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WALD/010: Vom Ende der Wälder in Schweden - Die Taiga Terminatoren leben noch (ROBIN WOOD-Magazin)


ROBIN WOOD-Magazin Nr. 107/4.2010
Zeitschrift für Umweltschutz und Ökologie

wald
Schweden: Vom Ende der Wälder
Die Taiga Terminatoren leben noch

Von Rudolf Fenner


Der Norden Schwedens fängt schon ziemlich weit im Süden an - gleich hinter Uppsala, nur etwa 100 Kilometer oberhalb von Stockholm. Und von dort bis weit hinauf in den Norden - noch über den Polarkreis hinaus - ziehen sich die großen Wälder der schwedischen Taiga. Sie sind das Rückgrat der schwedischen Holzwirtschaft. Und dass hier intensiv gewirtschaftet wird, sieht jeder, der etwas abseits der Hauptstraßen durch dieses Nordschweden fährt: Plantagenartige Forstflächen, gleichaltrige Kiefernbestände. Dazwischen Kahlschlagflächen, riesengroß - und meist geben sie den Blick frei auf weitere Kahlschläge bis zum Horizont. So sehen Wälder aus, in denen unser Papier wächst. Über 20 Prozent des Papiers, das in Deutschland verbraucht wird, ist in Schweden "herangewachsen".

Die Kahlschläge, diese Schlachtfelder der Forstindustrie, treiben schwedische Umweltorganisationen zunehmend auf die Barrikaden. Es ist weniger die Großflächigkeit dieser Einschläge, die den Zorn der Umweltschützer hochkochen läßt. Vielmehr wird beklagt, dass dabei auch die wenigen noch vorhandenen Waldflächen vernichtet werden, auf denen sich trotz jahrzehntelanger höchstperfektionierter und ausschließlich produktionsorientierter Forstpraxis noch eine ursprüngliche Waldnatur oder zumindest eine große Naturnähe gehalten hat. Wie fatal das ist, zeigt nichts besser als die Rote Liste der bedrohten Arten in Schweden. Die Tier- und Pflanzenarten, die auf den Lebensraum Wald angewiesen sind, stellen in diesem traurigen Dokument das weitaus größte Kontingent.

Mehr als 100 Jahre intensiver Forstwirtschaft haben über neunzig Prozent der schwedischen Wälder in schlichte Produktionsflächen für Holz verwandelt. Lediglich in den höheren und damit unzugänglicheren Berglagen sind einige größere ursprüngliche Waldflächen verschont geblieben. Unterhalb dieser Bergwälder haben nur ganz wenige versprengte und meist kleinräumige Urwaldreste überlebt. Zusammengenommen sind das gerade mal etwa fünf Prozent der Waldfläche.

Doch wer nun glaubt, diese wenigen Überreste an Waldnatur werden selbstverständlich längst unter Schutz gestellt sein, der irrt. Nicht einmal zwei Prozent der Wälder unterhalb der Bergzone haben einen offiziellen Schutzstatus. Und wenn die Bergwaldgebiete mit in diese Berechnung einbezogen werden, dann sind es auch gerade mal nur 3,3 Prozent. Und so gehen auch heute noch in Schweden peu à peu Urwaldgebiete für immer verloren. Das Verschwinden dieser ursprünglichen Wälder ist einer der wesentlichen Gründe, dass heute fast 1800 Tier- und Pflanzenarten aus dem Lebensraum Wald auf der Roten Liste Schwedens stehen. Werden die bedrohten Arten dazugezählt, die nicht nur im Wald leben, so kommt man sogar auf mehr als 2100. Das ist mehr als die Hälfte aller in dieser Liste aufgeführten Arten.

Doch auch wenn alle noch übrig gebliebenen natürlichen Waldgebiete unter Schutz stünden: Es würde nicht reichen, das Artensterben zu stoppen. Um das zu schaffen, müssten nach Aussagen führender WissenschaftlerInnen aus dem Naturschutzbereich je nach Region und Waldtyp mindestens 8 bis 16 Prozent der Wälder geschützt werden, damit sie sich in kommenden Jahrzehnten wieder zu urwaldähnlichen Lebensräumen zurückentwickeln können. Kürzlich gab es sogar einen Aufruf, der von 200 WissenschaftlerInnen unterzeichnet war, und in dem die Forderung nach durchschnittlich 20 Prozent geschützer Waldflächen erhoben wurde, um dieses Ziel zu erreichen. Der Staat strebt derzeit allerdings nur kümmerliche vier Prozent Stilllegungsflächen an. Und nicht einmal die Hälfte davon soll unter Schutz gestellt werden. Das Gros soll durch freiwilligen und völlig unverbindlichen, jederzeit widerrufbaren Nutzungsverzicht privater Waldbesitzer erreicht werden.


Letzte Inseln der Biodiversität

Der Erhalt von sogenannten SchlüsselHabitaten ist ein weiterer wichtiger Baustein, den Umweltorganisationen zum Schutz der Biodiversität in den Wäldern einfordern. Schlüssel-Habitate sind hier meist vergleichsweise kleine Waldareale, die sich durch besondere Standorteigenschaften - beispielsweise Mulden, Felsen oder Schluchten - inmitten eines ansonsten eher gleichförmig strukturierten Wirtschaftswaldes hervorheben. In der Regel finden sich auf solchen Standorten auch immer seltene und bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Auch alte, bei früheren Einschlägen ausgelassene Areale mit altem Baumbestand gehören in diese Kategorie. Vom Einschlag verschont bleiben sollen auch ausgewachsene Laubbäume - eine Seltenheit in Schwedens Wäldern -, tote Bäume oder Bäume, die anhand ihrer Narben erkennen lassen, dass sie schon den einen oder anderen Waldbrand überlebt haben.

Geschützt sind solche Schlüssel-Habitate nicht. Und sie verschwinden mit jedem weiteren Kahlschlag, wenn nicht die staatliche Forstverwaltung vorher interveniert und den Waldbesitzer für den Verzicht auf den Einschlag dieser Fläche entschädigt. Doch der Staat interveniert kaum. Zu wenig Personal, um sich jeden angemeldeten Kahlschlag vorher genau anzusehen, zu wenig Geld, um die Waldbesitzer zu entschädigen, zu wenig Interesse, denn im letzten Jahr wurden die Mittel für solche Entschädigungen sogar noch gekürzt. Ein generelles Problem ist, dass die allerwenigsten dieser Schlüssel-Habitate überhaupt irgendwie bekannt oder registriert sind. Erst etwa 20 Prozent, so die offizielle Schätzung, sind bislang kartiert. Und so gehen in den Weiten der schwedischen Wälder unbemerkt von der Öffentlichkeit ungezählte Inseln der Biodiversität für immer verloren.

Waldbesitzer wollen - das ist nichts Ungewöhnliches - in erster Linie Geld mit ihrem Wald verdienen. Urwaldgebiete, die nicht unter staatlichem Schutz stehen, Schlüssel-Habitate, für die der Staat keine Kompensationsgelder locker macht, warum sollten sie solche Flächen aus ihren Einschlagplänen streichen?


Forstkonzerne tragen Verantwortung

Doch eigentlich sollten die Uhren in diesem Land etwas anders ticken. Denn erstens sind in Schweden die größten Forstunternehmen auch die größten Waldbesitzer. Rund die Hälfte der schwedischen Wirtschaftswälder sind Eigentum dieser Konzerne. Und zweitens - das ist das Entscheidende: Alle diese großen Forstwirtschaftsfirmen tragen das Zertifikat des Forest Stewardship Council (FSC). Dieses Siegel - das hat sich ja nun hinlänglich herumgesprochen - steht, wenn auch nicht für eine ökologische, so doch für einen ökologisch verantwortbaren Mindeststandard bei der Waldnutzung. Wenn also rund 50 Prozent der schwedischen Wälder FSC zertifiziert sind, dann müsste sich doch eigentlich sehr viel Segensreiches für die zu Holzäckern heruntergewirtschafteten schwedischen Wälder tun lassen. Mehr noch: Die Konzerne sollten sich - zumindest weitgehend - mit den großen Umweltorganisationen im Lande einig sein, denn schließlich wurden die Regeln des FSCs für die Waldbewirtschaftung gemeinsam und mit gleich gewichtetem Stimmrecht ausgehandelt.

Doch offensichtlich ticken die Uhren hier trotz allem nicht viel anders als überall. Die großen Forstkonzerne liegen zunehmend im Clinch mit Naturskyddsföreningen (SNF), dem größten Naturschutzverband Schwedens, mit der dazugehörigen Jugendorganisation Fältbiologerna, mit Greenpeace und mit der 2009 neu gegründeten Waldschutzinitiative Skydda Skogen ("Schützt den Wald!"). Die neue, Konsens stiftende Kraft des FSC, hier scheint sie offensichtlich kräftig gescheitert zu sein.

Zunächst hier zum besseren Verständnis ein kurzer Exkurs über die Auseinandersetzungen um die skandinavischen Wälder, die im letzten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts hohe Wellen geschlagen haben.


Die Taiga-Terminatoren - erste Runde

Damals, zu Beginn der neunziger Jahre, als die Weltpreise für Zellstoff so gut waren, dass die skandinavischen Forstunternehmen sich daran machten, auch die letzten größeren Urwaldgebiete in den Bergen und am Rand zur Tundra zu erschließen, da wuchs der bis dato recht zahme Widerstand der skandinavischen Umweltbewegung gegen die Forstpraxis in relativ kurzer Zeit zu einer auch international wahrgenommenen Protestbewegung an. 1992 wurde in Nordschweden das Taiga Rescue Network (TRN) gegründet und brachte nun auch zahlreiche Umweltorganisationen aus solchen Ländern mit ins Spiel, in denen die skandinavischen Wälder in Form von Papier und Bauholz verkonsumiert wurden. Schutz der letzten noch vorhanden ursprünglichen Waldgebiete, Erhalt von Schlüssel-Habitaten und eine auf die ökologischen Besonderheiten dieser nordischen Waldlandschaft Rücksicht nehmende Forstpraxis - das waren auch damals schon die wesentlichen Forderungen.

Schließlich meldeten sich damals auch noch große Verlagshäuser wie Axel Springer und der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) zu Wort, und forderten ebenfalls eine nachhaltigere Waldwirtschaft. Die Kampagne der Umweltorganisationen gegen die sogenannten Taiga Terminatoren, wie die großen Forstunternehmen bezeichnet wurden, war Mitte der Neunziger so machtvoll geworden, dass sich zumindest in Schweden die Konzerne aus Angst um ihre Absatzmärkte 1996 gezwungen sahen, sich mit den Umwelt- und Naturschutzorganisationen an den Verhandlungstisch zu setzen. Gemeinsam machten sie sich dann daran, Regeln für die schwedische Forstpraxis nach den Richtlinien des damals noch jungen FSC auszuarbeiten. Mit am Tisch saßen auch die Saami, die schwedischen Ureinwohner, und die Waldarbeiter.

Schweden wurde so weltweit das erste Land, in dem ein auch von Wirtschaftsseite akzeptierter sozialer und ökologischer Mindeststandard beschlossen wurde. Alles Wesentliche stand drin: vollständiger Urwaldschutz, Erhalt aller Schlüssel-Habitate, Stilllegungsflächen von mindestens fünf Prozent, dazu noch eine ganze Reihe einzelner Vorgaben, die einen besonders rücksichtsvollen Umgang mit speziellen Standorten und Bäumen sicherstellen sollte. Alle schwedischen Umweltorganisationen waren daher insgesamt mit dem gefundenen Kompromiss recht zufrieden. Lediglich Greenpeace monierte, dass doch noch giftige Chemie, nämlich bei der Anzucht von Forstpflanzen, eingesetzt werden durfte, und machte nicht mit. Ähnlich war es bei den Unternehmen. Lediglich der in Südschweden beheimatete Konzern Södra, der das Holz der dortigen Privatwaldbesitzer zu Zellstoff verarbeitet, stieg während der Verhandlungen aus. Doch ansonsten waren alle großen Forstkonzerne dabei. Und auch die Saami fühlten sich ausreichend beteiligt und ihre Rechte und Interessen berücksichtigt. 1998 wurde der ausgehandelte schwedische Standard vom FSC (Forest Stewardship Council) anerkannt. Ein beeindruckender Erfolg, den die schwedischen Umweltorganisationen da erreicht hatten. Innerhalb weniger Jahre war dann auch erwartungsgemäß der gesamte Waldbesitz der beteiligten Unternehmen und damit bereits rund 40 Prozent aller schwedischen Wirtschaftswälder FSC-zertifiziert. Und für die FSC-Organisation selbst, deren Siegel damals auf den diversen Marktplätzen der Endverbraucher noch nicht so recht wahrzunehmen war, bot sich dank des zu erwartenden großen Angebots an FSC-zertifizierten Produkten endlich die Chance, zumindest in den Baumärkten und im Papierbereich präsent zu sein.

Doch 40 Prozent aller schwedischen Wälder - heute sogar schon an die 50 Prozent - sind ein ungewöhnlich hoher Anteil an FSC-zertifizierter Fläche innerhalb eines Landes. Dahinter steckt zugleich auch eine ungewöhnlich hohe Konzentration an Konzernmacht, die sich da unter dem Dach des schwedischen FSC zusammengefunden hat. Dazu auch noch der begehrliche Blick des FSC auf die marktfähigen Produkte dieser Konzerne - das ist dann schon eine brisante Mischung, die den Unternehmen eine machtvolle, nicht so leicht anzufechtende Position zuspielt. Und es wäre schon höchst ungewöhnlich, wenn die Konzerne diese Gelegenheit nicht nutzen würden.

Und in der Tat kamen auch schon bald die ersten Klagen, dass die Konzerne es mit der Einhaltung der FSC-Regeln nicht so genau nahmen. Insbesondere trafen bei Naturskyddsföreningen, dem mitgliederstärksten Verband, der überall im Land mit regionalen und lokalen Gruppen vertreten ist, immer wieder Meldungen über Verstöße ein. Bestände mit ursprünglichem Wald, Standorte, auf denen noch vor kurzem bedrohte Arten vorkamen, oder wertvolle Schlüssel-Habitate - sie waren plötzlich verschwunden. Die Kahlschlag-Maschinerie war einfach drüber hinweggegangen. Nur selten war hoher ökologischer Wert eines solchen Standorts auf den nun wüsten Kahlschlagflächen noch nachzuweisen. In vielen Fällen stritten die Unternehmen daher schlichtweg ab, dass es sich um Flächen gehandelt habe, die nach FSC-Regularien nicht hätten eingeschlagen werden dürfen.

Als wenig hilfreich in solchen Konflikten erwiesen sich die Kontrolleure der FSC-Regeln, die Zertifizierer. In fast allen diesen Streitfällen kam die Unternehmensseite ohne Verweis oder nur mit harmlosen Verwarnungen versehen davon. Bei strittigen Fragen oder bei nicht ganz eindeutigen Vorgaben nutzten die Zertifizierer ihr Interpretationsrecht fast ausschließlich zu Gunsten der kritisierten Unternehmen.

Mit der Zeit verloren die zunehmend enttäuschten Umweltorganisationen den Glauben daran, dass die Zertifizierer wirklich unabhängig agieren. Tatsächlich hat das FSC-System hier einen gravierenden Webfehler: Die Unternehmen bekommen nämlich ihren Kontrolleur nicht vom FSC zugeteilt, sondern suchen ihn sich selbst aus der Liste der vom FSC akkreditierten Zertifizierungsunternehmen aus. Sie bezahlen ihn auch selbst und können ihn solange mit der Kontrolle beauftragen, wie er ihnen gefällt. So wächst hier nach und nach zusammen, was aus Gründen einer dringend gebotenen Unabhängigkeit von Zertifizierern auf keinen Fall zusammenwachsen dürfte. Das kann auch schon mal so weit gehen, dass ein Unternehmen, dem gerade ein Verstoß gegen die FSC-Regeln vorgeworfen wurde, sich gar nicht mehr selbst dazu äußert, sondern "seinen" Zertifizierer - quasi als Pressesprecher fürs Grüne - losschickt, um die Vorwürfe zurückzuweisen.

Auch höchst eigenwillige Uminterpretationen der FSC-Vorgaben sind offensichtlich unter solchen Bedingungen möglich: So wird die Richtlinienforderung nach "mindestens fünf Prozent Stilllegungsfläche" gerne einfach als "nicht mehr als fünf Prozent Stilllegungsfläche" g elesen. Sollten also mehr als fünf Prozent an besonders zu schützenden Waldflächen vorhanden sein, dann sieht man sich einfach nicht in der Pflicht, diese darüber hinausgehenden Flächen tatsächlich unangetastet lassen zu müssen. Das ist zwar eindeutig regelwidrig, aber mit dieser Haltung "fünf Prozent sind genug" finden die Konzerne irgendwie auch Verständnis bei ihren Zertifizierern.

Mit den Jahren schwand bei immer mehr UmweltschützerInnen die Hoffnung, dass der FSC doch noch die Stärke finden würde, die Forstkonzerne zur Einhaltung der schließlich einst gemeinsam beschlossenen Regeln zu bewegen. Und damit schwand auch die Hoffnung, auf kooperativem Wege zumindest auf den konzerneigenen Waldflächen den Schutz der wenigen noch vorhandenen natürlichen Waldstandorte zu erreichen.

Als erste Organisation gab Fältbiologerna, die eigenständige Jugendorganisation der größten Naturschutzvereinigung des Landes, die Hoffnung ganz auf. Sie trat 2007 aus dem schwedischen FSC aus. In den Jahren danach kündigte dann Naturskyddsföreningen selbst zunächst seine Mitarbeit im FSC-Vorstand auf und beendete dann auch, im Juni 2010, seine Mitgliedschaft im nationalen FSC.


In die zweite Runde!

Die Taiga Terminatoren von damals, sie leben also auch heute noch. In den diversen Dokumentationen von Fältbiologerna, Skydda Skogen, Greenpeace und Naturskyddsföreningen, in denen die zahlreichen Verstöße der letzten Jahre aufgelistet wurden, sind fast alle großen Forstkonzerne anzutreffen: Holmen Skog, Bergvik Skog - dahinter verbirgt sich Stora Enso - und selbst der staatseigene Konzern Sveaskog ist darin zu finden. Die meisten und gravierendsten Verstöße wurden allerdings auf den Kahlschlagflächen von SCA gefunden. Der Zellstoffkonzern SCA (Svenska Cellulosa AB) ist der größte private Waldbesitzer Europas - ihm allein gehören etwa zehn Prozent der schwedischen Wälder. In Deutschland sind vor allem seine Hygienepapierprodukte Tempo, Zewa und Tena bekannt. Vor drei Jahren wurde gegen SCA ein sogenannter "major CAR" verhängt. Das ist die höchste Abmahnstufe, die ein Zertifizierer aussprechen kann. Der Konzern hatte mal wieder höchst schützenswerte Waldgebiete abgeholzt und auch sonst bei seinen Kahlschlägen wenig Rücksicht auf die bedrohte Artenvielfalt genommen. Zwar konnte der Konzern seinen Zertifizierer überzeugen, dass künftig solche Verstöße nicht mehr passieren werden. Doch viel geändert hat sich nicht. Die Liste der Verstöße ist auch in den Jahren danach weiter angewachsen. In der konzerneigenen Nachhaltigkeitserklärung steht, dass SCA bei der weltweiten Beschaffung seiner Rohstoffe sicherstellt, dass kein Holz aus besonders schützenswerten Wäldern stammt. Ein kühne Behauptung, wo sie sich doch offensichtlich nicht einmal bei der Bewirtschaftung ihrer eigenen Wälder ernsthaft daran halten. Die Zeit wird langsam reif für eine zweite Runde gegen die schwedischen Taiga Terminatoren. ROBIN WOOD fängt schon mal bei SCA an.

Rudolf Fenner ist ROBIN WOOD-Waldreferent in Hamburg.
Tel.: 040/38089211, wald@robinwood.de


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

Rücksichtslose Kahlschläge zerstören auch noch die wenigen natürlichen Waldflächen, die die über 100jährige intensive Forstwirtschaft überlebt haben
Über zweitausend Tier- und Pflanzenarten des Waldes stehen bereits auf der Roten Liste, darunter auch die Orchidee Calypso bulbosaa
Um das Artensterben zu stoppen, fordern WissenschaftlerInnen je nach Waldtyp und Region bis zu 20 Prozent der Wälder unter Schutz zu stellen
Holz aus einem Wald, dessen ursprünglicher Charakter nun zerstört ist. Gut erkennbar die durch Brandnarben unregelmäßig geformten Urwaldstämme
ROBIN WOOD setzt sich seit 1992 für die Wälder und für die Ureinwohner Schwedens, die Saami, ein - hier eine Platzbesetzung mitten in Stockholm
Flächen, die nach FSC-Regeln gar nicht hätten eingeschlagen werden dürfen, sind hinterher kaum noch eindeutig nachzuweisen

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Quelle:
ROBIN WOOD-Magazin Nr. 107/4.2010
Zeitschrift für Umweltschutz und Ökologie
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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Dezember 2010