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ATOM/1059: Von Sicherheitskonzepten und Katastrophenschutzplänen (BUND SOR)


BUND Regionalverband Südlicher Oberrhein
An die Medien, 28. Juli 2010

Von Sicherheitskonzepten und Katastrophenschutzplänen


"Sicherheitskonzept" und Loveparade in Duisburg: Eine Tragödie - und keiner will's gewesen sein. "Notfallschutz" und Atomkraftwerke: Eine mögliche Tragödie - und keiner wird's gewesen sein.

Der so genannte Notfallschutz für Atomanlagen lässt sich zumindest in einem Punkt mit dem so genannten "Sicherheitskonzept" für die Loveparade in Duisburg vergleichen. Das Duisburger Sicherheitskonzept war unzureichend und unrealistisch. Die Notfallschutzpläne für AKW sind unzureichend und unrealistisch.

Der AKW-Katastrophenschutz schützt vor einem "Kataströphchen", nicht aber vor den weiträumigen katastrophalen Folgen eines unwahrscheinlichen, dennoch aber morgen schon möglichen schweren Atomunfalls. Die bisherige Notfallschutzplanung für Atomunfälle ist unrealistisch und ein politischer Kniefall vor den Atomkonzernen E.ON, RWE, Vattenfall und EnBW. Insbesondere die viel zu kleinen Evakuierungsradien, die unrealistische Planung der Evakuierung und der Ausgabe von Jodtabletten, gehen an der erschreckenden Dimension eines Super-GAUs weit vorbei.

Der aktuelle Katastrophenschutzplan für Atomunfälle kann bei kleineren Atomunfällen, die erst nach mehreren Tagen zu einem Entweichen von Radioaktivität führen, zu einem gewissen Schutz der Bevölkerung beitragen. Er kann und soll auch Panikreaktionen verhindern, also beruhigen. Er soll vor allem Akzeptanz für Atomkraftwerke und Laufzeitverlängerung schaffen.

Bei schweren Atomkatastrophen, beim Super-GAU, bei denen nach kurzer Zeit ein Großteil des radioaktiven Inventars schnell entweicht, bieten die jetzigen, unrealistischen Katastrophenschutzpläne nur eine minimale Hilfe. Solche Unfälle, deren Eintrittswahrscheinlichkeit gering ist, die aber dennoch jeden Tag möglich sind, sprengen (wieder einmal) das Vorstellungsvermögen der planenden Behörden.

Sie sind im Plan "nicht vorgesehen"...

Nicht nur aus diesen Gründen fordert der BUND eine Energiewende mit schnellem Atomausstieg. Solange dies nicht geschehen ist, fordern wir bundesweit und regional am Oberrhein eine Katastrophenschutzplanung, die diesen Namen auch verdient und Katastrophen- und Evakuierungsübungen, die sich am realen Gefahrenpotential von Atomanlagen und nicht an den Wünschen der Atomkonzerne orientieren.

Axel Mayer BUND-Geschäftsführer

Eine umfassende Kritik des Notfallschutzplanes für das AKW Fessenheim finden Sie hier:
http://vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/katastrophenschutz-fessenheim-akw.html

Nachtrag:
Lesenswerter Hinweis in der Notfallschutzbroschüre des Regierungspräsidiums Freiburg für das AKW Fessenheim:
"Die Inhalte dieser Broschüre wurden nach bestem Wissen sorgfältig zusammengestellt und geprüft. Es wird jedoch keine Gewähr - weder ausdrücklich noch stillschweigend - für die Vollständigkeit, Richtigkeit, Aktualität oder Qualität und jederzeitige Verfügbarkeit der bereit gestellten Informationen übernommen. In keinem Fall wird für Schäden eine Haftung übernommen."

http://vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/sicherheitskonzept-loveparade-katastrophenschutz-a.html


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Quelle:
Mitteilung an die Medien vom 28.07.2010
Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Regionalverband Südlicher Oberrhein
Wilhelmstr. 24a, 79098 Freiburg
Tel.: 0761/30383, Fax: 0761/23582
E-Mail: bund.freiburg@bund.net
Internet: www.bund-freiburg.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Juli 2010