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ATOM/1310: Uranfabrik in Gronau - 30 Jahre Tatenlosigkeit zugunsten der Atomindustrie (BBU)


Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) e.V. - Bonn, 10. Juni 2016

Uranfabrik in Gronau: 30 Jahre Tatenlosigkeit zugunsten der Atomindustrie


(Gronau, Bonn, Düsseldorf, 10.06.2016) 30 Jahre nach der offiziellen Inbetriebnahme der Urananreicherungsanlage in Gronau (Westfalen) werfen Anti-Atomkraft-Initiativen und der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) der rot-grünen Landesregierung in Düsseldorf Tatenlosigkeit zugunsten der Atomindustrie vor. Von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks sowie von NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin fordern sie die Aufhebung aller für die Anlage erteilten Betriebsgenehmigungen. "Wer auf der einen Seite vom Atomausstieg spricht und sogar das Aus für belgische Atomkraftwerke fordert, muss vor der eigenen Haustür in Gronau die Uranproduktion für Atomkraftwerke im In- und Ausland stoppen", so BBU-Vorstandsmitglied Udo Buchholz.

Nur wenige Wochen nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl wurde am 12. Juni 1986 die Gronauer Urananreicherungsanlage offiziell eingeweiht. Der damalige Bundesforschungsminister Heinz Riesenhuber wurde dazu extra mit einem Hubschrauber eingeflogen; vor der Anlage demonstrierten rund 300 Atomkraftgegnerinnen und Atomkraftgegner. Die eigentliche Inbetriebnahme der Anlage lag zu diesem Zeitpunkt schon einige Monate zurück. Bereits am 15. August 1985 begannen in der Gronauer Uranfabrik die ersten Zentrifugen mit der Vorbereitung von Natururan für den späteren Einsatz in Atomkraftwerken.

Gegen den Bau der Anlage gab es immer wieder Demonstrationen und andere Proteste. Auch der mehrfache Ausbau der Anlage war immer wieder Anlass für Einspruchskampagnen, Kundgebungen und Protestcamps. Getragen wurde und wird der Widerstand bis heute u. a. vom Arbeitskreis Umwelt (AKU) Gronau, vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen, von Verbänden wie dem BBU, dem BUND, von Robin Wood und von der Ärzteorganisation IPPNW. Internationale Unterstützung bekommt der örtliche Widerstand immer wieder von Initiativen aus den Niederlanden, aus Russland, Frankreich und sogar aus Japan und aus uranabbauenden Ländern. Ein absoluter Höhepunkt der Proteste war 2011 der Ostermarsch zur Urananreicherungsanlage, an dem sich rund 15.000 Menschen beteiligt haben.

Ziel der Proteste gegen die Gronauer Urananreicherungsanlage ist immer wieder die Landesregierung in Düsseldorf. Sie hat immerhin im aktuell noch gültigen Koalitionsvertrag vereinbart: "Wir wollen die Urananreicherung in Gronau rechtssicher beenden. Zudem lehnen wir sinnlose und gefährliche Atomtransporte quer durch NRW ab". Doch die Anti-Atomkraft-Initiativen und der BBU kritisieren: "Es ist nicht erkennbar, wie die Landesregierung die Urananreicherung stoppen will. Wenn sie es politisch wirklich wollte, könnte sie die bisher erteilten Betriebsgenehmigungen aufheben. Doch nichts geschieht. Stattdessen rollen mehr Atomtransporte denn je quer durch NRW und gefährden die Bevölkerung, die in der Regel nicht einmal weiß, wo die geheimen Transportrouten verlaufen", so Buchholz.

An Themen rund um die Urananreicherung, mit der sich die Anti-Atomkraft-Bewegung, aber auch die breite Bevölkerung, befassen muss, wird es auch zukünftig nicht mangeln: Nach einem Störfall 2010 sind die Sicherheit der Anlage und der Katastrophenschutz noch mehr in den Vordergrund getreten, der geplante Verkauf des Betreiberkonzerns Urenco und ein neues Lager für 60.000 Tonnen Uranoxid sorgen für Fragen und Proteste und letztlich steht immer wieder die Möglichkeit zur militärischen Nutzung der Urananreicherung im Mittelpunkt der Kritik.

Und der Dauerprotest gegen die Urananreicherungsanlage, der sich auch gegen die weiteren Fabriken der Urenco in den Niederlanden, in Großbritannien und in den USA richtet, wird fortgesetzt: Seit Ende 1986 treffen sich Mitglieder verschiedener Anti-Atomkraft-Initiativen immer am ersten Sonntag im Monat um 14 Uhr an der Anlage zum Sonntagsspaziergang. Nächster Termin: 2. Juli 2016



Weitere Informationen:
http://bbu-online.de
http://www.urantransport.de/uran.html
http://www.sofa-ms.de/home.html
http://www.laka.org
http://www.wise-uranium.org

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Quelle:
BBU-Pressemitteilung, 10.06.2016
Herausgeber:
Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) e.V.
Prinz-Albert-Str. 55, 53113 Bonn
Tel. 0228/21 40 32, Fax.: 0228/21 40 33
Internet: www.bbu-online.de
Facebook: www.facebook.com/BBU72


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Juni 2016

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