Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → INDUSTRIE

CHEMIE/249: EU-Chemikalienpolitik - 106 weitere Substanzen sollen auf die "schwarze Liste" (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände

EU-Koordination - 30.03.2010

EU-Chemikalienpolitik: 106 weitere Substanzen sollen auf die "schwarze Liste"


Der Industriekommissar Antonio Tajani und der Umweltkommissar Janez Potocnik haben anlässlich ihres Besuches bei der Europäischen Chemikalienagentur ECHA die Wichtigkeit der erfolgreichen Umsetzung der EU-Chemikalien-Verordnung REACH betont. Bis zum 30. November 2010 sollen in großen Mengen hergestellten Chemikalien registriert werden.

Die Liste der besonders besorgniserregenden Substanzen (SVHC) umfasst bislang nur 29 Stoffe. Das sind weit weniger als eine von Umweltverbänden augestellte Schattenliste mit 267 Substanzen, die in Verdacht stehen schwere gesundheitsschädliche Wirkungen hervorzurufen (siehe News 14.10.08). Nach einer Entscheidung des Europäischen Gerichtshof wird auch weiterhin Acrymalid, ein als Krebserreger geltender Stoff, auf der Liste bleiben. Zahlreiche Firmen hatten versucht den Stoff von der SVHC-Liste zu streichen.

Für Chemikalien, die auf der SVHC-Liste eingetragen sind, gelten neben der Registrierungs- auch eine besondere Informationspflicht, die sich über die gesamte Lieferkette, vom Hersteller bis zum Verbraucher erstreckt. Nach einem sogenannten Priorisierungsverfahren könnten die Chemikalien außerdem speziellen Zulassungsanforderungen unterliegen. Erst kürzlich hat sich die Kommission auf Leitlinien für die Zulassung von SVHCs geeinigt, aus denen hervorgeht, dass eine Zulassung der gefährlichen Chemikalien nur Aussicht auf Erfolg hat, wenn die sozio-ökonomischen Vorteile die damit verbundenen Nachteile überwiegen und die betreffenden Unternehmen in der Lage sind einen Zeitplan für eine mögliche Substitution der SVHCs durch alternative Substanzen aufzustellen.

Die Aufnahme der 106 weiteren sehr besorgniserregenden Chemikalien in die SVHC-Liste erfolgt jedoch nicht sofort, sondern erst nach einer öffentlichen Konsultation sowie einer Stellungnahme durch den Mitgliedstaatenauschuss der ECHA und wird voraussichtlich 2012 zum Abschluss kommen. [at]

Weitere Informationen der EU-Kommission
http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/10/360&format=HTML&aged=0&language=DE&guiLanguage=de

Memo der EU-Kommission
http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=MEMO/10/102&format=HTML&aged=0&language=EN&guiLanguage=en


*


Quelle:
Newsletter zur EU-Umweltpolitik
Nr. 13/10, 31.03.2010
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination, 30.03.2010
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. April 2010