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WALD/051: Ruanda - Wiederaufforstung gelungen, nationales Waldschutzprogramm ausgezeichnet (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 27. September 2011

Ruanda: Wiederaufforstung gelungen - Nationales Waldschutzprogramm ausgezeichnet

Von Stephen Leahy


Uxbridge, Kanada, 27. September (IPS) - Staatliche Maßnahmen werden nur selten gelobt, doch ein ruandisches Waldschutzprogramm ist eine klare Ausnahme der Regel. Es sorgte dafür, dass die Walddecke des ostafrikanischen Landes um 37 Prozent zugenommen hat.

Ruandas Nationales Waldprogramm ist in mehrerer Hinsicht bemerkenswert. Nicht nur Volumen und Qualität der Wiederaufforstung waren ausschlaggebend dafür, es zum diesjährigen Preisträger des renommierten 'Future Policy Award' zu küren. Die Jury beeindruckte auch, dass der Erfolg auf einem Kontinent erzielt wurde, der vor allem für Entwaldung und Wüstenbildung berüchtigt ist.

Das staatliche Programm hat ferner eine Reihe positiver Nebeneffekte erzielt. So konnten die Bodenerosion verringert und die Wasserversorgung und Lebensbedingungen der lokalen Bevölkerung verbessert werden - beides wichtige Beiträge zur Stabilisierung eines Landes, das den Völkermord von 1994 noch nicht vollständig überwunden hat.

"Ruanda räumt seinen Wäldern nicht nur höchste nationale Priorität ein, sondern nutzt sie als Plattform, um die Einstellungen zu Frauenrechten zu revolutionieren", schrieb die Friedensnobelpreisträgerin und Gründerin der Grüngürtel-Bewegung, Wangari Maathai, in einer Mitteilung anlässlich der Preisverleihung in New York wenige Tage vor ihrem Tod.


Politischer Heilungsprozess durch Waldschutz

"Ruanda ist seit dem Völkermord von 1994 ein zerrissenes Land, doch seine Waldschutzgesetze werden dazu beitragen, den Menschen Frieden und Werte zu bringen", sagte Alexandra Wandel, Leiterin des Generalsekretariats des 'World Future Council' (WFC) in Hamburg. Der WFC lobt den alljährlichen 'Future Policy Award' aus, der wirksame Gesetze und Aktionsprogramme zu einem bestimmten Thema auszeichnet. Dieses Jahr wurden Gesetze geehrt, die in besonderer Weise zur Erhaltung und nachhaltigen Entwicklung von Wäldern beitragen.

"Der diesjährige Preis im Internationalen Jahr der Wälder betont die Bedeutung der Wälder für die Menschheit und insbesondere für die 1,6 Milliarden Menschen, die direkt von ihnen abhängen", sagte Wandel im IPS-Gespräch. "Er soll andere Länder inspirieren, solche erfolgreichen Maßnahmen unter Berücksichtigung individueller Bedürfnisse durchzuführen."

In diesem Jahr hatten sich etwa 20 Waldprogramme für den WFC-Preis beworben. Ruandas Waldschutzprogramm erhielt Gold, ein sambisches Gemeindewaldprogramm und ein US-Gesetz gegen den Handel mit illegal produzierten Edelhölzern wurden mit Silber ausgezeichnet. Gambia hatte mit einer Gesetzgebung gepunktet, die den lokalen Gemeinden die Verantwortung für die von ihnen genutzten Wälder übertrug.

Der von den USA erlassene 'Lacey Act' und seine Änderungen von 2008 wurden als erster internationaler Versuch gewürdigt, gegen den Handel mit illegal produzierten Holz- oder Pflanzenprodukten vorzugehen. Die Bestimmungen zwingen die Holzimporteure dazu, Verantwortung für ihre Ware zu übernehmen. Die Europäische Union hat inzwischen ähnliche Gesetze entwickelt.


Gesetze ignorieren Bedeutung der Wälder

Wie Jan McAlpine, Leiterin des UN-Waldforums erklärte, stellen Ölpalmindustrie, Viehzucht und Landwirtschaft die größten Gefahren für die Wälder dar, die jedes Jahr um 13 Millionen Hektar schrumpfen. Die Waldgesetzgebung in den meisten Ländern müsse dringend reformiert werden, da sie die ökologische, soziale und wirtschaftliche Bedeutung der Wälder ignoriere, sagte sie. "Es besteht ein riesiges Interesse an guten und nachahmbaren Maßnahmen, wie sie in Ruanda durchgeführt wurden."

Obwohl das Bevölkerungswachstum im Land den Druck auf den Baumbestand erhöht, konnte Ruanda mit Hilfe der lokalen Bevölkerung umfangreiche Aufforstungs- und Pflanzaktionen durchführen und die Walddecke in den letzten 20 Jahren um 37 Prozent vergrößern. Die Jury des diesjährigen Future Policy Award war ferner von Kigalis Landbesitzreform zugunsten der Frauen beeindruckt und dem landesweiten Verbot, Plastiktüten herzustellen, zu verkaufen und zu verwenden.

Auch das gambische Waldschutzgesetz konnte den Waldschwund verringern. Es führte zu einer Netto-Wiederaufforstung von 8,5 Prozent und leistete damit einen wertvollen Beitrag zur Armutsbekämpfung in einem der ärmsten Länder der Welt. "Auf diese Weise konnten neue Märkte für den Verkauf von abgestorbenem Holz und anderer Waldprodukte geschaffen werden, von denen die Frauen und die ländliche Gemeinden wirtschaftlich profitierten", sagte Wandel. (Ende/IPS/kb/2011)


Links:
http://www.worldfuturecouncil.org/future_policy_award.html
http://ipsnews.net/news.asp?idnews=105243

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 27. September 2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. September 2011