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ATOM/1028: NaturFreunde sagen Nein zum Neubau von AKWs in Polen (NaturFreunde)


NaturFreunde Deutschlands - 20. Mai 2010

Pressemitteilung des stellvertretenden Vorsitzenden der NaturFreunde Berlin und des Mitglieds des Bundesvorstandes der NaturFreunde Deutschlands Uwe Hiksch vom 20. Mai 2010:

NaturFreunde sagen Nein zum Neubau von AKWs in Polen


Berlin, 20. Mai 2010 - Zu den Planungen der polnischen Regierung den Bau von zwei Atomanlagen mit insgesamt vier Reaktorblöcken zu prüfen, erklärt der stellvertretende Vorsitzende der NaturFreunde Berlin und Mitglied im Bundesvorstand der NaturFreunde Deutschlands, Uwe Hiksch:

Der Einstieg und die Nutzung der Atomkraft ist ökologisch, ökonomisch und auch politisch gescheitert. Trotzalledem denkt die polnische Regierung über den Bau von zwei neuen Atomanlagen nach. In den letzten Jahren hat das Wirtschaftsministerium Polens insgesamt 28 verschiedene mögliche Standorte für Atomkraftwerke untersucht und mindestens zehn von ihnen als geeignet erklärt.

Obwohl die Finanzierung und die Standorte für die geplanten Atomkraftwerke noch völlig offen sind, muss bereits jetzt Widerstand gegen diese Pläne organisiert werden. Sollte sich die Regierung in Polen für diesen atomaren Weg entscheiden, muss sie sich auf massiven Widerstand, nicht nur in Polen, einstellen.

Gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern in Polen und der Bundesrepublik Deutschland werden die NaturFreunde einen kreativen und wirkungsvollen Widerstand entwickeln. Hierbei ist es das Ziel, die polnische Regierung bereits im Vorfeld von ihren Planungen abzubringen. Unter anderem werden die Berliner NaturFreunde mit ihren Bündnispartnern und weiteren Organisatoren sich an dem Widerstand gegen atomare Pläne der polnischen Regierung beteiligen.

Denn, einer der favorisierten Standorte für ein mögliches polnisches Atomkraftwerk ist der Ort Warta-Klempicz, etwa 200 Kilometer von Berlin entfernt. Zudem zeigt eine Studie, dass Standorte für neue Atomkraftanlagen auch an der Oder in Frage kommen würden. Hierbei wäre der Ort Krzymów, der nur sieben Kilometer von Schwedt entfernt liegt, einer der Favoriten. Auch wenn die polnische Regierung gegenüber der Bundesregierung beteuert hat, dass die Standorte an der Oder nicht infrage kämen, werden wir als NaturFreunde die Entwicklung genau beobachten. Es kann und darf nicht sein, dass die Menschen in Ostdeutschland den Gefahren der Atomkraft ausgesetzt werden, ohne jeglichen Einfluss hierauf nehmen zu können.

Bis jetzt generiert Polen seine Elektrizität nicht aus der Nutzung der Atomkraft. Dies soll auch so bleiben. Die NaturFreunde fordern die polnische Regierung auf, sich statt für Atomkraft für eine nachhaltige und umweltgerechte Energiepolitik zu entscheiden. Nur mit einer konsequenten Energiepolitik kann Polen zu einem energiepolitischen Musterland innerhalb der EU werden und so den Herausforderungen der Zukunft begegnen.

Daher werden die NaturFreunde alle Anstrengungen der Regierung von Polen unterstützen, sich für eine nachhaltige Energiepolitik zu entscheiden. Zurzeit gewinnt Polen fast vollständig seine Energie aus fossilen Primärenergieträgern, vorwiegend aus Kohle. Aufgrund seines ausgedehnten Kohleabbaus ist Polen heute das Land in der EU, das mehr Steinkohle fördert, als alle anderen EU-Staaten zusammen. Aufgrund der völlig überalterten Anlagen stellen polnischen Stein- und Braunkohlekraftwerke mit die größten Emittenten des Klimakiller CO2 dar.

Mit der Entscheidung, sich auf den atomaren Irrweg zu begeben, würde Polen die Energiewende für viele Jahrzehnte verhindern. Die großen Energiekonzerne wie Polska Grupa Energetyczna (PGE) und Energetyka Poludnie (EP) planen in den nächsten Jahrzehnten in Polen umfangreiche Investitionen in zentrale Anlagen. Alleine PGE will innerhalb von knapp zwei Jahrzehnten 120 Mrd. Zl (rund 30 Mrd. Euro) in neue Anlagen investieren, darunter in den Bau eines Atomkraftwerks.

Polen verfügt über ein riesiges Potential an Biomasse, Solar- und Windenergie. Auch die Geothermie könnte hier eine größere Rolle spielen. Jedoch hat der staatliche Kohlebergbau in Polen eine enorme Lobby, die Stromerzeugung aus Windkraft oder Biomasse bisher wirksam begrenzen konnten. Deshalb fordern die NaturFreunde die Bundesregierung auf, sich auf europäischer Ebene für eine wirksame Förderung von erneuerbaren Energien in Polen sowie weiteren mittel- und osteuropäischen Ländern einzusetzen.

Denn die jetzige Energiepolitik der Regierung Polens setzt auf die Vergangenheit und nicht auf die Zukunft. Mit ihren Plänen, massiv in den Ausbau der Atomkraft sowie weiterer Kraftwerke auf fossiler Basis zu investieren, verhindert die polnische Regierung auch hier die notwendige ökologische Modernisierung ihres Landes. Zudem torpedieren sie aktiv die gemeinsam verfassten Beschlüsse auf europäischer Ebene, bis 2020 die Emissionen um 30 Prozent zu senken. Nur mit einer konsequent ökologischen Energiepolitik, die auf Energieeffizienz, Einsparen und erneuerbare Energien setzt, können die Herausforderungen des Klimawandels und der Energiekrise bewältigt werden.


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Quelle:
Presseinformation vom 20.05.2010
Herausgeber: NaturFreunde Deutschlands
Verband für Umweltschutz, sanften Tourismus, Sport und Kultur
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Mai 2010