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ARTENSCHUTZ/127: Einblicke in die Arbeit von BirdLife International (Naturschutz heute)


NATURSCHUTZ heute - Heft 3/13
Mitgliedermagazin des Naturschutzbundes (NABU) e.V.

Weltweiter Vogelschutz
Einblicke in die Arbeit von BirdLife International.

von Nicole Flöper



Langer Schnabel, braun-grau-weißes Gefieder: Die Uferschnepfe ist ein großer und eleganter Watvogel. Doch da ihr Lebensraum immer weiter eingeengt wird, steht sie auf der weltweiten Roten Liste der bedrohten Tiere. Zum Glück für die Uferschnepfe und auch andere gefährdete Vögel gibt es BirdLife International, den Dachverband des NABU. Nicht zuletzt dank BirdLife konnte der NABU zum Beispiel erreichen, dass die letzten größeren Feuchtwiesen am Unteren Niederrhein als EU-Vogelschutzgebiet ausgewiesen wurden.


Zehn Millionen Mitglieder BirdLife ist ein den Globus umspannendes Netz von Organisationen, die sich für den Schutz von Vögeln, ihrer Lebensräume, aber auch für die weltweite Artenvielfalt einsetzen. Mittlerweile gibt es 117 BirdLife-Partner auf allen Kontinenten mit mehr als zehn Millionen Mitgliedern. "BirdLife hat entscheidend mitgeholfen, dass in Deutschland viele wichtige Gebiete unter Schutz gestellt wurden", erläutert Konstantin Kreiser, der drei Jahre die politische Arbeit von BirdLife in Brüssel koordiniert hat und jetzt beim NABU für internationale Naturschutzpolitik zuständig ist.

BirdLife hat nämlich nach wissenschaftlichen Kriterien weltweit über 12.000 "Important Bird Areas" (IBAs) identifiziert - also Gebiete, die für die Vogelwelt von großer Bedeutung sind. Der EU dient diese Liste als Vorlage für jene Vogelschutzgebiete, die die Mitgliedstaaten auf Grundlage der bereits 1979 verabschiedeten EU-Vogelschutzrichtlinie sichern müssen. "Leider hat es fast dreißig Jahre gedauert, bis alle Regierungen, manchmal erst auf Druck des Europäischen Gerichtshofs, die meisten IBA endlich als Schutzgebiete ausgewiesen haben" sagt Kreiser.


Die Ebenen verzahnen Viele BirdLife-Partner kümmern sich um Schutzgebiete oder sind sogar Flächeneigentümer. Insgesamt besitzt oder betreut BirdLife eine Million Hektar weltweit. Es fehlt aber oft das Geld für Schutz- und Pflegemaßnahmen. "Momentan arbeiten wir daran, die Finanzierung der EU-Vogelschutzgebiete sicherzustellen", erklärt Kreiser.

Claus Mayr, der bereits 1992 als "IBA-Referent" seine Arbeit beim NABU aufnahm, vertritt den NABU inzwischen im Brüsseler BirdLife-Büro. "Meine Hauptaufgabe ist die Netzwerkarbeit zwischen dem NABU, dem BirdLife-Europasekretariat und den anderen europäischen BirdLife-Partnern", erklärt Mayr. Hinzu kommen die immer wichtigeren Kontakte zur EU-Kommission, zu den Brüsseler Vertretungen von Bund und Ländern sowie den deutschen Europaabgeordneten.


Die Musik spielt in Brüssel... Ziel ist es, die NABU-Mitarbeiter in Berlin und den Bundesländern zu informieren, was in Brüssel besprochen wird und auf welche Entscheidungen Einfluss genommen werden müsste. Immerhin basieren heute 70 bis 80 Prozent unserer deutschen Umweltgesetze auf EU-Vorgaben. Dank BirdLife kann sich der NABU auch besser in wichtige Politikfelder wie die Brüsseler Agrar-, Energie- und Fischereipolitik einmischen. Gleichzeitig erleichtert das Netzwerk Projekte und Kampagnen des NABU in anderen Ländern.

Trotz der Erfolge von BirdLife - die Schutzgebiete nehmen inzwischen knapp ein Fünftel der EU-Fläche ein - sind laut Mayr immer noch 80 Prozent dieser Gebiete nicht in einem angemessenen Zustand. "Mein Anliegen ist es daher in den kommenden Jahren, zusammen mit den Kollegen von BirdLife, das von den EU-Staatschefs beschlossene Ziel zum Stopp des Artensterbens bis 2020 auch zu erreichen und die Politik wieder an ihre Verpflichtungen zu erinnern." Für die Uferschnepfe bleibt zu hoffen, dass sich ihr Bestand in den nächsten Jahren erholen kann und sich womöglich auch andere Arten in den Schutzgebieten ansiedeln können.

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20 Jahre BirdLife International

In diesem Jahr begeht BirdLife International seinen 20. "Namenstag", gegründet wurde der NABU-Dachverband aber schon vor mehr als 90 Jahren als "Internationaler Rat für Vogelschutz" (IRV). Dank zahlreicher Beteiligter aus aller Welt begann die Organisation 1952, systematisch Daten zu gefährdeten Vogelarten der Erde zu sammeln. Das führte 1966 in Zusammenarbeit mit der Weltnaturschutzunion IUCN zur Herausgabe der ersten weltweiten Roten Liste der gefährdeten Vogelarten.

1992 unterzeichneten die führenden beteiligten Organisationen auf einer vom NABU organisierten Tagung in Aachen den Wechsel zum heutigen Netzwerk mit jeweils einer nationalen Partnerorganisation, das dann 1993 offiziell als "BirdLife International" gegründet wurde.

Das BirdLife-Sekretariat zählt aktuell rund 200 Mitarbeiter, verteilt auf Büros unter anderem in Cambridge, Brüssel, Washington, Quito, Tokio, Nairobi und Aman. Von dort werden die BirdLife-Partner unterstützt und die Naturschutztätigkeiten koordiniert.

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Uferschnepfen-Tagung

Die Uferschnepfe ist eine der wenigen weltweit bedrohten Vogelarten mit Vorkommen in Deutschland. Am 25. und 26. September organisiert die NABU-Naturschutzstation Niederrhein eine internationale Uferschnepfen-Tagung. Weitere Infos unter Tel. 02826-91876-08 und www.life-uferschnepfe.de.


Das Brüsseler BirdLife-Büro berichtet monatlich über Projekte und Aktivitäten der europäischen Partner. Die deutschsprachige Newsletter-Ausgabe kann unter www.nabu.de/nabu/birdlife abonniert werden. BirdLife-Homepage: www.birdlife.org.

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Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:

- Die Ausweisung eines Gebietes und das Aufstellen von Schildern stoppen noch nicht den Artenschwund. In den nächsten sieben Jahren soll eine Milliarde Euro aus den EU-Kassen in den Naturschutz fließen.

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Quelle:
Naturschutz heute - Heft 3/13, S. 42 - 43
Verlag: Naturschutz heute, 10108 Berlin
Tel.: 030/284984-1530, Fax: 030/284984-2500
Hausanschrift: Charitéstraße 3, 10117 Berlin
E-Mail: naturschutz.heute@nabu.de
Internet: www.naturschutz-heute.de
Herausgeber: NABU, 10108 Berlin
Tel.: 030/284984-0, Fax: 030/284984-2000
E-Mail: nabu@nabu.de
Internet: www.NABU.de
 
"Naturschutz heute" ist das Mitgliedermagazin
des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) e.V.
und erscheint vierteljährlich. Für Mitglieder
ist der Bezug im Jahresbeitrag enthalten.


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. September 2013