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KATASTROPHEN/048: Papua-Neuguinea - Öl-Katastrophe bedroht Korallenriffe (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 8. Januar 2013

Papua-Neuguinea: Öl-Katastrophe bedroht Korallenriffe

von Catherine Wilson


Bild: © Mauricio Ramos/IPS

Korallenriffe bedroht: Öl-Katastrophe vor der Küste von Papua-Neuguinea
Bild: © Mauricio Ramos/IPS

Sydney, Australien, 8. Januar (IPS) - Korallenriffe und andere marine Ökosysteme in der Provinz Milne Bay in Papua-Neuguinea sind in Gefahr. Vor der Küste des pazifischen Inselstaates ist am Weihnachtsabend ein Schiff auf Grund gelaufen und tagelang nicht entdeckt worden. Die Aufräumarbeiten haben begonnen.

"In der Region gibt es starke Strömungen. Je länger nichts getan wird, desto wahrscheinlicher ist es, dass sich das Öl weit über die unmittelbare Umgebung des Schiffsunglückes verbreitet", warnt Chalapan Kaluwin, Professor für Umweltwissenschaften an der Universität von Papua-Neuguinea. "Es ist noch zu früh, um das gesamte Ausmaß der Katastrophe bemessen zu können. Aber sicher ist, dass die Auswirkungen auf die fragilen Ökosysteme und die Meereswelt, von der die Inselbewohner abhängen, langfristig beschädigt werden."

Die japanische 'MV Asian Lily' mit einer Länge von 136 Metern war auf dem Weg von Neuseeland zu den Philippinen, als sie auf ein Riff vor der Kwaiawata-Insel auflief. Inselbewohner informierten die Behörden erst Tage später.


115 Meter Küste mit Öl beschmiert

Das Öl hat bereits die ersten Schäden angerichtet: Aus einem der Schiffstanks soll das Öl bereits über eine Länge von 115 Metern an die Küste angespült worden sein, wie Nurur Rahman, Leiter der Abteilung für Meeresoperationen der Nationalen Meeresschutzbehörde (NMSA), berichtet.

Die Kwaiawata-Insel nördlich der Jomard-Passage ist nur drei Kilometer lang und Heimat von 200 Menschen. Offiziellen Angaben zufolge ist bisher keines der Küstendörfer direktes Opfer der Katastrophe geworden.

Bild: © 'National Maritime Safety Authority'

Die MV Asian Lily ist auf der Kwaiawata-Insel auf ein Riff aufgelaufen
Bild: © 'National Maritime Safety Authority'

Mehr als 1.000 verschiedene Fischarten sind in der Milne-Bucht anzutreffen, dazu 630 Weichtierarten und 360 Korallenspezies. An den Küsten finden sich für Klima und Küstenschutz wichtige und sensible Mangrovenwälder. Auch die Korallenriffe sind ein wichtiger Küstenschutz. Darüber hinaus bieten sie Fischen und anderen Meerestieren, die die Inselbewohner zur Sicherung ihrer Lebensgrundlage brauchen, eine Heimat.

Ein internationales Rettungsteam soll erstmalig am 27. Dezember an Bord der MV Asian Lily gewesen sein. Ein Sprecher der Abschleppfirma 'Pacific Towing' erklärte, das Öl-Leck sei unter Kontrolle und man sei nun dabei, herauszufinden, wie viel Öl aktuell in den Pazifik laufe. Am 10. Januar soll das Schiff wieder seetauglich sein. Bereits am 5. Januar hat die Internationale Föderation für Tankerunglücke einen Plan für die Säuberung der Küste Papua-Neuguineas vorgestellt.

Die Durchquerung der Milne Bay ist eine große Herausforderung für Seefahrer. Riesige Riffe liegen in der Bucht, und das Gebiet ist noch nicht komplett kartiert. Durch die Jomard-Passage in der Milne Bay fahren jedes Jahr rund 1.000 Schiffe. Die meisten davon sind Handelsfrachter auf dem Weg von Australien nach Nordasien und umgekehrt.

In den vergangenen Jahren ist es bereits zu mehreren Zwischenfällen in der Milne Bay gekommen. 2006 lief der Frachter Zhi Qiang auf ein Riff im Louisiade-Archipel auf. Das Schiff hatte 40.000 Tonnen Rohzucker geladen und war auf dem Weg von Queensland, Australien, nach Korea. Bei dem Unglück verteilte sich nicht nur der Zucker im Meer, sondern auch Schweröl.

Die Provinzregierung kritisiert, dass viele Schiffe, die durch die Bucht fahren, nicht ausreichend gesichert sind.

"Die Asian Lily hatte keinen Lotsen an Bord, als sie auf Grund lief", sagte Henry Vailasi, der für die Provinzregierung arbeitet. "Wir wollen, dass hier keine Schiffe mehr durchfahren dürfen, die keinen Lotsen an Bord haben. Wir haben die NMSA bereits um Rat gefragt, um zu erfahren, was wir tun müssen, um dies zu erreichen."


Forderung nach Gesetzesreform wird laut

Professor Kaluwin hofft, dass das kürzliche Schiffsunglück ein Weckruf für die Behörden und die Schiffseigner ist. "Es gibt einen regionalen Plan, was bei Öl-Katastrophen zu tun ist. Aber es fehlt ein Aktionsplan der Provinz und der Regierung."

Auch die NMSA fordert in einem Bericht eine Reform der nationalen Meeresgesetze. Diese müssten mit den Vorgaben der Internationalen Meeresorganisation (IMO) in Einklang gebracht werden. Die NMSA hat selbst fünf neue Meeresschutzgesetzesvorlagen entworfen. Bis diese in geltendes Recht umgesetzt sind, ist die Macht der Regierung, der Verschmutzung der Meere vorzubeugen, stark eingeschränkt. (Ende/IPS/jt/2013)


Links:

http://www.itopf.com/spill-response/clean-up-and-response
http://www.nmsa.gov.pg/new/marine-pollution-risk-assessment
http://www.ipsnews.net/2013/01/pacific-island-wakes-up-to-threat-of-oil-spills/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Januar 2013