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ARTENSCHUTZ/237: Internationale Kooperation veröffentlicht entscheidende Fakten zur Ökologie der Meerengel (idw)


Stiftung Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig, Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere - 15.05.2017

Internationale Kooperation veröffentlicht entscheidende Fakten über die Ökologie der Meerengel


Internationale Kooperation veröffentlicht entscheidende Fakten über die Ökologie der Meerengel zum Schutz einer als kritisch bedroht eingestuften Haiart. Im Rahmen des Engelhai-Pojektes erschien jetzt erstmalig eine Studie, in der die Verbreitung, die Habitatnutzung und die Populationsstruktur des von der International Union for Conservation of Nature (IUCN) als kritisch bedroht eingestuften Engelhais (Squatina squatina) beschrieben werden.


Ein Engelhai, im Hintergrund ein Taucher - Foto: © Carlos Suarez

Tauchen mit Engelhai
Foto: © Carlos Suarez

Im Rahmen des Engelhai-Pojektes haben das Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig- Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere (ZFMK) in Bonn (Deutschland), die Universität von Las Palmas de Gran Canaria (Spanien) und die Zoologische Gesellschaft London (Zoological Society of London - ZSL, England) jetzt erstmalig eine Studie veröffentlicht, in der die Verbreitung, die Habitatnutzung und die Populationsstruktur des von der International Union for Conservation of Nature (IUCN) als kritisch bedroht eingestuften Engelhais (Squatina squatina) beschrieben werden. Die Untersuchungen wurden im letzten Rückzugsgebiet der Art, den Gewässern rund um die Kanarischen Inseln, erhoben. Die wissenschaftlichen Ergebnisse der Studie finden direkten Eingang in die Weiterentwicklung des Engelhai Aktions Planes für die kanarischen Inseln, der dem effizienten Schutz der Art unter nachhaltigen Gesichtspunkten dient.

Die Engelhaie gelten weltweit als die zweistärkst bedrohte Familie in der Gruppe der Haie und Rochen. Waren die Engelhaie früher im Atlantik und im Mittelmeer weit verbreitet, so scheint die Art heute in ihrem Vorkommen stark eingeschränkt worden zu sein, wobei wahrscheinlich Überfischung eine große Rolle beim Rückgang der Zahlen spielt. Heute sind die Gewässer rund um die kanarischen Inseln das letzte Refugium, in dem der Bestand der Art allerdings auch bedroht ist. Ein Schlüsselfaktor für die Entwicklung effizienter Maßnahmen für den Schutz ist die Beseitigung eines Mangels an detaillierter wissenschaftlicher Information über die Biologie und die ökologischen Ansprüche der Tiere.

Eva Meyers, ZFMK, Erstautorin der Veröffentlichung erklärt warum diese Daten so wichtig sind "Die wichtigsten Bedürfnisse der Art, also auch die Parameter der ökologischen Nische wie zum Beispiel den Raumanspruch zu kennen, sind die wichtigsten Kriterien, um Schutzmaßnahmen und -strategien sinnvoll zu formulieren. Wo finden die Tiere ihre Nahrung, wo bekommen die Tiere ihre Jungen, wo paaren sie sich? Die Antworten auf diese Fragen muss man kennen, um einen effizienten Schutz gewährleisten zu können. Unsere Ergebnisse markieren wichtige Aggregationsgebiete, vor allem in flachen Küstengebieten, die zum Beispiel in räumliche Managementpläne einbezogen werden sollten."

Tauchen mit den harmlosen Engelhaien ist ein sehr populäres Erlebnis und eine Touristen-Attraktion auf den kanarischen Inseln. 2014 startete das Angel Shark Projekt ein bürgerwissenschaftliches Programm, bei dem Taucher Daten über die Haie sammelten. Ziel war es, ein besseres Verständnis über die Verbreitung und Ökologie der Engelhaie zu erhalten. Die gewonnenen Einsichten und Daten sind inzwischen in die hier erwähnte Studie eingeflossen.

"Taucher in das Programm zu involvieren hat sich als ausgezeichnetes Werkzeug für die Erfassung großer Datensets erwiesen. Mit dieser Methode sind wir in der Lage, Zahlen für relativ große geographische Gebiete in kurzer Zeit zu erfassen. Das Wissen der Taucher und ihre Partizipation an der Studie hat das Bewusstsein für den bedrohten Status der Haiart geschärft, sagt Eva Meyers, ZFMK.

Dr. David Jimenez, ULPGC, ergänzt: "Der relativ hohe Bedrohungsgrad der Engelhaie war lange Zeit für die kanarischen Inseln nicht bekannt, da die Tiere hier relativ häufig gesichtet wurden. Die jetzt gesammelten Daten sind Teil eines größeren Programms, das dazu dient, durch gemeinsame Forschung und Schutzmaßnahmen diese ganz besondere Tierart besser zu verstehen und für ihren weiteren Erhalt zu sorgen."

Joanna Barker, ZSL, führt weiter aus: "Unsere Vision ist es, mit dem Engelhai Aktions Plan die Engelhaie zu schützen, damit sie wieder zahlreich in ihrem Rückzugsgebiet vor den Kanaren vorkommen können. Die jetzt vorhandenen Daten und neu gewonnenen Erkenntnisse sind von unschätzbarem konzeptionellen Wert und großem praktischem Nutzen für die konkrete Zusammenarbeit im Hinblick auf diese Hauptziele. Gleichzeitig sollen die weiteren Anstrengungen für die Bewahrung der Engelhaie erweitert werden, indem in den anderen noch vorhandenen Vorkommensgebieten wissenschaftliche Studien zur Erfassung der relevanten Daten für den Schutz der Art durchgeführt werden sollen. Es ist ein ehrgeiziger Plan, den derzeitigen kritisch bedrohten Status der Art durch partnerschaftliche Zusammenarbeit und die Erfassung harter wissenschaftlicher Daten zu verbessern. Dieses Ziel wollen wir mit all unserer Kraft erreichen wollen."


Seite für die Angabe zur Sichtungen von Engelhaien im Atlantik und im Mittelmeer
www.angelsharkproject.com

Fakten: Siehe IUCN Red List:
http://www.iucnredlist.org/details/39332/0

Quelle: (Meyers EKM, Tuya F, Barker J, Jiménez-Alvarado D, Castro-Hernández JJ, Haroun R, Rödder D. Population structure, distribution and habitat use of the Critically Endangered Angelshark, Squatina squatina, in the Canary Islands. Aquatic Conserv: Mar Freshw Ecosyst. 2017. https://doi.org/10.1002/aqc.2769)

Weitere Informationen finden Sie unter http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/aqc.2769/full

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder unter:
http://idw-online.de/de/news674643
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution150

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Stiftung Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig,
Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere, Sabine Heine, 15.05.2017
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Mai 2017

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