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ATOM/1268: Die atomare Katastrophe in Fukushima von 2011 warnt auch heute (BN)


Bund Naturschutz in Bayern e.V. - München, 10. März 2015

Die atomare Katastrophe in Fukushima von 2011 warnt auch heute

Atomkraftwerke in Bayern abschalten - und zwar sofort


"Am 11. März 2011 - vor vier Jahren - ereignete sich in Japan die bis heute größte Katastrophe der zivilen Nutzung der Atomkraft. Die Explosion im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi hat die Region Fukushima dramatisch verändert. Wohngebiete sind für Jahrhunderte radioaktiv verseucht. Über 130.000 Menschen wurden bis heute aus dieser Zone evakuiert. Der BUND Naturschutz hat die unbeherrschbaren Folgen des Atomunfalls mehrmals vor Ort mit den Betroffenen diskutiert und kämpft daher gemeinsam mit der Partnerorganisation Friends of the Earth Japan für einen dauerhaften Atomausstieg und eine schnelle Energiewende. Fukushima ist und bleibt eine klare Warnung und Forderung, in Bayern und Deutschland aus der Atomtechnologie auszusteigen - und zwar sofort! Die Energiewende in Deutschland ist ein "Muss" und kein Luxus - sie kostet auch für die Bürger nur einen Bruchteil der atomaren Folgekosten eines Atomunfalls in Deutschland.", so Hubert Weiger, Vorsitzender des BUND Naturschutz in Bayern.

"Die erteilten Genehmigungen für die Zwischenlager der bayerischen Atomkraftwerke Gundremmingen, Grafenrheinfeld und Ohu an der Isar bei Landshut sind nicht mehr haltbar. Die bayerische Staatsregierung muss in Folge den Weiterbetrieb der Bayerischen Atomkraftwerke untersagen. Das Bundesverwaltungsgericht hat im Januar die Aufhebung der Genehmigung des atomaren Zwischenlagers in Brunsbüttel durch das Oberverwaltungsgericht Schleswig vom Juni 2013 bestätigt. Dieses hatte der Klage eines Anwohners gegen die vom Bundesamt für Strahlenschutz erteilte Genehmigung stattgegeben. Moderne terroristische Waffen wurden nicht berücksichtigt, auch nicht die Folgen eines Absturzes eines zivilen Airbus A380", so Edo Günther, Vorsitzender des BUND Naturschutz in Schweinfurt und Sprecher des Arbeitskreises "Atomtechnologie und Strahlenschutz" des BUND Deutschland.

"Die Endlagersuchkommission, eingesetzt durch den Deutschen Bundestag, kommt nur schleppend voran. Die Natur bietet uns kaum Möglichkeiten einer sicheren Verwahrung des Atommülls über eine Million Jahre - und zusätzlich blockieren wirtschaftliche und politische Interessen die Zuordnung klarer Verantwortlichkeiten. Der Weiterbetrieb der Atomkraftwerke, die weitere Produktion von Atommüll ohne Atommülllager ist verantwortungslos. Sofortiges Abschalten der Atomkraftwerke muss die Konsequenz sein", fordert Günther.

"Fukushima mahnt - aber Deutschland steigt nicht wirklich aus der Atomenergie aus. Die Europäische Kommission gestattet die staatliche Förderung von Atomstrom. In Großbritannien garantiert der Staat den Betreibern des geplanten Atomkraftwerks Hinkley Point ein Preis von ca. 13 Cent pro Kilowattstunde plus Inflationsausgleich, und das über 35 Jahre. Zum Vergleich: In Deutschland wird heute Windstrom mit nur ca. 8 Cent pro Kilowattstunde gefördert ohne Inflationsausgleich, für 5 bis maximal 20 Jahre! Österreich klagt gegen diese falsche Entscheidung der Europäischen Kommission. Es ist ein Skandal, dass die Bundesregierung in Deutschland und die Staatsregierung in Bayern hier untätig sind und diese Klage nicht unterstützen!" so Richard Mergner, Landesbeauftragter des BUND Naturschutz in Bayern.

Der BUND Naturschutz in Bayern unterstützt die Proteste in Japan gegen die Atomenergie. Seit langem gibt es im internationalen Verband "Friends of the Earth" eine intensive und freundschaftliche Partnerschaft.

Die atomare Katastrophe in Fukushima in Japan im März 2011 hatte die Welt verändert. Auch die Welt in Deutschland, denn der erste Atomausstieg in Deutschland in 2001 war im Herbst 2010 revidiert worden - der Ausstieg aus dem Ausstieg, damals auch Laufzeitverlängerung genannt. Wegen der dramatischen Warnung aus Fukushima wurde im Frühjahr 2011 der zweite Atomausstieg in Deutschland beschlossen, leider erst für 2022.

In der Region Fukushima sind heute über eine halbe Million Menschen von der Evakuierung betroffen. Rund hunderttausend Menschen in der offiziellen Evakuierungszone mit einer radioaktiven Belastung von über 20 Millisievert pro Jahr sowie eine weitere halbe Million Menschen in einer Zone der "freiwilligen Evakuierung" mit einer radioaktiven Belastung von 1 bis 20 Millisievert pro Jahr. Denn eigentlich liegt der internationale Strahlenschutz-Grenzwert bei 1 Millisievert pro Jahr.

Atomenergie ist in keinem Land, in keinem System beherrschbar. Sie ist ein unkalkulierbares, Umwelt, Menschen und Generationen gefährdendes, ja zerstörendes Risiko. Der sofortige Ausstieg ist notwendig und möglich, in Japan, in Deutschland, und überall. Dies ist vor allem eine Frage des politischen Willens der Entmachtung der Stromkonzerne, des Stromsparens und des Ausbaus der Erneuerbaren Energien. Die Energiewende, die Forderung von BUND Naturschutz In Bayern, gemeinsam mit Friends of the Earth Germany und Friends of the Earth Japan, bedeutet weg vom unsicheren Atomstrom und weg vom klimazerstörenden Kohlestrom - hin zu einer Versorgung durch die Energien des Windes und der Sonne.

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Quelle:
Presseinformation, 10.03.2015
Herausgeber:
Bund Naturschutz in Bayern e.V.
Landesgeschäftsstelle
Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg
Tel. 0 941/ 2 97 20-0, Fax 0 941/ 2 97 20-30
E-Mail: info@bund-naturschutz.de
Internet: www.bund-naturschutz.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. März 2015

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