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WALD/120: Kamerun - "Herakles Farms" setzt Palmölplantagenprojekt aus (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 28. Mai 2013

Kamerun: 'Herakles Farms' setzt Palmölplantagenprojekt aus

von Katelyn Fossett und Carey L. Biron



Washington, 28. Mai (IPS) - 'Herakles Farms' mit Sitz in New York hat ein riesiges Palmölplantagenprojekt in Kamerun nach Intervention des kamerunischen Waldministeriums ausgesetzt. Umwelt- und Entwicklungsorganisationen feierten die Entscheidung als einen Sieg bürgerlichen Engagements und demokratischen Staatsverständnisses.

"Wenn Sie meinen, dass sie auf der Suche nach dem schnellen Geld einfach in ein afrikanisches Land spazieren und dort tun und lassen können, was Sie wollen, dann wurden Sie eines Besseren belehrt", meinte Anuradha Mittal vom US-amerikanischen 'Oakland Institute' an die Adresse von Herakles Farms.

Die Aussetzung des Projekts sei das Verdienst der lokalen Zivilgesellschaft und des kamerunischen Waldministeriums, das die richtige Entscheidung getroffen habe, sagte die Exekutivdirektorin der Organisation, die seit Jahren vor den Folgen des Herakles-Projekts für Kamerun warnt. "Die Entscheidung ist als Botschaft zu verstehen, dass afrikanische Länder an Geschäften, nicht aber an Abzocke interessiert sind."

In einem Abkommen von 2009 hatte die kamerunische Regierung der Herakles-Niederlassung 'Herakles Capital' die Entwicklung von 73.000 Hektar Land - das entspricht in etwa der Fläche Hamburgs - für neue Ölpalmenplantagen erlaubt. Ein großer Teil der Waldgebiete wurde inzwischen gerodet.


Konzern jahrelange Verstöße vorgeworfen

Lokale Nichtregierungsorganisationen werfen Herakles Farms seit Jahren vor, die Kritik der Anrainer und die Beschlüsse kamerunischer Gerichte und der Regierung zu ignorieren. Mit der Entscheidung, die Arbeiten zu stoppen, folgte das Unternehmen einer Aufforderung des Waldministeriums von Mitte April, die Rodungsarbeiten im Südwesten Kameruns einzustellen.

Dem kamerunischen Waldministerium zufolge hat es der Konzern versäumt, zwei erforderliche Genehmigungen für die Rodung einzuholen. Waldminister Ngole Philip Ngwesse meinte dazu am 24. Mai, dass vorherige, mit der Regierung eingegangene Abkommen die Firma nicht von der Einhaltung rechtlicher Auflagen entbinden. Ngwesse zufolge sah sich sein Ministerium nach Beschwerden lokaler Gemeinschaften zum Handeln gezwungen. Die Erteilung der Genehmigung, die Operationen wieder aufzunehmen, werde nun davon abhängen, ob das Projekt als sinnvoll für die kamerunische Öffentlichkeit erachtet werde.

Als Herakles die Aussetzung des Projektes bekanntgab, erklärte der Konzern, sich stets an die Auflagen der kamerunischen Regierung gehalten zu haben. Nun werde man sich bemühen, die Einwände des kamerunischen Waldministeriums aus der Welt zu schaffen, hieß es. Die Entwicklung sei besonders tragisch, da sich das Unternehmen nun dazu gezwungen sehe, die fast 700 Plantagenarbeiter zu beurlauben beziehungsweise zu entlassen. Bisher hat die Firma 350 Millionen Dollar in das Projekt investiert.

Einem Bericht zufolge, den das Oakland Institute und Greenpeace International im Mai gemeinsam herausgegeben haben, gibt es erhebliche Diskrepanzen zwischen der Art und Weise, wie Herakles seine Projekte Investoren und Verbrauchern schmackhaft machte und den ökologischen und sozialen Auswirkungen des Plantagenprojekts.

Herakles hatte die Plantagen als ökologisch nachhaltig und als wichtige Arbeitsplatzbeschaffungsmaßnahme angepriesen. Das Unternehmen gründete sogar eine eigene Entwicklungsorganisation 'All for Africa'.

Doch interne Berichte zeigen, dass sich die Herakles-Führung durchaus der rechtlichen Lücken bewusst war. In einer E-Mail zwischen Firmenvertretern ist zudem von einem "viel zu hohen Personalaufgebot" und einer "erbärmlichen Management-Situation" in Kamerun die Rede. Weiter heißt es in der Mail, dass die Regierung in Jaunde zur formellen Zustimmung der Landkonzession gedrängt werden müsse. Außerdem gelte es Investitionen und Ruf von Herakles zu schützen.


"Netz aus Lug und Betrug"

Samel Ngiuffo vom Zentrum für Umwelt und Entwicklung, einer kamerunischen Nichtregierungsorganisation (NGO), sprach von einem eindrucksvollen Netz aus Lug und Betrug. Nicht nur dass die Verbraucher belogen und betrogen worden seien, auch Investoren und die kamerunische Regierung seien schamlos an der Nase herumgeführt worden, sagte er.

Zu den Hauptvorwürfen gegen Herakles, die das Unternehmen stets zurückgewiesen hat, gehört, dass der Konzern bereits mit der Rodung der Wälder und dem Aufbau von Baumschulen begonnen hatte, ohne über die erforderlichen Genehmigungen zu verfügen. Dem Bericht zufolge gibt es Hinweise darauf, dass die Firma bereits seit 2010 auf diese Weise gegen kamerunisches Recht verstößt.

Herakles hat das Projekt stets als eine vielversprechende Arbeitsplatzbeschaffungsmaßnahme beworben. Auf der Webseite des Unternehmens heißt es, man habe einen Personalplan entwickelt und werde eng mit den lokalen Dorfführern zusammenarbeiten, um möglichst viele Arbeitsplätze zu schaffen und die Mitarbeiter fortzubilden.

In dem 2009 von Herakles unterzeichneten Abkommen wird dem Unternehmen jedoch das Recht eingeräumt, seine Arbeiter gemäß ihrer Produktivität und Effizienz zu bezahlen. Damit ist die Einhaltung des gesetzlichen Mindestlohns nicht sichergestellt. "Kleinbauern, die Kakao und andere Agrargüter produzieren, wären als Lohnarbeiter auf den Herakles-Plantagen schlechter dran", meint Brendan Schwartz von Greenpeace gegenüber Journalisten.

Herakles Capital gehört dem runden Tisch für nachhaltiges Palmöl an. Die Gruppe wurde eingerichtet, um Umweltstandards für die Palmölindustrie zu entwickeln und durchzusetzen. Sie verbietet ihren Mitgliedern Aktivitäten in sogenannten hoch schützenswerten Wäldern (HCVF). Doch aus einem Bericht der Deutschen Gesellschaft für Internationale Entwicklung (GIZ) geht hervor, dass ein Teil des Herakles-Konzessonsareals als HCVF eingestuft werden muss.

Mittal zufolge darf die starke Position der kamerunischen Regierung im Zusammenhang mit dem Herakles-Projekt nicht als Zeichen dafür missverstanden werden, dass das westafrikanische Land Unternehmern die Tür vor der Nase zuschlage. "Das Ministerium sagt nicht, dass Kamerun ein schlechter Ort für Investitionen ist, sondern nur, dass geltendes Recht eingehalten werden muss." (Ende/IPS/kb/2013)


Link:

http://www.ipsnews.net/2013/05/activists-claim-win-as-herakles-halts-cameroon-operation/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Juni 2013