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ATOM/952: Atomausstieg & Laufzeitverlängerung - Über Risiken und Gewinne (BUND SOR)


BUND Regionalverband Südlicher Oberrhein
An die Medien, 20. Oktober 2009

AKW Gefahrzeitverlängerung: Über Risiken und Gewinne


Kein Thema: Versprödung der Reaktordruckgefäße

Je länger ein Atomkraftwerk läuft, desto unsicherer werden durch Alterung und den dauerhaften Neutronenbeschuss die nicht austauschbaren Reaktordruckgefäße. Ein Bruch des Reaktordruckgefäßes führt zu einem nicht beherrschbaren Super-GAU, zu einem Unfall mit katastrophalen Folgen. Haben Sie im Zusammenhang mit der aktuellen Debatte um den "Ausstieg aus dem Atomausstieg" schon einmal etwas von diesem nicht unwesentlichen Problem gelesen oder gehört?

Die Atomindustrie und die CDU und FDP-Atomlobbyisten in den Parlamenten wollen die alten Atomkraftwerke länger laufen lassen und damit gut verdienen (ca. 4,6 bis 6,2 Milliarden Euro "Zusatzerträge" pro Jahr). Über "Randaspekte" dieser Verlängerung der Laufzeit für Atomkraftwerke wird in der Öffentlichkeit aktuell durchaus diskutiert.

Doch die beiden wichtigsten Aspekte, die mit der AKW-Gefahrzeitverlängerung verbundene zunehmende Gefahr katastrophaler Unfälle und die mit langen Laufzeiten verbundenen satten Gewinne der Energiekonzerne, fallen in der Medienberichterstattung häufig unter den Tisch und dies hat seine Gründe.

Die großen Werbeagenturen die für EnBW, RWE, Vattenfall und E.ON arbeiten empfehlen den Konzernen und Atomlobbyisten die "Killing Fields" zu vermeiden und die veröffentlichte Debatte in diesem Sinne zu lenken. Die "Killing Fields" der Gefahrzeitverlängerung sind u. a. die Alterungsprobleme der Reaktordruckgefäße, Kinderkrebs und AKW, das Atommüllproblem, die Bedrohung des Weltfriedens durch die weltweite Verbreitung von Atomkraftwaffen, die zunehmende Unfall- und Terrorgefahr und vor allem die Debatte über die Folgen eines schweren Atomunfalls in Zentraleuropa. Und genau nach diesen Vorgaben der PR- Abteilungen der Atomkonzerne läuft derzeit auch die Debatte in den Medien.

Für die Umweltbewegung ist die Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke ein gezielter und von Anfang an geplanter Betrug von Atomkonzernen und Atomparteien.

Der Ausstieg aus dem Atomausstieg zeigt die realen Machtverhältnisse in unserem Land überdeutlich. Der Ausstiegsvertrag war ein Kompromiss und er hat den Atomkonzernen über viele Jahre massive ökonomische Vorteile gebracht. Auch dieser Aspekt spielt in der aktuellen Debatte fast keine Rolle.

Der wichtige, politisch und juristisch aber schlecht gemachte Atomausstieg von Rot-GRÜN ( Dank Atomlobbyisten wie Herrn Wolfgang Clement http://vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/wolfgang-clement-rwe-akw-biblis.html) hat auch eine politische Dimension, die in der aktuellen Debatte gerne übersehen wird. Der Ausstieg sollte einen massiven Konflikt lösen und einen wichtigen Teil der Gesellschaft befrieden. Mit der jetzt geplanten Laufzeitverlängerung verzweifelt auch ein kleiner Teil der Gesellschaft und verliert den Glauben, dass geschlossene Verträge gelten und dass gegen die Konzernmacht Veränderungen in diesem Land möglich sind.

Wenn sich Konzerninteressen langfristig immer durchsetzen, wenn Lobbyisten Deutschland regieren und der Glaube an die Demokratie schwindet, ist dies nicht gut für unser Land.

Eine wichtige Frage wird überhaupt nicht diskutiert. Wer von den heute politisch Verantwortlichen übernimmt nach einen unwahrscheinlichen und dennoch morgen schon möglichen schweren Atomunfall die politische und juristische Verantwortung?

Axel Mayer / BUND-Geschäftsführer / Freiburg/


Mehr Infos zu den Risiken und den Profiten der AKW-Gefahrzeitverlängerung: hier
http://vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/laufzeitverlaengerung-akw-kkw-atomkraftwerk.html

http://vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/atomausstieg-laufzeitverlaengerung-cdu-fdp.html


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Quelle:
Mitteilung an die Medien vom 20.10.2009
Herausgeber:
Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Regionalverband Südlicher Oberrhein
Wilhelmstr. 24a, 79098 Freiburg
Tel.: 0761/30383, Fax: 0761/23582
E-Mail: bund.freiburg@bund.net
Internet: www.bund-freiburg.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Oktober 2009