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ARTENSCHUTZ/022: Ödnis unter Wolken - Zugvögeln gehen die Rastplätze aus (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 13. Mai 2011

Umwelt: Ödnis unter Wolken - Zugvögeln gehen die Rastplätze aus

Von Karina Böckmann


Berlin, 13. Mai (IPS) - Ihre Reise ist gefährlich, der Mensch ihr größter Feind. Immer wenn die gut 50 Milliarden Zugvögel zwischen ihren Sommer- und Winterlagern hin und her pendeln, bekommen sie die Folgen des Raubbaus an der Natur am eigenen Leib zu spüren.

Auf ihrer langen Reise durch verschiedene Länder, Regionen und Ökosysteme bekommen die 'Nomaden der Lüfte' eine Menge zu sehen: Unter ihnen liegen Siedlungen und Straßen, Wälder und Wiesen. Aber Bevölkerungswachstum, Verstädterung und rücksichtslose Bodennutzung machen es den Vielfliegern zunehmend schwer, Rastplätze zu finden. Auch insgesamt ist es um ihre Rückzugs- und Lebensräume von Jahr zu Jahr schlechter bestellt.

Auf die Gefahren für die rund 10.000 Zugvogelarten, die zu ihren Quartieren oftmals tausende Kilometer zurücklegen, macht der Welttag für Zugvögel an jedem zweiten Maiwochenende aufmerksam. In diesem Jahr fällt er auf den 14. und 15. Mai und widmet sich dem Verlust, der Zerstörung und Fragmentierung ihrer natürlichen Habitate im Zuge menschlicher Aktivitäten wie Entwaldung, intensiver Landwirtschaft, Biotreibstoffproduktion, Urbanisierung und Bergbau.

"Auch wenn Zugvögel einer Vielzahl von Gefahren ausgesetzt sind, die Art und Weise, wie der Mensch mit den Land in seinem Umfeld umgeht, stellt für sie die größte Bedrohung dar", sagte Bert Lenten, Vizeexekutivsekretär der Bonner Konvention für wandernde Tierarten (CMS).


Feuchtgebiete an Ostküste der Adria massiv geschädigt

Rasant verschlechtert hat sich nach Angaben der Naturstiftung EuroNatur die Situation an der Ostküste der Adria von Slowenien über Kroatien und Montenegro bis nach Albanien. "In dem schmalen Küstenstreifen sind in den letzten 60 Jahren 75 Prozent der Feuchtgebietsflächen durch Trockenlegung, intensive Landwirtschaft und Tourismus stark beeinträchtigt oder ganz zerstört worden", berichtet die Organisation.

"Aber auch die Vogelwelt in Deutschland ist von der dortigen Lebensraumzerstörung betroffen. Zahlreiche Zugvogelarten wie Schilfrohrsänger, Bekassine, Fischadler und Knäkente, die in Deutschland brüten und hier mit aufwändigen Maßnahmen geschützt werden, sind auf die Rastplätze an der östlichen Adria angewiesen", warnte der Geschäftsführer von EuroNatur, Gabriel Schwaderer.

Um die Zugvögel erfolgreich schützen, müssten die letzten verbliebenen Reste dieser einmaligen Natur- und Salinenlandschaften erhalten werden, sagte Schwaderer. Er wies darauf hin, dass die artenreichen Feuchtgebiete außerdem ein großes wirtschaftliches Potenzial für die Länder entlang der östlichen Adria bergen. Allein in Europa gebe es mehr als sechs Millionen organisierte Vogelschützer, die sich für derartige Naturreisen interessierten und im Gegensatz zu den Badetouristen das ganze Jahr für Einkommen und Arbeitsplätze sorgten. (Ende/IPS/kb/2011)


Links:
http://www.worldmigratorybirdday.org
http://www.cms.int/documents/index.htm
http://www.unep.org/
http://www.unep-aewa.org/
http://www.euronatur.org/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Mai 2011