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KONTROLLE/031: Über 4000 Einwendungen - Mängel in Kraftwerksneubauplänen für Brunsbüttel (BUND SH)


BUND Landesverband Schleswig-Holstein e.V. - Kiel, 10. November 2009

Gute Luft in Ravensburg, Tübingen und der Schweiz - die Zeche zahlt Brunsbüttel


Zum Fristablauf der Stellungnahmen im Beteiligungsverfahren für das größte Steinkohlekraftwerk Deutschlands (1.800 MW) von Südweststrom in Brunsbüttel hat der BUND Schleswig-Holstein zahlreiche Mängel und Fehler aufgedeckt, die die Genehmigungsfähigkeit des geplanten Neubaus deutlich in Frage stellen.

"Ausgerechnet eine Kraftwerksplanung von überwiegend kommunalen Stadtwerken ignoriert Europäischen Naturschutz und den Schutz der Tideelbe. Offenbar sind den Geldgebern aus Ravensburg, Tübingen und vor allem aus der Schweiz nicht nur die Umweltbelastungen der Brunsbütteler egal, sondern auch die Tideelbe mit ihren einmaligen schützenswerten Lebensräumen", so Sybille Macht-Baumgarten, Landesvorsitzende des BUND Schleswig-Holstein.

So würde der Kraftwerksbetrieb dazu führen, dass über 4.500 Tonnen an Stickoxiden pro Jahr die umliegenden europäischen Naturschutzgebiete belasten. Stickoxide gefährden dort als Nährstoffe zahlreiche geschützte Pflanzen, die auf nährstoffarme Verhältnisse angewiesen sind. Damit geht Südweststrom auf Konfrontationskurs zum europäischen Umweltrecht.

Nach Prüfung der Unterlagen stellt der BUND fest, dass die Schwermetallbelastung der Elbe offenbar bewusst verharmlost wird. So setzt das Südweststrom-Kraftwerk trotz vergleichbarer Technik angeblich nicht mehr Schadstoffe wie das geplante benachbarte Kraftwerk von GDF-Suez (800 MW) frei. Dies ist völlig unglaubwürdig, da es mit 1800 MW mehr als doppelt so viel Steinkohle verfeuert. Aussagen zur Belastung der Elbe zu wichtigen Schadstoffen wie z. B. Arsen fehlen sogar völlig.

Zusätzlich missachtet Südweststrom eine Vorgabe des Wärmelastplans für die Tideelbe. Der Wärmelastplan ist ausdrücklich vor dem Hintergrund der zahlreichen Kraftwerksplanungen beschlossen worden. Laut diesem Regelwerk soll das entnommene Elbwasser um nicht mehr als 6 Grad erwärmt wieder eingeleitet werden. Damit soll der Temperaturstress der Fischfauna verringert werden. Südweststrom will aber das Wasser um10 Grad aufheizen.

"Mit unvollständigen Unterlagen, die wichtige Belastungen einfach ausklammern, will Südweststrom eine Genehmigung erschleichen.", stellt Sybille Macht-Baumgarten fest. "Die investierenden kommunalen Stadtwerke wollen die Belastungen für ihre Bürger niedrig halten, indem sie die dramatischen Umweltbelastungen durch Kohlekraftwerke exportieren. Die Zeche dafür sollen die Natur und die dort lebenden Menschen in einem ohnehin schon stark belasteten Gebiet zahlen. Dass die Brunsbütteler nicht so dumm sind, sich dafür missbrauchen zu lassen, zeigen die bis heute über 4000 Einwendungen gegen den Kraftwerksplan."


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Quelle:
Presseinformation, 10.11.2009
Herausgeber: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Landesverband Schleswig-Holstein
Lerchenstr. 22, 24103 Kiel
Tel.: 0431/66060-0, Fax: 0431/66060-33
E-mail: bund-sh@bund-sh.de
Internet: www.bund-sh.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. November 2009