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ATOM/991: Gronau - NRW-Wirtschaftsministerium muß UAA-Betriebsgenehmigung aufheben (BBU)


Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. - Pressemitteilung, 4. Februar 2010

Nach der Uran-Störfall-Sondersitzung des Gronauer Rates:

Bürgerinitiativen sehen beim NRW-Wirtschaftsministerium die Verpflichtung zur Aufhebung der UAA-Betriebsgenehmigung


(Bonn / Gronau, 04.02.2010) Nach der Sondersitzung des Gronauer Stadtrates am Mittwochabend (3.2.) haben der Arbeitskreis Umwelt (AKU) Gronau und sein Dachverband, der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU), ihre Forderung nach der sofortigen Stilllegung der Gronauer Urananreicherungsanlage (UAA) bekräftigt. Unterstützung finden sie dabei auch beim Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen. Nach Angaben der Bürgerinitiativen wäre das Wirtschaftsministerium in der Lage, die Betriebsgenehmigung für die Gronauer Urananreicherungsanlage aufzuheben. Zum Schutz der Bevölkerung wäre es dazu sogar verpflichtet.

Die Sondersitzung wurde durchgeführt, nachdem sich am 21. Januar in der Urananreicherungsanlage der bisher schwerste Störfall ereignet hatte. Dabei wurde ein Arbeiter kontaminiert. Während in der Sitzung Vertreter der Urenco, die die Urananreicherungsanlage betreibt, zu Wort kamen, hatte es der Gronauer Bürgermeister Holtwisch abgelehnt, einen kritischen Wissenschaftler einzuladen. Diese Unausgewogenheit wird seitens des BBU und des AKU scharf kritisiert. Ebenfalls wird seitens der Bürgerinitiativen kritisiert, dass es das NRW- Wirtschaftsministerium abgelehnt hatte, an der Sitzung teilzunehmen. Das NRW-Wirtschaftsministerium ist Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde für die Urananreicherungsanlage.

Udo Buchholz, Mitglied im AKU Gronau und BBU-Vorstandsmitglied, ist empört: "Erst genehmigt man in Düsseldorf den Bau und Betrieb der Urananreicherungsanlage im tiefsten Münsterland, und wenn es dann zu Pannen kommt, lässt man die Gronauer Bevölkerung mit den Problemen alleine. Als Aufsichtsbehörde wäre das Ministerium dazu verpflichtet gewesen, anzuhören, wie die Vertreter der Urenco Ursachen und Ablauf des Störfalls vom 21. Januar darstellen."

Als Ursache des Störfalls wird von Urenco ein als leer deklarierter, aus Schweden stammender, Urancontainer bezeichnet, der doch noch 1,6 Kg einer Uranverbindung enthalten habe. Urenco räumte ein, dass der Container bei seiner Ankunft aus Schweden keiner Eingangskontrolle unterzogen worden war. Weshalb der Container nicht kontrolliert wurde, ist für den AKU und den BBU nicht nachvollziehbar, zumal die Vertreter der Urenco in der Sondersitzung des Gronauer Rates berichteten, dass sich in leeren Uranhexafluoridcontainern in der Regel bis zu 2 Kg Uranrestmengen befinden. Eine Eingangskontrolle des schwedischen Containers wäre daher zwingend notwendig gewesen.

Im weiteren Verlauf der Sondersitzung wurde deutlich, dass es für Störfälle in der Urananreicherungsanlage verschiedene Notfall- und Sonderschutzpläne gibt, die nicht einmal den Gronauer Ratsmitgliedern bekannt sind. Weiterhin wurde deutlich, dass bei einer schweren Katastrophe, z. B. bei einem Flugzeugabsturz auf die Urananreicherungsanlage, eine große Zahl an Toten und Verletzten zu befürchten ist. Wie und wo dann z. B. mehrere Hundert Verletzte zu behandeln wären, konnten anwesende Vertreter des Katastrophenschutzes (Kreis Borken) nicht beantworten.

Vor der Sondersitzung des Rates hatten sich etwa 20 Atomkraftgegner/innen an einer Mahnwache vor dem Rathaus beteiligt. Sie bekräftigten damit ihre Forderung nach der sofortigen Stilllegung der Urananreicherungsanlage. Seit dem Störfall in der Urananreicherungsanlage hat der Widerstand gegen die Anlage an Umfang gewonnen. An einer der größten Demonstrationen gegen die Anlage seit Jahren beteiligten sich am vergangenen Samstag 200 Personen. Am nächsten Sonntag (7. Februar) wird der Protest fortgesetzt. Dann treffen sich traditionell wie immer am ersten Sonntag im Monat Anti- Atomkraft-Initiativen um 14.00 Uhr zum Sonntagsspaziergang an der Urananreicherungsanlage. Hauptgesprächsthemen dabei werden sicherlich der Störfall in der Anlage und dessen Auswirkungen sein.

Weitere Informationen zum Thema Urananreicherung gibt es im Internet unter www.aku-gronau.de und unter www.bbu-online.de. Telefonische Auskünfte gibt es unter 02562-23125 (AKU Gronau) und unter 0228-214032 (Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz).

Fotos zu Aktionen gegen die Urananreicherungsanlage gibt es unter http://www.anti-atom-aktuell.de/fotos/index.html (Copyright beachten).


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Quelle:
BBU-Pressemitteilung, 04.02.2010
Herausgeber:
Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) e.V.
Prinz-Albert-Str. 55, 53113 Bonn
Tel. 0228/21 40 32, Fax.: 0228/21 40 33
Internet: www.bbu-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Februar 2010