkte sich positiv auf dem Arbeitsmarkt aus. Offiziellen Statistiken zufolgen entstanden allein im Spargelanbau 120.000 neue Jobs. Das Gemüse muss allerdings auch intensiv bewässert werden. Pro Hektar werden rund 22.000 Kubikmeter Wasser benötigt, sieben Mal mehr als für Weinstöcke, wie David Bayer von der Umweltorganisation 'Iproga' berichtet.

Laut Bayer liegen diese Schätzungen sogar noch weit unter der tatsächlichen Menge. Hinzu kommt das Wasser, das für die Behandlung mit wachstumsfördernden Chemikalien und den Verpackungsprozess gebraucht würde. Eigentlich müssten weitere 2.000 Kubikmeter Wasser pro Hektar Spargelfeld hinzugerechnet werden.


Spargel in Wüstengebieten angepflanzt

In Peru werden die Gemüsestangen vor allem in den trockenen nordwestlichen Küstenregionen Ica und La Libertad angebaut. An der Pazifikseite, wo etwa 70 Prozent aller Peruaner leben, stehen pro Person durchschnittlich 2.000 Kubikmeter Wasser im Jahr zur Verfügung. Im peruanischen Amazonasgebiet, wo 26 Prozent der Bevölkerung leben, können dagegen pro Kopf bis zu 291.000 Kubikmeter Wasser jährlich verbraucht werden.

Laureano de Castillo vom Peruanischen Zentrum für Sozialstudien hält es für dringend notwendig, dass Regierung, Privatunternehmen und Bürger auf eine nachhaltige Nutzung der kostbaren Ressource achten. Der Agrarexperte sprach sich vehement dagegen aus, weiterhin wasserintensiven Anbau in Wüstenregionen zu betreiben.

Eine der wichtigsten unterirdischen Süßwasserquellen an der peruanischen Küste ist bisher das Aquifer von Ica, das aber allmählich austrocknet. Bayer warnte davor, dass diese Quelle schon 2013 ganz versiegt sein könnte. Die Unterversorgung der Region mit Wasser könnte dadurch dramatische Ausmaße annehmen.

Nach einer Untersuchung des Geologischen Instituts für Bergbau und Metallverarbeitung hatte der Wassermangel in Ica bereits 2006 und 2007 ein "kritisches Niveau" erreicht. Zu der Überbeanspruchung der Quellen durch die Landwirtschaft kommen noch die Folgen des Klimawandels hinzu. Die Schneeschmelze in der benachbarten Andenregion Huancavelica droht auf Dauer den Pegel der größten Flüsse zu senken.

Niederschläge haben sich in den vergangenen Monaten stark verzögert. Normalerweise setzt der Regen im Oktober ein. In dieser Saison fielen aber erst im Januar die ersten Tropfen, wie der peruanische Wetterdienst mitteilte. Die Regenmenge im Januar lag zudem um 77 Prozent unter dem üblichen Niveau.

Auch Alberto Lima aus dem Umweltministerium drängt daher auf ein umweltbewussteres Vorgehen in der Landwirtschaft. Umstritten ist außerdem die Produktion von Biosprit aus Zuckerrohr, das ebenfalls intensiv bewässert werden muss. Andererseits werden solche alternativen Treibstoffe als Mittel zur Linderung der Klimakrise gepriesen.


Betriebe zahlen nicht für unterirdisches Wasser

Bayer schlug dagegen kürzlich auf einer Konferenz vor, dass die größten Agrarexportbetriebe in Ica nur noch die Hälfte ihres Landes bestellen sollten. Damit könnten fast 75 Millionen Kubikmeter Wasser jährlich eingespart werden, erklärte er.

Die rund 14.000 Bewässerungsanlagen in Ica verbrauchen im Jahr etwa 633 Millionen Kubikmeter, die sie aus oberirdischen Gewässern beziehen. Aus Quellen unter der Erde zapfen die Exportbetriebe nach Angaben von Bayer 563 Millionen Kubikmeter, während sie 311 Millionen Kubikmeter aus dem Aquifer beziehen. Der Experte kritisierte außerdem, dass die Firmen niemals für das unterirdische Wasser bezahlt hätten, obwohl dies inzwischen gesetzlich vorgeschrieben sei. (Ende/IPS/ck/2011)


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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Februar 2011