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ATOM/975: Mängel im Notkuehlsystem von Biblis B wasserdicht nachgewiesen (IPPNW)


IPPNW-Presseinformation vom 15. Dezember 2009

Sicherheitsdefizite im Notkühlsystem von Biblis B sind "wasserdicht" nachgewiesen

IPPNW: Sofortige Stilllegung unumgänglich


Die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW begrüßt den Antrag des BUND Hessen, das Atomkraftwerk Biblis B wegen fehlender "Stempelfelder" im Notkühlsystem vorläufig stillzulegen. "Das unterstützt die Klage der IPPNW auf eine endgültige Stilllegung des Atommeilers, dessen Notkühlsystem laut TÜV mindestens drei schwerwiegende Werkstoffmängel aufweist: fehlende Stempelfelder, geringe Rohrwanddicken, zu geringe Festigkeitskennwerte", so IPPNW-Atomexperte Henrik Paulitz. Die IPPNW fordert die Atomaufsicht in Bund und Land deswegen seit Jahren zum Handeln auf.

Laut IPPNW sind die drei Sicherheitsmängel inzwischen "wasserdicht" nachgewiesen. Die technischen Angaben des TÜV und des ehemaligen Siemens-Spezialisten Wilfried Rindte wurden von drei ausgewiesenen Werkstoff-Experten (Prof. Dr. Jörg Steinbach, Dr. Ilse Tweer, Norbert Meyer) als nicht tolerabel bewertet: Dr. Tweer: "Diese drei Defizite überlagern sich, so dass insgesamt die Integrität des Rohrleitungssystems nicht als nachgewiesen angesehen werden kann." Prof. Steinbach: "Bei sicherheitsgerichteten Anlagen kann man diese Unsicherheit nicht tolerieren." Meyer: "In diesem Zustand darf man Biblis nicht anfahren." (vgl. ARD "Kontraste" vom 22. Okt. und vom 3. Dez.)

Der Verweis der hessischen Atomaufsicht auf ein Gutachten des Öko-Instituts läuft nach Auffassung der IPPNW völlig ins Leere. "Das Öko-Institut hat zur vorliegenden Thematik im Grunde nur vom TÜV abgeschrieben. Eigene Ermittlungen wurden nicht angestellt. Externe Werkstoff-Experten wurden nicht hinzugezogen. Das Gutachten des Öko-Instituts ist vor diesem Hintergrund in keiner Weise belastbar. Die hessische Atomaufsicht sollte sich darauf konzentrieren, dem gesetzlichen Auftrag einer Aufsichtsbehörde seriös nachkommen, statt der Öffentlichkeit mit Verweis auf defizitäre Gutachten Sand in die Augen zu streuen", so Paulitz.

Weitere Informationen:

Journalisten, Politiker und die interessierte Öffentlichkeit finden umfassende Informationen und Belege zum Thema auf der folgenden Website:
http://www.ippnw.de/atomenergie/atomenergie-sicherheit.html

Zur Klage der IPPNW: http://www.ippnw.de/atomenergie/atom-recht.html

Zum BUND Hessen: http://www.bund-hessen.de

Über die IPPNW:
Diese Abkürzung steht für International Physicians for the Prevention of Nuclear War. Die Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges engagieren sich seit 1982 für eine Welt ohne atomare Bedrohung und Krieg. 1985 wurden sie dafür mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Seit 1990 stehen zusätzlich gesundheitspolitische Themen (z.B. Gesundheitsversorgung für Menschen ohne Papiere, Zugang zu lebensnotwendigen Medikamenten) auf dem Programm des Vereins. In der IPPNW sind rund 7.000 ÄrztInnen und Medizinstudierende organisiert.


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Quelle:
Presseinformation der IPPNW - Deutsche Sektion der
Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, 15.12.2009
Körtestr. 10, 10967 Berlin
Sven Hessmann, Pressereferent
Tel.: 030-69 80 74-0, Fax: 030-69 38 166
E-Mail: ippnw@ippnw.de
Internet: www.ippnw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Dezember 2009