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ABFALL/014: Ukraine - Eine große Müllhalde, Investitionen in moderne Entsorgungsanlagen geplant (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 30. November 2011

Ukraine: Eine große Müllhalde - Investitionen in moderne Entsorgungsanlagen geplant

von Pavol Stracansky


Kiew, 29. November (IPS) - Die Regierung der Ukraine hat die Modernisierung der nationalen Müllentsorgung angekündigt, um eine ökologische Katastrophe zu verhindern. Denn bisher werden keine fünf Prozent der 50 Millionen Tonnen Hausabfälle, die in der ehemaligen Sowjetrepublik jährlich anfallen, verbrannt oder recycelt. Der riesige Rest landet auf 4.000 Halden.

Zusammengenommen nehmen die Deponien eine Fläche von sieben Prozent der Landesfläche und somit mehr Raum ein als die ukrainischen Nationalparks zusammen. Sie sind tickende Zeitbomben, die innerhalb der nächsten zwei Jahre entschärft werden sollen.

Fürs Erste ist vorgesehen, zehn größere Städte mit modernen Entsorgungsanlagen auszustatten. Dort wird ein Teil der Abfälle wiederaufbereitet, der Rest verbrannt, wobei die dabei freigesetzte Energie in den Stromkreislauf eingespeist wird. Für Wladislaw Kaskiw, dem Leiter der Nationalen Behörde für Investitionen und Nationale Projekte, steht fest: Das Vorhaben wird die Ukraine vor dem ökologischen Kollaps bewahren.

Die Müllprobleme datieren aus der Zeit nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991. Zuvor waren die Müllmengen überschaubar gewesen, Plastiktüten weitgehend unbekannt, Kartons oder anderer Verpackungsschnickschnack verpönt. Die Menschen ließen sich Milch und Sahne in mitgebrachte Behälter einfüllen. Bier wurde aus Tankwagen abgezapft, Nahrungsmittel in einfaches Packpapier eingewickelt.

Doch nach dem Niedergang des Staatenbundes stieg das Abfallvolumen rapide an, was zur Entstehung immer neuer Müllkippen führte. Grundlegende Sicherheits- und Umweltbestimmungen sind bis heute inexistent, die Risiken für Mensch und Natur entsprechend groß. Das Potenzial der Abfälle, Luft, Böden und Gewässer zu verseuchen, beziffert das Ukrainische Hygieneamt mit 43, 34 und 23 Prozent. Das Grundwasser sei zu 28 Prozent gefährdet.


Methangruben

Die Halden nehmen aber nicht nur Haushalts-, sondern auch Industriebfälle auf, deren Rückstände Erdreich und Grundwasser belasten. Hinzu kommen die Millionen Tonnen Methangase, die während des natürlichen Zersetzungsprozesses aus den Gruben aufsteigen. Methan ist ein Klimagas, das die Erde noch stärker erwärmt als CO2.

Die beiden einzigen existierenden Verbrennungsanlagen im Land befinden sich in Kiew und Dnipropetrowsk. Sie entsorgen keine drei Prozent des landesweiten Mülls. Die Technologie ist veraltet und ökologisch fragwürdig. Müllwiederaufbereitungsanlagen sind in der Ukraine bis heute gänzlich unbekannt.

Das soll nun das Projekt 'Saubere Stadt' ändern. Finanziert mit Hilfe öffentlich-privater Partnerschaften werden die Anlagen in der Lage sein, jeweils 2,5 Millionen Tonnen Müll im Jahr zu entsorgen. 28 Prozent werden recycelt, die restlichen Abfälle verbrannt und die dabei freigesetzte Hitze in Energie umgewandelt und ins Stromnetz eingespeist. (Ende/IPS/kb/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Dezember 2011