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VERPACKUNG/240: Weniger ist mehr - Verbraucher bestimmen über nachhaltige Verpackungen (aid)


aid-Newsletter Nr. 27 vom 4. Juli 2012

Weniger ist mehr

Verbraucher bestimmen über nachhaltige Verpackungen



(aid) - DIE nachhaltige Verpackung gibt es nicht. Es gibt nur eine nachhaltigere Verpackung im Vergleich zu einer anderen Verpackung. Das könnte die kurze Zusammenfassung der EUROFORUM-Konferenz "Sustainable Packaging 2012" sein, die Mitte Juni in Köln stattfand. Vertreter und Fachleute von Industrie, Handel, Forschung, Verbänden, Mülltrennungssystemen und Verpackungsdesign tauschten sich aus und diskutierten über nachhaltige Verpackungssysteme.

In Zeiten von endlichen Ressourcen wie Mineralien, Metallen und fossilen Brennstoffen und rasant steigender Zahlen im Zusammenhang mit klimaschädlichem CO2-Ausstoß, ist es kein Wunder, dass sich die Branche dem Thema Nachhaltigkeit widmet. Der Ressourcenbeitrag von Verpackungen beträgt durchschnittlich nur drei bis fünf Prozent vom Gesamtprodukt. Damit schützt die Verpackung erheblich mehr Ressourcen, als für ihre Herstellung benötigt. In wenigen, ungünstigen Fällen können es aber auch 30 bis 40 Prozent sein. Die größere Stellschraube im Hinblick auf eine Verbesserung der Nachhaltigkeit ist also eher die Produktion des Füllguts. Nichtsdestotrotz lässt sich auch an Verpackungen noch einiges optimieren, wie auf der Konferenz deutlich wurde. Dabei darf die Verpackung nicht isoliert vom Produkt gesehen werden: Was für eine Lebensmittelverpackung wichtig ist, wie Hygiene oder Barriereeigenschaften, ist für die Verpackung mit einem anderen Füllgut weniger erheblich.

Die meisten Kriterien für nachhaltige Verpackungen zielen auf Umwelt- und Ressourcenschutz ab. Der in diesem Zusammenhang häufig erwähnte Begriff "CO2-Fußabdruck" (Carbon Footprint), also die Auswirkung auf die Erderwärmung durch CO2-Emmission, ist nur ein Aspekt. Eine Ökobilanz, beziehungsweise Lebenszyklusanalyse erfasst weitere Kriterien, etwa Wasser- und Energieverbrauch, Landnutzung oder Biodiversität und ist daher aussagekräftiger für die Beurteilung der Auswirkungen auf die Umwelt. Weitere Kriterien sind Ökonomie und Ethik. Auch die Gebrauchstauglichkeit ist für bestimmte Verbrauchergruppen sehr wichtig: Schriftgröße und Erkennbarkeit von Informationen, Portionsgrößen, Entnehmbarkeit des Produktes, Portionierbarkeit, Wiederverschluss, um nur einige zu nennen.

Was kann aber der Verbraucher tun und wie kommen wir zu nachhaltigen Lebensstilen? Zum einen können wir mit unserer Kaufentscheidung Einfluss nehmen. Gerade die Verpackung ist ein augenfälliges Indiz dafür, wie ernst es ein Hersteller mit der Nachhaltigkeit meint. Ist die Verpackung minimalistisch bei voller Funktionalität, ist sie wieder verwertbar, kann sie wieder in den Wertstoffkreislauf eingebracht werden ("reduce, re-use, recycle")? Zum anderen können wir unseren Lebensstil überdenken: weniger Konsum, lokale Produkte bevorzugen, weniger Verpackungen - in diesem Fall ist weniger mehr.

Rüdiger Lobitz, www.aid.de

Weitere Informationen zu Verpackungen im Lebensmittelbereich gibt es im aid-Heft "Verpackungen für Lebensmittel", 72 Seiten, Best.-Nr. 61-1496, 3,50 Euro unter www.aid-medienshop.de

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Quelle:
aid-Newsletter 27/12 vom 4.7.2012
Herausgeber: aid infodienst
Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e. V.
Heilsbachstraße 16
53123 Bonn
Tel. 0228 8499-0
E-Mail: aid@aid.de
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Juli 2012