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WALD/038: Nepal - Waldbewohner profitieren vom Schutz der Wälder als CO2-Senken (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 5. Juli 2011

Nepal: Bäume zu Gold - Waldbewohner profitieren vom Schutz der Wälder als CO2-Senken

Von Sudeshna Sarkar


Kathmandu, 5. Juli (IPS) - Bäume stehen lassen und Geld verdienen - von einer solchen Geschäftsidee hatte Bina Tamang noch nie gehört. Zwei Jahre lang nahmen die 27-jährige Ureinwohnerin und andere Frauen einer Siedlung im fernen Norden Nepals an dem Experiment teil. Im Juni erfuhren sie, dass sie zusammen mit 104 anderen ausgewählten Waldnutzergruppen 95.000 US-Dollar durch das Projekt verdient haben.

"Es funktioniert tatsächlich", freut sich Tamang, die um vier Uhr in der Früh aufsteht, um die Kühe zu melken und Gemüse zu pflanzen. So machen es auch die anderen 65 Familien, die in einem Dorf im Distrikt Dolakha nahe der tibetischen Grenze zusammenleben. Seitdem sie sich auf den Erhalt ihres kleinen Gemeindewaldes als CO2-Senke eingelassen haben, wurde dort kein einziger Baum mehr gefällt.

"Das Geld ist ein guter Anreiz für die Dorfbewohner, ihren Wald zu schützen", meint Tamang. Die Einnahmen aus dem Klimaschutzprojekt sollen den bedürftigsten Mitgliedern der Gemeinschaft in Form von Kleinkrediten zur Verfügung gestellt werden. "Das im Wald wachsende Gras nehmen wir als Viehfutter", berichtet die ehemalige Leiterin des Palang-Frauengemeindewaldes. "Äste und Zweige, die auf dem Boden liegen, dürfen mitgenommen werden." Das Weiden von Vieh ist grundsätzlich tabu, ebenso das Fällen der Bäume. Wer sich nicht daran hält, muss eine Strafe von mindestens sieben US-Dollar bezahlen.


Frauen großgeschrieben

Das Projekt ist nicht nur aus ökologischer und finanzieller Sicht ein Novum für die Waldbewohner der Region. Benachteiligte Gesellschaftsgruppen stehen als Akteure im Vordergrund. So hat die Palang-Initiative ein ausschließlich weibliches Gesicht. Auch das elfköpfige Komitee, das die Mikrokredite verwaltet, besteht ausnahmslos aus Frauen.

Seinen Anfang nahm das Projekt 2003. Damals ließ die niederländische Regierung die Möglichkeiten untersuchen, wie Waldbewohner am besten dazu gebracht werden könnten, ihre Wälder als CO2-Speicher zu schützen. Die Studie wurde mit regionalen Partnern in Ostafrika, Westafrika, Papua-Neuguinea und der Himalajaregion durchgeführt.

Das Internationale Zentrum für Integrierte Bergentwicklung (ICIMOD), die Partnerorganisation in der Himalaja-Region, führte die entsprechenden Untersuchungen in Indien und Nepal durch und schlug 2008 auf der Klimakonferenz im polnischen Poznan vor, einen 'Forest Carbon Trust Fund' für ein Pilotprojekt in Nepal im Rahmen des Waldschutzmechanismus REDD+ einzurichten.


"Zuckerbrot- und Überzeugungsmethode"

"Unsere Botschaft an die Waldbewohner lautete: 'Wir können euch zwar nicht bestrafen, wenn ihr Bäume fällt, aber ihr werdet in einem solchen Fall kein Karbongeld erhalten", berichtet Bhaskar Singh Karky von ICIMOD. "Wir nannten dies die Zuckerbrot- und Überzeugungsmethode. Wir wollten die Menschen schließlich davon abbringen, totes Holz höher zu schätzen als lebende Bäume."

Den besten Job, CO2 zu binden, machten 58 Waldnutzergruppen im 14.037 Hektar großen Charnawati-Einzugsgebiet in Dolakha. Die nächsten beiden Plätze sicherten sich 15 Gruppen im 1.888 Hektar großen Ludikhola-Gebiet in Gorkha im Westen und die 31 Gruppen im 2.382 Hektar großen Kayarkhola-Gebiet in Chitwan im Süden Nepals. Die Waldschützer in Charnawati erhielten den Löwenanteil der Gelder in Höhe von 45.535 Dollar.

"Wir müssen nun sehen, ob die Menschen die Einnahmen aus dem Klimaschutzprojekt mehr schätzen als den Wert von gefälltem Holz", meint Karky. "Sollte dies der Fall sein, werden wir mit dem Konzept auf den Markt gehen und internationale Investoren ermuntern, im Rahmen ihrer Corporate Social Responsibility-Aktivitäten in die Initiative zu investieren."

"Die Waldnutzergruppen in Dolakha, Gorkha und Chitwan wurden auch deshalb als Sieger gekürt, um die besonderen Leistungen der Waldschutzprojekte für Frauen, Dalits (als 'Unberührbare' diskriminierte Nachfahren südasiatischer Ureinwohner) und andere sozial benachteiligte Gruppen hervorzuheben", sagt Sita Chettri vom Projekt der nepalesischen Vereinigung der Gemeindewaldnutzer (FECOFUN) in Dolakha. Mehr als die Hälfte der FECOFUN-Mitglieder sind Frauen. (Ende/IPS/kb/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Juli 2011