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PROTEST/106: Ric O'Barry wird wegen Kritik an Delphinjagd aus Japan ausgewiesen (OceanCare)


OceanCare - News, 8. Februar 2016

Ric O'Barry wird wegen Kritik an Delphinjagd aus Japan ausgewiesen


Am Freitag, 5.2.2016, wurde der weltbekannte Gegner der japanischen Delphintreibjagd Ric O'Barry des Landes verwiesen und in die USA abgeschoben. Zuvor war er bei der Einreise nach Japan festgenommen worden und blieb fast drei Wochen lang inhaftiert, obwohl er sich keines Vergehens schuldig gemacht hatte. Die Beamten der japanischen Einwanderungsbehörde haben zur Begründung der Abschiebung angegeben, dass sie über einen Aufenthalt O'Barrys 2015 in der Walfangstadt Futo nicht informiert worden seien. Nach Angaben des japanischen Anwalts Takashi Takano verlor der 76-jährige Delphinschützer in den 19 Tagen seiner Haft mehr als 10 Kilogramm Körpergewicht. Der Fall sorgte für weltweite Proteste, denen sich auch OceanCare anschloss.

Die Tortur begann für Ric O'Barry am 18. Januar 2016, als der ehemaliger Flipper-Trainer, Delphinschutzaktivist und Protagonist des OSCAR-gekrönten Dokumentarfilms DIE BUCHT, bei der Einreise in Japan inhaftiert wurde. Die japanischen Behörden begründeten die Einreiseverweigerung damit, dass O'Barry den Status eines Touristen nicht erfülle, und unterstellten ihm die Nähe zu unerwünschten Tierrechtsorganisationen. O'Barrys Anwalt, Takashi Takano, legte umgehend Berufung ein und forderte die sofortige Freilassung und Einreiseerlaubnis.

O'Barrys Organisation Dolphin Project berichtete am Freitag, dass O'Barry nach seiner Ankunft auf dem Flughafen Narita in Tokio am 18. Januar zunächst verhört und anschliessend in Abschiebehaft genommen wurde. Als er sich weigerte auszureisen, wurde er in eine gefängnisähnliche Haftanlage verlegt, hiess es. Nach Angaben seines Anwalts verlor O'Barry in dieser Zeit mehr als 10 Kilogramm Körpergewicht und erlitt Schmerzen in der Brust, die einen kurzen Krankenhausaufenthalt erforderlich machten. Nach 19 Tagen Haft wurde der Delphinschützer am Freitag, 5. Februar, in sein Heimatland USA abgeschoben. Dolphin Project zufolge hätten Beamte der japanischen Einwanderungsbehörde zur Begründung der Ausschaffung angegeben, dass O'Barry sie nicht über einen Aufenthalt im vergangenen Jahr in der Walfangstadt Futo informiert habe.

"Dies war ein gescheiterter Versuch, Ric O'Barry mundtot zu machen und Gegner der japanischen Delphinjagd einzuschüchtern", sagt Sigrid Lüber, Präsidentin der internationalen Meeresschutzorganisation OceanCare, die eine langjährige Partnerorganisation von Dolphin Project ist. "Obwohl ich beruhigt bin, dass Ric nun endlich freigelassen wurde, finde ich das Verhalten der japanischen Behörden äusserst bedenklich. Sie haben nicht nur seine Freiheitsrechte und die Meinungsäusserungsfreiheit mit Füssen getreten, sondern auch die Gesundheit eines Menschen gefährdet, der der japanischen Bevölkerung und ihrer Kultur immer mit grossem Respekt begegnet ist und gegen die Delphintreibjagd friedlich protestiert hat", kritisiert Lüber. Lüber hatte im Namen von OceanCare und ihren rund 35.000 Unterstützern bei der japanischen Botschaft in der Schweiz gegen die Inhaftierung interveniert.

Auf der Webseite von Dolphin Project wird Ric O'Barry nach seiner Ausweisung wie folgt zitiert: "Es ist ironisch, dass sie mich abschieben, damit ich den Mund halte, während sie damit der Delphinabschlachtung mehr Aufmerksamkeit verleihen als der Film DIE BUCHT. Es bricht mir das Herz, aus einem Land abgeschoben zu werden, das ich zu lieben gelernt habe."

Der Fall ist mit der Abschiebung aber noch nicht beendet. Die Rechtsabteilung von Dolphin Project habe bereits Einspruch eingereicht, berichtet die Organisation. Ausserdem kündigte O'Barry an, er wolle den japanischen Staat verklagen. Auch wird sich zeigen, wie sich dieser Entscheid auf die wichtige Arbeit internationaler Delphinschützer vor Ort und vor allem auf das Cove Monitor Program von Dolphin Project auswirkt. Seit 2003 dokumentieren Delphinaktivisten in Taiji die grausame Delphintreibjagd. Mit Unterstützung von OceanCare und anderen Organisationen waren der Schweizer Journalist Hans Peter Roth und die färöische Delphinschützerin Marna Frida Olsen als Cove Monitors/Beobachter im vergangenen Jahr für 20 Tage vor Ort und berichteten regelmässig über die aktuellen Geschehnisse. Dank solcher Präsenz bleibt die Grausamkeit der Delphintreibjagd im Fokus der Aufmerksamkeit.
Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:
Ric O'Barry mit Nicolas Entrup bei der Aktion #Stay Wild im Dezember 2015 in Wien



Links

Stellungnahme Dolphin Project
https://dolphinproject.net/blog/post/japan-deports-ric-obarry/

Blog vom 05.02.2016
http://blog.oceancare.org/2016/02/05/japan-ric-obarry-weiterhin-in-haft.html

Aktionsvideo #StayWild
https://www.youtube.com/watch?v=GNERhLCX1r0

Interview mit Cove Monitor H.P. Roth
https://www.youtube.com/watch?v=GQEkpU4N0A0

Interview mit Cove Monitor M. Olsen
https://www.youtube.com/watch?v=M-GBXJOqjqA

Informationen Delphintreibjagd
http://www.oceancare.org/de/projekteundkampagnen/kampagnen/delphintreibjagd/

Protest gegen Delphintreibjagd
https://www.oceancare.org/de/aktivwerden/petitionenundproteste/index.cfm

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Quelle:
News vom 8. Februar 2016
Herausgeber: Verein OceanCare
Oberdorfstr. 16, Postfach 372, Ch-8820 Wädenswil
Tel.: +41 (0) 44 780 66 88, Fax: +41 (0) 44 780 66 08
E-Mail: info[at]oceancare.org
Internet: www.oceancare.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Februar 2016

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