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WIRTSCHAFT/030: Palmöl-Hauptimporteure Indien und China sollen Nachhaltigkeitskriterien einfordern (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 13. August 2013

Asien: Palmöl-Hauptimporteure Indien und China sollen Nachhaltigkeitskriterien einfordern

von Sudeshna Sarkar


Bild: © Ulet Ifansasti/Greenpeace

Eine Frau in Riau auf Sumatra trägt eine Atemmaske, um sich vor dem von Waldbränden verursachten Qualm zu schützen
Bild: © Ulet Ifansasti/Greenpeace

Kolkata, Indien, 13. August (IPS) - Indonesien und Malaysia sind mit einem Marktanteil von 85 Prozent die weltgrößten Palmölproduzenten. Ihre Hauptabnehmer sind Indien und China. Um die negativen Auswirkungen der Palmölproduktion für Mensch und Natur zu drosseln, sollen beide Länder Einfluss auf die Herstellung des 'flüssigen Goldes' nehmen.

Reza Azmi, Gründer und Geschäftsführer von 'Wild Asia', einem sozialen Unternehmen in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur, das sich für Nachhaltigkeit in Tourismus und Landwirtschaft einsetzt, erklärt, warum Palmöl in Asien zu einem heiß begehrten Produkt geworden ist.

"Es generiert höhere Einnahmen als Reis, Gummi oder andere Exportgüter", berichtet er. Die Farmer können zudem zweimal im Monat Ölpalmfrüchte ernten, Reis nur zweimal im Jahr. Außerdem sind Ölpalmen besonders ergiebig. Darüber hinaus ist ihr Öl ein Allround-Talent. Es wird zur Herstellung von Halwa und anderen Süßigkeiten, von Kosmetika und Biodiesel verwendet.

Doch die Art und Weise, wie die Ölpalmen gepflanzt werden, hat den Industriesektor in Verruf gebracht. Für die Plantagen werden Bäume gefällt, riesige Flächen brandgerodet. Es kommt zur Vernichtung von Urwäldern, seltenen Tier- und Pflanzenarten, und zu Qualm und Smog.


Entwaldung, Ölpalmplantagen, Smog

In diesem Juni hat Südostasien den schlimmsten Smog der letzten 16 Jahre erlebt. Er kam aus Indonesien und brachte Indonesier und Malaysier gleichermaßen in Atemnot. Eine Fernsicht war nicht mehr möglich, Schulen mussten geschlossen und öffentliche Programme ausgesetzt werden. Die dicke Luft wirkte sich auch negativ auf die Beziehungen zwischen Singapur und Indonesien aus, und es wurde heftig über die Frage der Schuld gestritten.

Auf einem grenzüberschreitenden Treffen in Kuala Lumpur im Juli haben sich die Umweltminister Indonesiens, Malaysias, Bruneis, Thailands und Singapurs schließlich auf ein gemeinsames Smog-Warn-Programm verständigt. Indonesien zeigte sich ferner zur Ratifizierung eins Regionalabkommens zur Smogbekämpfung bereit.

Doch die Feuer sind noch nicht erloschen. Hier könnten nach Ansicht von Experten China und Indien ansetzen, indem sie nur noch Palmöl einkaufen, für das keine Primärwälder gefällt worden sind.

Die Bewegung für nachhaltige Produktion hatte 2004 an Dynamik gewonnen, als sie den Runden Tisch für nachhaltiges Palmöl (RSPO) ins Leben rief. Die Initiative der Industrie soll dafür sorgen, dass die Ölpalmpflanzer Urwäldern und Schutzgebieten fernbleiben und ihren Fußabdruck in der Natur minimieren.

"RSPO-zertifiziertes Palmöl hat derzeit einen Anteil von 15 Prozent an der globalen Rohpalmölproduktion, die sich auf gut 50 Länder einschließlich Indonesien, Malaysia und Papua-Neuguinea verteilt", berichtet der RSPO-Generalsekretär Darrel Webber im IPS-Gespräch. "Eine Vielzahl von Ländern wie Belgien, Deutschland, Frankreich und die USA arbeitet bereits daran, den Einkauf von ausschließlich nachhaltigem Palmöl zur Pflicht zu machen."

Doch die beiden größten Verbraucher, China und Indien, müssten einen solchen Kurs erst noch einschlagen, meint Bob Norman, Generalmanager von 'GreenPalm', ein RSPO-Partnerunternehmen. "Soll die Bewegung zum Erfolg führen, müssen Nahrungsmittelproduzenten, Einzelhändler und andere Großabnehmer in Asien mitziehen."

China ist nach Indien der zweitgrößte Palmölimporteur. Die Nachfrage steigt dort jährlich um zehn Prozent, und ab 2015 wird die Volksrepublik dann der weltweit größte Palmölabsatzmarkt sein. Doch das Interesse der Unternehmen an nachhaltig produziertem Palmöl hält sich in Grenzen. Gerade einmal 15 chinesische Firmen haben sich der RSPO-Initiative angeschlossen. Doch Webber hofft, dass die Allianz mit der Chinesischen Handelskammer für Nahrungsmittel und Eigenprodukte, die dem Handelsministerium untersteht, mehr Mitglieder werben wird.

2011/2012 hatte Indien einen Anteil am internationalen Palmölkonsum von 19 Prozent. Es folgten China mit 16 Prozent und die Europäische Union mit 14 Prozent. B. V. Mehta, Geschäftsführer von 'Solvents Extractors' Association' in Mumbai, geht davon aus, dass die Nachfrage in Indien nach dem preiswerten Palmöl um jährlich drei bis vier Prozent steigen wird.

Angesichts der immensen Importmenge sollte es für die indischen Unternehmen ein Imperativ sein, auf die Nachhaltigkeit der Palmölproduktion zu achten, meint Webber. 2006 ist das erste indische Unternehmen der RSPO beigetreten. Inzwischen sind es 26.


Armut bremst Nachhaltigkeit

"Doch die Nachhaltigkeit der Palmölproduktion wird durch die vielen armen indischen Haushalte abgebremst, die sich nur das preiswerte und somit weniger nachhaltige Palmöl leisten können", gibt Mehta zu bedenken. "Indiens Arme schauen vor allem auf den Preis", meint Mehta. "Die Menschen in der EU können sich vielleicht ökologisch hochwertiges und zertifiziertes Palmöl leisten, nicht aber die vielen Menschen in Indien, die um ihr Überleben kämpfen."

Dennoch ist Norman optimistisch. "Der wirtschaftliche Wohlstand in Indien und China hat dazu geführt, dass auch das ethische Bewusstsein der Verbraucher zunimmt", ist er überzeugt. "Mit der Zeit wird sich ein breiteres Verständnis durchsetzen, was wiederum die Nachfrage nach nachhaltig produziertem Palmöl erhöhen wird." (Ende/IPS/kb/2013)


Links:

http://www.rspo.org/
http://www.ipsnews.net/2013/08/india-and-china-oil-palms-dangerously/

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IPS-Tagesdienst vom 13. August 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. August 2013