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AUFRUF/006: 25 Jahre Uranmonster in Gronau - Uranfabrik sofort stillegen (BBU)


Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. - Pressemitteilung, 13. August 2010

25 Jahre Uranmonster in Gronau
Landesregierung soll die Uranfabrik sofort stilllegen

Verbände und Initiativen rufen zur Protestkundgebung am 5. September auf


(Gronau, Bonn, 13.08.2010): "Wir sagen niemals Ja zur UAA!" Unter diesem Motto steht seit Jahrzehnten der Widerstand gegen die einzige Urananreicherungsanlage (UAA) in der Bundesrepublik. Das "Uranmonster", so wird die Anlage in Kreisen der Anti-Atomkraft-Bewegung genannt, steht im westfälischen Gronau, fast an der Grenze zu den Niederlanden. Betrieben wird das "Monster" vom Urenco-Konzern, der international tätig ist. Der deutsche Zweig, der für den Betrieb der Gronauer Uranfabrik verantwortlich ist, ist jeweils zu 50% im Besitz der Energieriesen E.ON und RWE. Am Sonntag wird das Uranmonster, das auch unter der neuen rot-grünen Landesregierung noch weiter ausgebaut wird, 25 Jahre alt.

Am 15. August 1985 erfolgte die offizielle Inbetriebnahme der Gronauer Urananreicherungsanlage. Seitdem wird in Gronau angereichertes Uran für Atomkraftwerke produziert, aber auch Atommüll in erheblichem Umfang. Atommüll, für den es weltweit kein sicheres Endlager gibt. Das jedoch stört den Urenco-Konzern nicht. Kurzerhand soll ab 2011 neben der Urananreicherungsanlage eine Halle als sogenanntes "Zwischenlager" für rund 60.000 Tonnen Uranoxid gebaut werden. Der Arbeitskreis Umwelt (AKU) Gronau, der schon zu Zeiten des Genehmigungsverfahrens zu Beginn der 80er Jahre gegen die Urananreicherung vor Ort protestierte, geht davon aus, dass das geplante Zwischenlager ein Endlager wird: "Wenn der Uranmüll erst einmal in der Halle eingelagert wurde, wird er da wohl ewig bleiben", so die Befürchtung der Bürgerinitiative.


Arbeiter wurde bei Störfall verseucht

Zunehmende Sorgen bereitet die Urananreicherungsanlage immer mehr Gronauerinnen und Gronauer. Aufgeschreckt wurde die Bevölkerung im Januar durch einen Störfall in der Urananlage, bei dem erstmals ein Arbeiter mit radioaktiven Stoffen verseucht wurde. Zuvor hatte es auch bereits immer wieder Pannen in der Anlage gegeben, durchschnittlich etwa einmal im Jahr. Der AKU Gronau, sein Dachverband, der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU), das Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen und weitere Initiativen und Verbände haben immer wieder betont, dass der Anlagenbetrieb mit zunehmendem Alter unsicherer werden wird. Nach dem Störfall im Januar steht jetzt die Frage im Raum: Was passiert beim nächsten Störfall?

Nach eigenem Bekunden will die neue rot-grüne Landesregierung in Nordrhein-Westfalen prüfen, wie die Betriebsgenehmigungen zum Betrieb der UAA Gronau aufgehoben werden können. Die Anti-Atomkraft-Bewegung ist jedoch skeptisch, ob hinter dem Bekunden ein ernster Wille steht: "Derzeit rollen noch immer hochgefährliche Urantransporte von und nach Gronau und ermöglichen den Anlagenbetrieb. Gleichzeitig wird die Kapazität der Anlage massiv erweitert. Grundlage ist eine Ausbaugenehmigung, die im Jahr 2005 von der damaligen rot-grünen Landesregierung erteilt worden war. Die neue NRW-Landesregierung muss schnellstens zu erkennen geben, wann sie die skandalöse Genehmigung von 2005, sowie frühere Betriebsgenehmigungen, aufheben will", so Udo Buchholz, Anlieger der Uranfabrik und Vorstandsmitglied des BBU.


Udo Lindenberg - solidarisch mit dem Widerstand

Gleichzeitig mit dem Betrieb der Gronauer Urananreicherungsanlage hat es ständig Proteste gegen den Betrieb und Ausbau der Anlage, gegen die Urantransporte von und nach Gronau und gegen den vorgeschalteten Uranabbau in Kanada, Afrika und anderswo gegeben. Auch Udo Lindenberg, ein gebürtiger Gronauer, hat sich mit dem Widerstand gegen die UAA solidarisiert. Und der Protest reißt nicht ab. Seit Ende 1986 treffen sich kontinuierlich immer am ersten Sonntag im Monat Anti-Atomkraft-Initiativen zum Sonntagsspaziergang am Zaun der Uranfabrik. Über die Jahrzehnte konnten sie beobachten, wie "das Monster" ständig an Größe zunahm. Aber, so wird betont, ohne den dauerhaften Widerstand wäre die Kapazität der Anlage schon viel höher. So konnten indirekt zahlreiche Urantransporte verhindert werden.

Einen Tag vor dem Anlagengeburtstag "gratuliert" die Anti-Atomkraft-Bewegung auf ihre spezielle Art und Weise: Unter der Federführung des Natur- und Umweltschutzvereins Gronau (NUG) erscheint am Samstag (14.8.) eine Großanzeige im Gronauer Lokalteil der Westfälischen Nachrichten. Darin fordern zahlreiche Umweltverbände und Bürgerinitiativen von der NRW-Landesregierung die sofortige Stilllegung der Gronauer Urananreicherungsanlage. Unterstützt wird der bundesweite Protest sogar von Umweltorganisationen aus den Niederlanden, aus Schweden und sogar aus Russland.

Und der Widerstand gegen die Anlage geht weiter: Gemeinsam wird zu einer Protestkundgebung vor der Urananreicherungsanlage aufgerufen, die am 5. September stattfinden wird. Sie beginnt um 13.00 Uhr. (Gronau, Röntgenstraße 4). Die Anti-Atomkraft-Bewegung hat einen langen Atem und Udo Buchholz vom BBU-Vorstand ist überzeugt: "Ebenso wie die Uranfabriken in Hanau gestoppt werden konnten, wird es auch gelingen, die Gronauer Uranfabrik zu stoppen!"

Informationen über die ersten Jahre der Auseinandersetzung um den Bau und Betrieb der UAA in Gronau gibt es im Internet unter
http://www.uwz-archiv.de/Zeitschriften.124.0.html?&L=\%22%3E%3Ca%20href%3D.

Weitere Informationen über die Gefahren der Urananreicherung und über die Arbeit der Bürgerinitiativen und Umweltverbände gibt es u. a. unter www.aku-gronau.de, www.bbuonline.de und www.urantransport.de. Telefonische Auskünfte gibt es beim AKU Gronau unter 02562-23125 und in der Bonner Geschäftsstelle des BBU unter 0228-214032.


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Folgender Anzeigentext, incl. UnterstützerInnen, erscheint am 14.8.2010 in den Gronauer Nachrichten:

Seit 25 Jahren ist die Gronauer Urananreicherungsanlage (UAA) in Betrieb - seit dem 15. August 1985. 25 Jahre Radioaktivität, Atommüll und gefährliche Atomtransporte. In den 25 Jahren konnte Urenco den Widerstand nicht aufkaufen! Und die Anlage wurde nicht sicherer! Erstmals gab es in diesem Jahr einen Strahlenunfall, bei dem ein Arbeiter kontaminiert wurde. Er wurde durch insgesamt 4 Krankenhäuser geschleust. Sieht so ein funktionierender Katastrophenschutz aus? Fehlanzeige! Was passiert beim nächsten Störfall? Ab 2011 will Urenco die schon genehmigte, zusätzliche Atommüllhalle für 60.000 Tonnen Uranoxid an der Kaiserstiege bauen. Das bedeutet noch mehr Atommüll, noch mehr Atomtransporte.

Wir sagen NEIN!

Kommt am 5. September 2010 um 13.00 Uhr zur Protestkundgebung an der Urananreicherungsanlage, Röntgenstr. 4, Gronau. Wir fordern von der rot-grünen NRW-Landesregierung die sofortige Stilllegung der Urananreicherungsanlage (UAA) Gronau!


Ärzte für Frieden und soziale Verantwortung NRW; Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen; anti atom aktuell - Zeitung für die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen; Arbeitskreis gegen Atomanlagen Frankfurt/M; Allgemeiner Studierendenausschuss der Universität Münster; Arbeitskreis Umwelt (AKU) Gronau; Anti-Atom-Bündnis Münster; BioStand "Möhrchen", Gronau; Bund der Bürgerinitiativen Mittlerer Neckar (BBMN); Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU); Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Kreisgruppe Borken; BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen; BUND Regionalgruppe Münsterland; Bündnis 90/Die Grünen/GAL, Kreisverband Münster; Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus"; Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg; Ecodefense! (Rußland); Folkkampanjen mot Kärnkraft/kärnvapen (FMKK), The Swedish Antinuclear Movement, Schweden; GAL-Fraktion im Rat der Stadt Gronau; Grafschafter Bürgerinitiative Umweltschutz (GBU); Grün Alternative Liste (GAL) Gronau; IPPNW -Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges / Ärzte in sozialer Verantwortung; LAKA Foundation, Documention and research centre on nuclear energy, Amsterdam; Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt Nordrhein-Westfalen (LNU); Liebermann, Hartmut, ehemaliger Pressesprecher der Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus"; Naturschutzbund Deutschland (NABU) Kreisverband Borken und Landesverband NRW; Natur- und Umweltschutzverein Gronau (NUG); Neuhaus, Katharina und Eckart, Lübeck; ÖTR - Öko-Technik Rottmann, Gronau; Schweinfurter Aktionsbündnis gegen Atomkraft; SOFA Münster / Gruppe für den sofortigen Atomausstieg; urgewald, Sassenberg; Vierether Kuckucks-Ei, Bamberg; VSR-Gewässerschutz, Geldern; World Information Service on Energy (WISE), Amsterdam.


Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V.,
Prinz-Albert-Str. 55, 53113 Bonn
Tel.: 0049 228 / 21 40 32, Fax: - 33,
Email: BBU-Bonn@t-online.de, Homepage: BBU-online.de

Arbeitskreis Umwelt (AKU) Gronau
Mitglied im BBU e. V.
c/o Siedlerweg 7
48599 Gronau
www.aku-gronau.de
02562-23125


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:
Foto: Protest gegen die Ankunft eines Sonderzuges mit Uranhexafluorid an der Gronauer Urananreicherungsanlage (Sommer 2009)
Foto: Udo Lindenberg signiert bei der Eröffnung des Rockmuseum in Gronau 2004 ein Anti-Atomkraft-Transparent.


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Quelle:
BBU-Pressemitteilung, 13.08.2010
Herausgeber:
Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) e.V.
Prinz-Albert-Str. 55, 53113 Bonn
Tel. 0228/21 40 32, Fax.: 0228/21 40 33
Internet: www.bbu-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. August 2010