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ATOM/050: Internationale Ärzte und Ärztinnen aktiv gegen den Uranabbau und seine Folgen (Robin Wood magazin)


ROBIN WOOD magazin - Nr. 119/4.2013

energie
Gegen den Atomtod

von Susanne Grabenhorst



Die internationale ÄrztInnenorganisation IPPNW hat die Urankonferenz Anfang Oktober 2013 in Tansania mit organisiert. Seit vielen Jahren ist die IPPNW gegen den Uranabbau und seine Folgen aktiv.

Bereits seit den 70er Jahren arbeiten Aktive intensiv zum Thema Uranabbau und seinen Folgen. Der Atomunfall von Tschernobyl gab den Anstoß zur stärkeren Vernetzung. Ein früher Höhepunkt dieser Arbeit war das 1992 in Salzburg durchgeführte "World Uranium Hearing": Etwa einhundert Zeugen, die Mehrheit indigener Herkunft, berichteten über die Auswirkungen von Uranabbau, Atomtests und der Lagerung radioaktiven Mülls. Am Ende wurde die "Deklaration von Salzburg" verabschiedet mit der Forderung, dass Uran und alle radioaktiven Mineralien in ihrem natürlichen Umfeld verbleiben müssen.

1998 hatte der Nuclear-Free Future Award in Salzburg seine Premiere, der dem Beginn der nuklearen Kette besondere Aufmerksamkeit widmet. 2005 gehörte Joe Shirley Jr., der Stammespräsident der Diné Nation (Navajo) zu den Preisträgern, der ein Gesetz unterzeichnet hatte, das künftig den Abbau von Uran auf dem Reservat der Diné untersagt (Diné nennen sie sich selbst, Navajo wurden sie von den Spaniern genannt). Die Schweizer und die deutsche Sektion der IPPNW veranstaltete 2010 in Basel ein Symposium zum Uranabbau "Sacred Lands, Poisoned People" anlässlich des 19. Weltkongresses der IPPNW. Die Beteiligung der betroffenen Menschen aus allen fünf Kontinenten prägten auch diese Veranstaltung. Der anschließende Weltkongress der IPPNW verlangte "...appropriate measures to ban uranium mining worldwide".

In Bamako, der Hauptstadt von Mali, organisierten lokale Organisationen in Kooperation mit dem uranium-network.org und der IPPNW eine internationale Konferenz zum Thema "Uran, Gesundheit und Umwelt". Sie fand vom 16. bis 18. März 2012 statt, wenige Tage vor dem Putsch. Ein Grund, diesen Konferenzort zu wählen, war die Entdeckung von Uran-, Kupfer- und Bauxitvorkommen durch den französischen Atomkonzern AREVA und die Ankündigung, diese Rohstoffe künftig abbauen zu wollen. Mit der örtlichen Bevölkerung hatte - wie in vielen Fällen - niemand gesprochen.

2013 wurden Dar es Salaam und Dodoma in Tansania, Ostafrika, als Tagungsorte ausgewählt. "Uranium mining - Impact on Health and Environment" war der Konferenztitel. Tansania befindet sich auf der Schwelle zum Uranabbau, weshalb die Aktiven im Land noch eine Chance sehen, desaströse Entwicklungen wie in Niger oder Südafrika zu verhindern. Trotz der Betroffenheit über die erschreckenden Fakten und Bilder war die Konferenz eine ermutigende Begegnung mit engagierten und kompetenten afrikanischen Frauen und Männern. In ihrer Abschlusserklärung unterstrichen die WissenschaftlerInnen, AktivistInnen und Betroffenen, dass Uranbergbau keine nachhaltige Entwicklung ermöglicht. Die gravierenden Folgen für Umwelt und Gesundheit überwiegen den ökonomischen Nutzen für die Länder, in denen Uran abgebaut wird. Die Folgekosten des Uranabbaus dagegen bürdet die Uranwirtschaft der Allgemeinheit auf. Die TeilnehmerInnen forderten ihre Regierungen weltweit auf, stattdessen auf die Entwicklung Erneuerbarer Energien zu setzen.

IPPNW Deutschland wird weiter die lokalen Gruppen in Ländern wie Tansania unterstützen, um das Geschäft mit dem gefährlichen Stoff von Anfang an zu verhindern und eine alternative ökonomische Entwicklung mit Erneuerbaren Energien zu fördern. In Ländern, in denen der Abbau schon begonnen hat, gehört die Unterstützung bei den Forderungen nach Mitbestimmung, Arbeitsrechten und Arbeitsschutz, nach Entschädigung bei Gesundheits- und Umweltschäden zu möglichen Tätigkeitsfeldern. Forschung und die Zusammenstellung wissenschaftlicher Belege für Gesundheitsschäden sowie die deutsche Erfahrung mit dem Uranabbau der Wismut-AG sind Grundlage dafür. Deshalb wird 2014 im Gebiet der Wismut AG eine Fachtagung stattfinden, bei der Expertinnen über den aktuellen Stand der Forschung zu den Gesundheitsfolgen von Uranabbau und Niedrigstrahlung, zur Entschädigungssituation und zum Arbeitsschutz diskutieren werden. Die Folgekosten von "Wismut" belaufen sich bisher auf 6,2 Milliarden Euro und zeigen vor allem eins: Dass auch technisch hochentwickelte Länder wie Deutschland nicht in der Lage sind, die ArbeiterInnen zu schützen und die Landschaft befriedigend zu sanieren.


Susanne Grabenhorst ist im Vorstand von IPPNW Deutschland. Die internationalen Ärzte und Ärztinnen für die Verhütung des Atomkriegs (IPPNW) gründeten sich in der Zeit des Kalten Krieges. Im Zentrum ihrer Aktivitäten standen zunächst die Atomwaffen, im Laufe der Jahre nahmen sie die zivile Nutzung der Atomenergie und die gesamte nukleare Kette in den Fokus. Die IPPNW konzentriert sich auf die gesundheitlichen Aspekte und daneben auch auf den Zugang zu medizinischer Versorgung und auf die Menschenrechte.

Mehr zum Thema unter www.ippnw.de


Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:

Die IPPNW unterstützt die Menschen vor Ort bei ihren Aktionen gegen den Uranabbau. "Bahi ohne Uran - Reis ist genug!", fordern die Menschen auf ihren T-Shirts

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Quelle:
ROBIN WOOD-Magazin Nr. 119/4.2013, Seite 38
Zeitschrift für Umweltschutz und Ökologie
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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Dezember 2013